Unheimliche Begegnungen (German Edition)
angesichts der immer schwächer werdenden Liberia ungeduldig: „Rede schon! Wer oder was ist es denn?“
„Die Hitze“, war ihre knappe Antwort. Sie fügte anschließend, sichtlich etwas erholt, hinzu: „Ich merke das Zurückströmen der Energie, nachdem der Ausgang zu dem Feuer wieder geschlossen war.“
„Dann müssen wir wohl einen anderen Weg suchen, um auf die Erde zu kommen“, schlug Vinc vor.
„Nein, das ist der Einzige. Ich war noch nie auf der Erde, aber ich habe von dem Feuer schon gehört, es ist ein Schutz. Aber noch etwas bereitet mir Sorgen. Ich bin durch meine Verwandlung zu einem Menschen geworden, ich bleibe trotzdem ein Wesen von Arganon.“
Vinc wusste nicht, worauf sie hinaus wollte und sagte noch ungeduldiger: „Na und? Du bist doch im Aussehen ein Mensch. Dadurch erkennt doch keiner, woher du kommst.“
Sie trat dicht vor ihn und sah ihm fest in die Augen: „Durch meine Verwandlung habe ich mich verfestigt und bin nicht mehr ein mystisches Wesen. Das soll heißen, ich bin nicht mehr gefeit vor allen Krankheiten und Giften.“
Vinc verstand immer noch nicht, was sie damit andeuten wollte: „Wer will dich denn vergiften?“
„Die Erde“, antwortete sie dem verblüfften Vinc.
„Die Menschen auf der Erde kennen dich doch gar nicht. Welchen Grund also sollten sie haben, dich zu vergiften?“ Er schüttelte den Kopf und sah ihr anschließend fest in ihre Augen. Es gab ihm ein Stich ins Herz, als sich ihre Blicke trafen. Er hatte Angst, sich endgültig in sie zu verlieben, deshalb zwang er sich, ihnen wieder auszuweichen.
Ihre Antwort aber verwirrte ihn noch mehr: „Die Luft auf der Erde wird mich vergiften. Nicht nur, dass meine Energie in ein paar Tagen schwinden wird und mich entkräften, sondern die Luft wird mich auch töten, und damit meine Tage, in denen ich auf Erden verweilen kann, um einige reduzieren.“
„Die Luft? Ihr atmet doch auf Arganon auch Luft“, Vinc wusste nun nicht mehr, woran er war.
„Wir auf Arganon haben noch reine Luft. Ich aber habe gehört, dass eure Luft durch eure komischen Gefährte, den Rauch der Fabriken und wer weiß, was ihr noch alles in die Luft blast, vergiftet ist. Ihr Menschen seid inzwischen daran gewöhnt, aber meinem Körper könnte dieses Gift gefährlich werden. Das Risiko besteht sogar, dass ich sofort sterbe.“ Ihre Stimme klang etwas verzweifelt, als sie dies sagte.
„Sterben?“, fragte Vinc und meinte weiter: „Du bist doch unsterblich. Schließlich bist du die Wächterin zum Tor der Unendlichkeit.“
„Ja, aber mein Körper ist im Moment den Gesetzen der Natur unterworfen und dazu gehört nun einmal die Sterblichkeit.“
Vinc begriff zwar ihre Argumente, schließlich hatte er auch in der Schule das Thema Umwelt bereits gehabt. Abhandlungen wie Verschmutzung, Klimawandel waren ein täglicher Begriff und auch, dass ein Mensch, der vor Hunderten von Jahren lebte, sofort tot umfallen würde, käme er plötzlich auf die Erde. Er und seine Mitmenschen, die in diese verschmutzte Luft hineingeboren wurden, waren resistent gegen das Gift, so wie das Ungeziefer es wurde, denn zu ihrer Bekämpfung musste immer stärkeres Mittel eingesetzt werden.
Vinc stutzte, um dann zu fragen: „Du hast gesagt, dass du die Kristalle brauchst, um Energie zu haben. Was ist, wenn du sie nicht mehr hast? Stirbst du dann? Oder was passiert mit dir?“ Er war gespannt auf ihre Antwort, denn so langsam kam in ihm der Verdacht auf, sie wäre gar nicht Liberia, sondern man hatte ihn in diese unterirdische Falle gelockt, deshalb war er auf ihre Antwort sowie auf ihre Reaktion gespannt.
„Wenn mir die Energie fehlt, werde ich nur enorm geschwächt, sodass ich mich kaum noch bewegen kann. Ich werde dadurch willen- und kraftlos. Ich verliere die Verteidigungskräfte und kann das Tor zur Unendlichkeit nicht mehr bewachen.“
Vinc wurde wieder ungeduldig. Er dachte an die schwindende Zeit, nicht nur wegen Liberia ihrer, sondern auch wegen der von Vanessa und Tom. Je länger sie in den Fängen des Unholds blieben, desto kürzer könnten auch ihre Lebenserwartungen sein. Und noch ein wichtiger Faktor kam hinzu: Je länger sie zum Waldhaus brauchten, desto unwahrscheinlicher wurde es, dass dort die Seiten blieben, wenn sie überhaupt noch da waren. Wenn die böse Seite auch das Versteck kannte, dann brauchten sie Vinc nicht mehr. Doch zurzeit war das größere Problem mit Liberia.
„Was tun wir jetzt?“, fragte er, inzwischen ratlos geworden.
„Ich
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