Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Arganon zu bekommen. Also war er bei uns im Waldhaus. Aber scheinbar ist er auf Erden unsichtbar.“
    „Genau, er sagte ja: Das Waldhaus sei das Tor nach Arganon.“ Tom sprang bei seinen Worten von dem Stamm, beinahe Vinc auf die Füße. „Wir müssen nur die Zauberstäbe wieder benutzen und ab geht es Heim.“ Er taumelte, während er das sagte, zur Seite und fiel vor den Stamm, auf dem noch Vanessa saß, denn das Abbremsen, um nicht auf Vinc Füßen zu landen, brachte ihn ins Straucheln.
    „Und wie sollen wir die Stäbe benutzen?“, fragte Vanessa etwas genervt.
    Erst jetzt bemerkten sie das Fehlen dieser Gegenstände.
    „Die sind wohl im Waldhaus zurückgeblieben.“ Tom griff noch einmal liegend in seine Hosentaschen, um festzustellen, dass sie sich nicht darin befanden. Aber es war sowieso nur eine hilflose Geste, denn die Stäbe waren zu lang, um in ihnen Platz zu finden. Vinc nahm sie gewöhnlich in seinem Tornister mit nach Hause. Aber er musste feststellen, dass auch dieser Gegenstand im Waldhaus zurückgeblieben war.
    „Also spinne ich mal meinen Faden weiter“, sagte er, sah dabei, wie Tom sich mühte, wieder zurück in die senkrechte Haltung zu kommen. Eigentlich galt sein Blick mehr Vanessa, aber Tom lag genau im Blickfeld und im Moment sah seine fast akrobatische Aktion aufzustehen lustiger und auch interessanter aus. Diese Ablenkung brachte aber seinen Gedankengang ins Stocken, so dass er Vanessa, nachdem Tom sich wieder auf den Stamm gesetzt hatte, ansah und fragte: „Was wollte ich eigentlich sagen?“
    „Du wolltest weiter spinnen“, hörte Vinc Toms Bemerkung. Tom rückte etwas mehr abseits, denn er erwartete eine Attacke von Vinc auf seine Schulter. Nicht dass das Vinc keinen Spaß verstand, aber es tat ihm gut, Tom ab und zu einen kleinen zu verpassen, nicht zu fest, aber spürbar. Es waren die kleinen Racheaktionen, wenn er Vanessa des Öfteren verbal angriff. Dazu nutzte Vinc jede Kleinigkeit, um es Tom heimzuzahlen. Die Liebe geht ihre eigenen Wege, besonders die noch ganz junge.
    „Den Faden wollte Vinc weiterspinnen“, sagte Vanessa schnell, um einer möglichen Auseinandersetzung vorzubeugen.
    „Genau, das wollte ich. Nachdem wir nach draußen gingen, waren wir bereits auf Arganon. Daher konnten wir unsere Räder nicht mehr finden. Unser Weg wurde zu diesem Gehöft gelenkt“, setzte Vinc seine Überlegungen fort. Ihm war es wichtig, erst einmal die Umstände zu entwirren. „Die Zeit aber musste dabei auch eine Rolle spielen. Aber welche?“ Vinc stockte und sah zu Tom, dann zur Vanessa und wieder zu Tom. Doch sie schüttelten nur die Köpfe, so fuhr er weiter fort: „Auf alle Fälle war Magie im Spiel. Die Leiter zum Dachboden. Wir sahen sie und die anderen Anwesenden des Gehöftes nicht. Der Zeitsprung, nachdem wir uns auf die flimmernden Betten legten, alles muss eine Bedeutung haben.“ Vinc schwieg nun auch, so wie seine Begleitung die ganze Zeit über.
    Vanessa unterbrach die Stille mit der Frage: „Wie soll es weitergehen? Wir kennen uns hier nicht aus und kennen auch nicht die Gefahren, die auf uns lauern. Welche Lebewesen bevölkern dieses Zauberland?“ Vanessa sprang vom Stamm und lauschte in die Richtung, in der sich die Falltür befand, die sie hinab gestiegen waren, um sich vor dem todbringenden Sturm zu retten. „Ich höre da etwas.“ Erst klang es wie ein Kichern und dann wie eine Drohung. Vanessas feines Gehör erfasste bereits Geräusche, bevor sie die Jungen wahrnahmen.
    „Schauen wir doch mal nach“, antwortete Vinc und wollte hingehen, doch er wurde von Vanessa am Arm zurückgehalten.
    „Und wenn das eine Falle der bösen Mächte ist?“, fragte sie ängstlich.
    Vinc zog Vanessa mit seinen Händen näher zu sich, indem er sie an die Schultern fasste. Als sie nahe vor ihm stand, war die Versuchung, ihr einen Kuss auf ihren roten herzförmigen Mund zu geben, fast stärker, als ihr zu antworten. Doch angesichts dieser ungewöhnlichen Situation, in der sie sich befanden, war wohl eine richtige, tröstende Antwort angebrachter.
    „Zunächst einmal müssen wir, trotz aller bisherigen merkwürdigen Umstände, alles so betrachten, wie wir es auf unserer Erde kennen. Es gibt keine Zauberei, sondern nur Zaubertricks. Alles ist zu erklären. Schließlich gehen wir in eine Schule, die mit PCs ausgerüstet ist und an denen wir lernen. Also unserem Jahrhundert angepasst. Glaube mir, auch für dies alles hier wird es eine natürliche Erklärung geben. Vielleicht