Unheimliche Begegnungen (German Edition)
zehn Pferde bringen mich da hinunter. Das ist doch nur eine Hinterlist des Teufels. Erst gibt er sich harmlos und dann raubt er unsere Seelen.“ Ihr schien die Ungewissheit an die Nerven zu gehen, aber auch die Angst beflügelte ihre anschließenden Worte: „Warum kommst du nicht zu uns hoch?“
Tom blieb zunächst über die dreisten Worte seiner Schwester der Mund offen stehen, um dann mit belegter Stimme zu sagen: „Hast du sie noch alle? Forderst ihn auch noch dazu auf.“
„Ist mir doch egal. Geht doch sowieso alles zum Teufel.“ Sie schlug sich wegen dieser Redensart, die unbedacht über ihre Lippen kam, auf den Mund. „Ich meine, ist sowieso alles sinnlos. Wir wissen nicht, wo wir sind und was uns erwartet. Dann kann er uns doch gleich holen.“ Sie deutete erregt und mit zitterndem Arm in Richtung des unterirdischen Eingangs.
Sie wunderten sich über das Schweigen des sonst so gesprächigen Unbekannten. War er nicht mehr da?
„Ich gehe nachsehen. Egal was da unten ist, ich will es wissen. Wenn es wirklich der Teufel ist, dann können wir ihm sowieso nicht entkommen.“ Vinc überlegte noch, um anschließend zu rufen: „Das Mädchen hat recht. Warum kommst du nicht herauf?“
„Ich kann nicht. Ich bin eingeklemmt. Und ich bin wirklich nicht der Teufel. Kommt und helft mir!“ Und dann hörten sie ein Wort, dass wohl nie der Teufel in den Mund nehmen würde: „Bitte.“
Vinc sagte entschlossen zu den beiden: „Ihr bleibt hier und ich gehe. Sollte ich nach einiger Zeit nicht mehr erscheinen, dann lauft um euer Leben.“ Er hasste lange Abschiede, vor allem zu gefühlvolle, aber diesmal drückte er Vanessa länger als er wollte und gab ihr einen kräftigen Kuss auf die Wange. Sogar Tom drückte er fester als sonst, aber sah von einem Kuss ab.
Sie wollten Vinc nicht alleine lassen, jedoch er meinte nur: „Was kommen muss, kommt. Und ihr bleibt hier, falls es eine Falle ist, damit ihr mir helfen könnt und wir ihr nicht alle ausgeliefert sind.“ Und ging auf die Klappe zu.
Als Vinc die Stiege in das Dunkle hinabstieg, war es ihm gar nicht wohl in seiner Haut. Er merkte das Kribbeln in seiner Magengegend, untrügliches Zeichen seiner Erregtheit. Unten angelangt konnte er durch den spärlichen Einfall der Sonnenstrahlen nur im engsten Umkreis etwas sehen. Er trat aus dem Lichtkegel, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ihm fielen die Worte des Mannes mit dem sprechenden Buch wieder ein, die ihm den Eingang zur dunklen Seite erklärten. War das dieser Eingang? Aber das konnte er nicht sein, denn über ihm war kein Friedhof, noch war der Zugang in einer Kapelle. Er hörte ein leichtes Wimmern und sah, als er in die Richtung schaute, aus der es kam, zwei grüne leuchtende Augen.
Vanessa und Tom wurde das Warten zu einer Ewigkeit. Vanessa schaute auf ihre Armbanduhr und musste feststellen, dass sie stehengeblieben war. Sie tippte mit dem Fingernagel mehrmals heftig auf das Gehäuse, aber die digitale Uhr zeigte keine Zeit mehr an. „Mist, die Batterie scheint alle zu sein“, stellte sie fest und an Tom gewandt fragte sie: „Wie spät ist es eigentlich?“
Er schaute auf seine Uhr: „Keine Ahnung. Batterie ist leer.“ Er überlegte und fuhr fort: „Kann nicht sein. Ich habe sie erst vor ein paar Tagen erneuert.“
„Die Uhren gehen hier nicht. Aber warum nur?“, fragte Vanessa mehr zu sich. „Da!“ Tom deutete zur Klappe, aus der ein eigenartiges Wesen entstieg. Er sah neben sich einen stattlichen Ast liegen und hob ihn hoch, um es diesem Wesen auf den Kopf zu hauen, falls es den beiden zu nahe kommen würde. Wenn er auch ein kleiner Angsthase war, aber sein Leben und vor allem das seiner Schwester würde er bis zum letzten Atemzug verteidigen. Denn er fühlte sich stets als Beschützer von Vanessa, wenn sie auch gut auf sich selber aufpassen konnte. Aber sie war ja nur ein Mädchen. Übrigens, vor einiger Zeit hätte er das Wort "Nur" nicht vor Mädchen gesetzt. Seine Enttäuschung über Liane saß so tief in ihm, dass aus “tolles“ Mädchen, ein “nur“ Mädchen wurde.
Das Wesen blieb am Eingang stehen und schaute zu den beiden herüber. Es näherte sich nicht, sondern blieb unbeweglich stehen.
„Sieht aus wie ein Alien“, sagte Tom und hielt seine flache Hand über die Augen, um die Strahlen der Sonne etwas abzuschirmen.
Dann sahen sie zu ihrer Erleichterung, wie Vinc ebenfalls nach oben kam. Gemeinsam schritten sie zu Vanessa und Tom.
Und nun sahen sie das kleine
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