Unit Kill
hatte man sorgfältig darauf geachtet, dass alles was an Bord ging, möglichst lange haltbar war. Die Tiefkühlwaren waren bereits alle verladen. Natürlich gab es auch massenhaft frisches Obst und Südfrüchte, die gerade nach unten gereicht wurden.
Hansen dachte an die letzten Stunden zurück. Als er sich die ständig wiederholte Durchsage „U 37, U 37, wir werden sie versorgen. Falls sie dies hören, nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf!“ im Kopfhörer anhörte, wusste er zum ersten Mal seit sie aus ihrem Heimathafen ausgelaufen waren, nicht mehr, was er tun sollte. War das eine Falle oder nicht? Konnte er dem Signal trauen? Er beriet sich kurz mit Schmidt, der sich allerdings in genau der gleichen Zwickmühle befand. Er musste selbst zu einem Entschluss kommen und entschied sich entgegen allem, was er in den letzten Tagen erlebt hatte, für Vertrauen. Und bislang bereute er seine Entscheidung nicht im Geringsten.
Die ursprünglich geplante Geheimhaltung der Versorgung von U 37 hatte sich als praktisch nicht durchführbar erwiesen. Nach kaum einer Stunde war die gesamte Besatzung der Augsburg auf den Beinen und half bei der Beladung und Betankung von U 37 mit. Durch die verschossenen Torpedos und Flugkörper war zusätzlicher Platz an Bord frei geworden, der bis zum letzten Kubikzentimeter ausgenutzt wurde.
Der Ingenieur des Versorgers hatte mit Hansen zusammen etwas diskutiert, was ihm eingefallen war, als die Dieselbetankung begonnen wurde. Hansen hatte darauf sofort seinen Schiffstechnischen Offizier, seinen ersten Wachoffizier, den Obersteuermann und Schmidt hinzugezogen. Nach einer halbstündigen Diskussion und dem Studium etlicher Seekarten hatte Hansen den bisherigen Plan für ihre Heimreise komplett verworfen.
Seine Gedanken kehrten wieder in die Gegenwart zurück. Die gesamte Besatzung von U 37 war an Deck der Augsburg an der frischen Luft und genoss die herrliche laue Sommernacht. Hansen hatte vorhin seiner Besatzung eine halbe Flasche Bier genehmigt. An Deck wurde inzwischen gegrillt und das Ganze hatte mittlerweile den Charakter eines Bordfestes angenommen. Nur Hansen, sein Erster, sein Zweiter, der Sonaroffizier, der schiffstechnische Offizier, zwei Motmeister und der Steuermann blieben abstinent. Sie würden nachher das Boot fahren, das hatte sich die Besatzung verdient. Ablegen und sofortiges Tauchen war für eine Stunde vor Sonnenaufgang vorgesehen.
Der Navigationsoffizier der Augsburg kam herüber und gab Hansen lächelnd eine Hülle mit mehreren DVDs und eine große Rolle Papier. „Darin sind alle Seekarten des betreffenden Gebietes enthalten. Und hier die Papierkarten, man kann nie wissen.“ Hansen lächelte zurück und dachte, da hast du Recht, mein Junge.
Er ging noch einmal nach unten in die Zentrale von U 37. Er übergab dem Steuermann, der gerade am Fahrstand war, die DVDs und die Karten. Überall stapelten sich Kisten, Beutel und kleine Papp-Paletten mit Nahrungsmitteln. Er ging durch das Boot, es roch leicht nach Diesel. Kein Wunder, dachte er als er die unzähligen Kanister sah, die an jedem Stückchen freien Platz stapelten. Der durch die sechs verschossenen Torpedos frei gewordene Raum, war ebenfalls vollständig mit Kunststoffbehältern voller Treibstoff und Lebensmittelkonserven aufgefüllt. Hansen dachte an den Ingenieur der Augsburg zurück. Dem schulden wir etwas, dachte er lächelnd. Er ging wieder zurück in die Zentrale. Der Obersteuermann war auf dem Weg nach unten in den Rechnerraum, um dort die digitalen Seekarten einzuspielen. „Super, alles was wir brauchen, Herr Kapitän“, sagte er im Hinausgehen.
Hansen ging wieder zurück an Bord der Augsburg. Noch vier Stunden, dann waren sie wieder alleine unterwegs. Er war trotz allem zuversichtlich, denn der neue Plan für die Heimreise war einfach genial. Mit dieser Variante würde garantiert niemand rechnen. Damit hatte vor ein paar Stunden nicht einmal er selbst gerechnet. Er schüttelte nochmals den Kopf und lächelte still in sich hinein.
Südatlantik, Kapverdisches Becken
Die Falle würde tödlich sein. Insgesamt zwanzig atomar angetriebene Jagd-U-Boote, sowie zahlreiche Flugzeuge des Typs P3 Orion und S3 Viking hatten sich in einem riesigen Seegebiet südwestlich der Kapverdischen Inseln so verteilt, dass sie praktisch jeden Quadratmeter des Gebietes akustisch überwachen konnten. Das Gebiet wurde im Norden vom zwanzigsten Breitengrad, im Süden vom Äquator, im Westen vom dreißigsten und im Osten vom
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