Unheimliche Begegnungen (German Edition)
nicht dabei, dass seine Tasche nur um den Hals hing, anstatt den Riemen quer über der Brust zu haben.
Er drehte seinen Kopf nach hinten und wollte den Wüstenkönig fragen, ob er diesen Schatten kennen würde. So sehr Vinc seinen Kopf nach hinten drehte, er sah den Kleinen nicht. Er stand auf, um zu sehen, wo er sich aufhielt, doch er war spurlos verschwunden.
Im Nachhinein kam ihm das Auftauchen des Wüstenkönigs merkwürdig vor. Er erschien aus dem Nichts und verschwand auch wieder dahin. Denn von hier oben hatte Vinc einen klaren Panoramablick, zumal die Sonne immer höher stieg und die Nacht vertrieb. Er hätte zumindest den Wicht als winzigen Punkt irgendwo laufen sehen müssen. Zumal die Zeitspanne noch gering war, in der er sich entfernte. Doch er hatte sich wie ein Geist aufgelöst. Er bückte sich zum Loch hin, wobei ihm die Tasche mit dem kostbaren Inhalt hinabfiel.
Es blieb ihm nichts anderes übrig, als hinabzuspringen, um sie zu holen und um eine Lösung innerhalb des unterirdischen Bereiches zu finden. Vielleicht gab es dort Gegenstände, die er herschleppen könnte, sie zu besteigen, den rettenden Rand erreichend, ja vielleicht gab es sogar eine Leiter.
Er sprang hinab, in der Hoffnung, dass nicht doch der Steinboden brüchig wäre und er durch seinen Sprungdruck einstürzen könnte und ihn hinab in die Tiefe mitreißen würde.
Doch seine Befürchtung blieb aus.
Er wendete sich einem an der Seite befindlichen Eingang zu, der durch das hereinfallende Sonnenlicht zwar etwas mehr beleuchtet war, aber dennoch der vermutliche weiterführende Gang im Schwarzen lag.
Er sah einen Gang vor sich, der aus dunklem Gestein gemauert und so hoch und breit war, dass auch eine beleibte Person bequem hindurchkriechen konnte.
Als er einige Meter gerobbt war, fühlte er, dass sich der Gang erweiterte.
Einen Augenblick später sah er ein Licht und stellte fest, dass er sich in einem kleinen Gemach befand, das Raum für mehrere Personen hatte. Die Wände bestanden ebenfalls aus schwarzem Gestein.
Und da geschah etwas Seltsames. Wie dahingezaubert, aus dem Nichts, stand plötzlich der Wüstenkönig mitten im Raum.
„Hier könnte ich wohnen. Hier ist die Luft ganz anders als in meinen traurigen Höhlen“, sagte er.
„Es gefällt dir hier?“, fragte Vinc. Er ging nicht weiter auf das Verschwinden vor der Höhle ein, denn er wollte, dass der Kleine selbst offenbarte, was er für ein seltsames Spiel trieb. Ihn zu bedrängen und viele Fragen zu stellen, wäre wohl unnütz, denn, so Vincens Überzeugung, würde er entweder belogen oder aber es würde sowieso das herauskommen, was er nur preisgeben wollte. Also tat er so, als überrasche ihn die plötzliche Anwesenheit nicht.
Der Wüstenkönig erachtete gar nicht klärende Worte zu sagen, er antwortete auf Vinc Frage: „Außerordentlich! Es ist zwar nicht jedermanns Sache, in den Schlund der Erde zu dringen, aber was sonst keinem möglich ist, das leiste ich. Ich würde sogar in die Tiefe der Hölle niedersteigen.“
Vinc horchte auf. Was war das für ein Gerede? War das der vor kurzem noch vor Angst geflüchteter Wüstenkönig? Wieso mimte er jetzt den Tapferen? Was für ein Spiel trieb dieses Wesen? Wie kam er überhaupt in diesen unterirdischen Raum?
Vinc fragte den Kleinen, in der Hoffnung er kenne sich hier aus: „Was ist das für ein Loch hier im Boden?“
Es gab in der Ecke des Gemachs eine Öffnung, die anscheinend senkrecht in die Tiefe führte. Sie war so weit, dass ein Erwachsener hineinsteigen konnte.
„Das ist wohl ein Schacht, in den wir hinabsteigen müssen“, erklärte Sendaston.
„Ein Schacht?“, fragte Vinc. „Gibt es denn keine Treppe oder Leiter hier?“
Wieder hegte Vinc großes Misstrauen gegen ihn, als er dessen Antwort hörte:
„Es gibt eine“, erklärte der Kleine. „Es sind zu beiden Seiten des Schachtes kleine, viereckige Löcher angebracht, in die man die Füße setzt. Das gibt auch einen festen Halt für die Hände, auf diese Weise kann man wie auf einer festen Leiter oder Treppe nach unten gelangen.“
Vinc hatte eine Idee, um zu erforschen, wie weit sich dieser Zwerg auskannte oder ob es nur ein Bluff war, um sich interessant zu machen oder gar ein Lügengespinst weiter zu flechten. Es konnte ja sein, dass dies eine lebensbedrohliche Falle war. Das bei dem Versuch nach unten zu klettern, indem man sich durch seine Angaben in Sicherheit wiegte, jedoch diese Klettervorrichtungen gar nicht vorhanden waren,
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