Unheimliche Begegnungen (German Edition)
Gerechten an einem Tisch.
„Hat einer von euch Deppen auch noch vor, mich zu beleidigen?“ Die typische Ausdrucksweise Jims.
Angesichts der bereits geschwollenen Zornesader an Jims Schläfe wagte niemand einen Ton zu sagen. Aber es machte ihnen trotzdem immer wieder Spaß, ihn bis zur Weißglut zu bringen, indem sie eine abfällige Bemerkung machten. Natürlich stand derjenige, wie eben auch der Junge, der weglief, in der Nähe der Tür, um einen kurzen Fluchtweg vor Jims Wutausbruch zu haben.
Vinc überkam, wie bereits schon einmal, ein wehmütiges Lächeln.
Doch zunächst galt seine Aufmerksamkeit der näheren Umgebung. Da es noch Tag war, befand sich das Innere in der spärlichen Helligkeit durch das Laub der Bäume dringende Sonnenlicht.
Er musste einige Male hin und her schweben, damit er die Bodenfläche genauer betrachten konnte, um die Seiten vielleicht zu entdecken. Aber so sehr er sich mühte, er sah sie nicht.
Enttäuscht schwebte er an die Decke des Hauses. Er sah von oben die Jungen und er hörte Jim sagen: „So, ihr Arschlöcher, damit ist die Sitzung beendet.“
Vinc schmunzelte wieder. Er kannte inzwischen Jims Lieblingswort. Eigentlich fürchteten sie nicht seine Stärke, wohl eher sein Mundwerk. Außerdem war es eine schöne Abwechslung, sich im Waldhaus zu treffen.
Vinc musste nun blitzschnell zu einem Entschluss kommen. Wenn die Jungs jetzt das Haus verließen und die Tür schließen würden, wäre er bis zu ihrem Treffen gefangen. Da hörte er auch die Zeit, wie lange er ausharren müsste, als Jim sagte: „Dann bis nächste Woche.“
Vinc wollte schon mit hinausschweben, doch er sah, da Jim aufstand, was er seinem Blick freigab, als er den Stuhl dabei verrückte. Unten auf dem Boden lagen die fehlenden Seiten.
Und nun wusste Vinc, dass sie unsichtbar waren und so ein Gasgebilde wie er auch. Aber wieso lagen sie so offen herum? Und wieso waren sie unsichtbar für andere?
Auf einmal hörte er eine Stimme: „Du glaubst wohl, ich sehe dich nicht? Dich und diese Seiten?“
Die Tür stand noch offen.
Vinc sah eine dunkle schemenhafte Gestalt vor sich. „Du wirst nie mehr nach Arganon können. Das weiß ich zu verhindern.“
„Diese Stimme kenne ich doch. Bist du nicht Raxodus der Herr der Finsternis?“, fragte Vinc verwundert.
„Jetzt, da du mich erkannt hast, werde ich vernichten müssen.“
Vinc wusste um die Gefährlichkeit dieses Unholds, doch ihn interessierte im Moment etwas anderes: „Wie kommst du auf die Erde?“
„Da du sowieso es niemanden mehr erzählen wirst, kann ich es dir ruhig sagen. Ich bin mit euch mitgekommen. Liberia hatte vergessen, den magischen Gürtel um den Felsen zu legen. Am Ausgang zur Erde habe ich ihr die Energie abgesaugt, sodass sie geschwächt wurde, das bewog sie zur Umkehr. Dank deines Geisterdolches, den du damals über den Abgrund verloren hattest, kann ich auch als Geist hierher. Ich werde auch die Armee der Finsternis in Geister verwandeln und sie auf Erden holen. Damit unterwerfen wir deinen Heimatplaneten.“
Raxodus wollte nach den Seiten greifen, doch seine Hand ging ins Leere.
„Du kannst sie wohl nicht nehmen?“, fragte Vinc scheinheilig. Er wusste, sie als Geister konnten sie sehen, aber nicht fassen.
„Da brauchst du wohl mich?“, hörte Vinc eine Stimme von der Tür her.
„Liberia?“, fast wie aus einem Mund kam dieser verwunderte Ausruf. Es überraschte Raxodus genauso wie Vinc, das die schwebende Frau als Menschengestalt plötzlich auftauchte.
„Ja da staunst du?“ Dieser Satz war nicht an Vinc, sondern an den Herrn der Finsternis gerichtet.
„Du sagtest, du kannst das Gift der Erde nicht vertragen?“, fragte Vinc.
Liberia zeigte den Kristall der Spiegelung: „Ich erinnerte mich an ihn. So spiegelte ich mich. Die gespiegelten Wesen unterstehen nicht den Naturgesetzen. Gespiegelte Personen können auch nicht getötet werden, denn sie müssen nach gewisser Zeit in ihre Ursprungsgestalt.“
Sie wendete sich an Raxodus: „Warum nimmst du nicht die Seiten?“ Sie lachte. „Weil du es nicht kannst. Du siehst sie, aber du kannst sie nicht greifen.“ Sie wendete sich an Vinc: „Deute auf die Stelle, an der sie liegen.“
Vinc tat wie ihm geheißen.
Liberia nahm die Seiten auf und sagte dann: „Wenn du willst, dass diese Seiten nach Arganon gelangen, dann darfst du mir und dem Jungen nichts tun. Ich fordere dich auf dieses Haus zu verlassen und mit uns zurückzukehren, denn es gibt keinen anderen Weg, als
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