Unheimliche Begegnungen (German Edition)
auf Arganon kein Begriff war, horchte er doch genau hin. Es konnte allerdings sein, dass das kleine Unikum bereits schon einmal diese Worte aufgeschnappt hatte und sie nun in seiner Aufregung von sich gab. Vinc dachte noch an die Ereignisse, bei denen er einen Sarg mit einem Kreuz, dem christlichen Symbol, bereits gesehen hatte. So seine Vermutung mussten sich auch andere Menschen auf Arganon aufhalten, die christlichen Glaubens waren, aber aus welchen Gründen auch immer unentdeckt bleiben wollten.
Vinc wurde in seinem Ton lauter und unbeherrschter.
„Schweig!“, zürnte er. „Du sprichst vom Eingang und dem Feuer der Hölle. Hast du schon jemals ein Feuer ohne Rauch gesehen? Wenn dort unten die Hölle wäre, dann müsste das Loch rauchen. Siehst du das nicht ein?“
Vinc Beweis hatte seine Wirkung, die er noch durch eine Ermahnung steigerte.
„Du willst ein Wüstenkönig sein und fürchtest dich vor einem kleinen Loch im Erdboden. Schäme dich! Wenn sich hier wirklich die Hölle öffnete, so müsste es nicht nur Rauch, sondern auch fürchterliche Hitze geben. Deine Angst ist lächerlich.“
Vinc musste den Kleinen überzeugen, denn er brauchte ihn unbedingt. Sollte er ebenfalls in die Tiefe einbrechen, wäre der Wüstenkönig der Einzige, der Hilfe holen könnte, denn im Moment sah er Risse um sich herum.
„Also sei kein Feigling und komm heran!“, forderte er ihn auf. Vinc brauchte ihm am Rand des Loches, denn das Gewicht dieses Winzlings dürfte nicht hoch sein, sodass er kaum einen Einbruch befürchten musste. Als nämlich Vinc versuchte zurückzugehen, gab der Sand bereits etwas nach.
Sendaston hatte Mut gewonnen und kam langsam herbei.
Vinc blieb nun ungefähr anderthalb Meter vom Rand des Lochs stehen und bog sich vor, um hinabzublicken. Die Seiten der Öffnung bestanden aus Sand. Sein Auge reichte nicht tief genug hinab. Er trat noch einen Schritt weiter vor. Da gab der Boden unter seinen Füßen nach und er fand kaum Zeit, sich zurückzuwerfen, so war die Stelle, an der er gestanden hatte, auch schon in die Tiefe geglitten.
Der Zwergenkönig sprang zurück und wollte den Sandhügel hinunterrennen.
„Wo willst du hin?“, rief Vinc.
„Zurück, zurück! Bald hätte es dich auch gepackt. Es ist wirklich die Unterwelt, vielleicht die Abteilung, wo die Seelen der Eindringlinge im ewigen Frost zittern müssen. Da gibt es keinen Rauch. Lass uns heimkehren, um dem Gott der Ykliten zu danken, dass wir nicht auch versunken sind!“
„Bei deinen Göttern und allen Priestern deines Glaubens. Wenn du weiter rennst, werde ich meine Freunde die Magier zur Hilfe rufen und dich töten lassen!“, bluffte Vinc.
Diese Drohung wirkte, denn der Wicht sagte nichts, sondern überzeugt davon, dass Vinc im Bunde mit den Mächtigen stand, stellte er sich in respektvoller Entfernung zu dem Loch hin.
Vinc legte sich nieder und kroch vorsichtig weiter, ganz so, wie man es tun muss, wenn man einen auf dem Eis Verunglückten aus dem Wasser ziehen will. Noch war sein Kopf einen halben Meter vom Rand entfernt, da gab die entgegengesetzte Kannte nach und stürzte in die Vertiefung. Auf seiner Seite aber hielt der Boden.
Er schob sich noch weiter vor und schaute hinunter. Was er dort sah, war überraschend.
Das Loch hatte eine Tiefe von ungefähr drei Metern. Die Wände bestanden im unteren Teil aus schwarzen Steinen, länglich, wie in einer Form hergestellt und im oberen aus Sand. Der untere Teil hatte ungefähr anderthalb Meter im Quadrat, der Umfang des oberen war bedeutend größer. Die unteren dunklen Steinwände glichen dem Inneren eines großen, viereckigen Schornsteins, der oben durch eine Ziegeldecke verschlossen gewesen war. Darüber hatte sich der Sand der Wüste gebreitet. Die Decke war morsch geworden oder hatte sich gelockert, der Sand drückte darauf und hatte nachgegeben. Sie war eingestürzt und der auf ihr lastende Sand war nachgerutscht.
Vinc lag über irgendeinem Bauwerk, über dem sich im Laufe der Zeit, womöglich Jahrtausende der Sand der Wüste angehäuft hatte, sodass es darunter verschwunden war. So jedenfalls seine kurze Einschätzung. Vermutlich war der Hügel, den er vorhin bestiegen hatte, auch ein Teil und vielleicht der wesentliche Teil des Bauwerks. Es war möglich, dass der Schacht eine geringe Tiefe besaß. Es konnte aber auch sein, dass er weit hinabführte. Verlor aber diese Verstopfung den Halt, so musste alles hinabstürzen. Er senkte den Kopf tiefer in das Loch und beachtete
Weitere Kostenlose Bücher