Unit Kill
konnte. Hansen blickte auf sein taktisches Display, auf dem er gerade die bisher zurück gelegte Strecke eingeblendet hatte. Sie würden in knapp einer Stunde wieder schnorcheln. Er bekam plötzlich Hunger und ging hinunter in die Back.
Schmidt, Maier, einer der Sonarmeister und zwei von Schmidts Männern saßen an den Tischen auf dem unteren Deck des Unterkunftsbereichs und aßen belegte Brote. Es duftete verführerisch nach frisch gebrühtem Kaffee.
Die Stimmung an Bord war nicht mehr so gedrückt, obwohl U 37 jetzt schon insgesamt drei Mal von US-amerikanischen Einheiten angegriffen worden war und immer noch niemand wusste, warum. Hansen hatte sich mit Schmidt abgestimmt, vor der Besatzung möglichst nichts geheim zu halten. Nachdem sie sich weit genug von dem amerikanischen Verband entfernt hatten, hatte der Kommandant die ganze Einheit umfassend über alles informiert, was ihm bisher bekannt war. Die Männer waren zuerst fassungslos, dann wütend und jetzt von tiefem Groll gegen die Drahtzieher dieses Verbrechens erfüllt.
Maier, dessen Wache gerade zu Ende gegangen war, unterbrach die Stille und stellte Schmidt eine Frage, die ihn schon seit der Versenkung des Frachters bewegt hatte: „Was genau waren das denn für Leute auf dem Schiff?“
Schmidt blickte ihn verständnislos an. „Ich meine auf dem Frachter, den wir versenkt haben“, erklärte der Erste Wachoffizier.
Schmidt dachte einen Augenblick nach, ehe er antwortete. „Nun, es war eine Truppe, die den bewaffneten Kampf radikal-islamischer Fundamentalisten in Indonesien anfachen und unterstützen sollte. Geistliche Würdenträger, Selbstmordattentäter, Ausbilder und Al-Qaida-Kämpfer aus Afghanistan und Pakistan, ein Vertrauter des iranischen Präsidenten und der Finanzchef von Al-Quaida höchstpersönlich.“
„Es hat sich also gelohnt“, antwortete Maier nachdenklich.
Schmidt sah ihn scharf an, aber Maier hatte es wohl genau so gemeint, wie es gesagt hatte. „Ja, aber nur aus einer bestimmten Sichtweise.“
Maier blickte Schmidt fragend an. „Wie meinen Sie das?“
„Ich frage mich, warum man das nicht anders machen wollte.“
„Wie anders?“, wollte Maier wissen. Hansen gesellte sich mit einem dick mit Schinken, Käse und Salat belegten Sandwich zu den Beiden, schenkte sich einen Pott Kaffee ein und hörte interessiert zu. Auch die anderen Besatzungsmitglieder, die gerade anwesend waren, hatten ihre Gespräche unterbrochen, um den Dialog mit zu verfolgen.
„Nun, was ist denn jetzt? Zwei Schiffe sind verschwunden. Man wird annehmen, dass sie gesunken sind. Ein Unfall mit dem Sprengstoff, ein Zusammenstoß, was weiß ich. Aber der Iran wird garantiert nicht preisgeben, wer tatsächlich an Bord war, selbst dann nicht, wenn er Verdacht schöpfen sollte, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Mit anderen Worten, der Rest der Welt weiß von gar nichts. Und auch dem Iran ist nicht klar, was genau passiert ist.“
Schmidt blickte Hansen und Maier durchdringend an. „Und jetzt stellen Sie sich mal vor, der Frachter und die Fregatte wären von einem Überwasser-Kriegsschiff aufgebracht worden, am besten einem nicht-amerikanischen. Der Finanzchef von Al-Qaida auf dem Weg vom Iran nach Indonesien festgenommen. Selbstmordattentäter auf dem Weg vom Iran nach Indonesien festgenommen. Mit dabei ein Vertrauter des Präsidenten und die ganzen so genannten Geistlichen. Das wäre doch ein Fang gewesen! Die ganze Bande als Terroristen enttarnt, die ein fremdes Land unter ihre Kontrolle bringen wollen. Geschickt vom Iran. Das wäre doch von einem unermesslichen, politischen Wert für den Westen gewesen. Was für ein Coup! Der Iran wäre doch weltpolitisch endgültig erledigt. Selbst Russland und China würde es schwer fallen, mit dem Iran noch weiter so innig Geschäfte zu machen, wie bisher.“
Hansen und Maier schwiegen und ließen sich das durch den Kopf gehen.
„Und was ist jetzt?“, fragte Schmidt in die Runde und gab selbst gleich die Antwort. „Jetzt haben wir Indonesien vorerst vor weiterem Terror bewahrt und der Iran weiß nicht einmal, dass er eins vor die Birne bekommen hat. Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Trotz eifrigstem Nachlesens, ist für mich der Schutz des Staates Indonesien und seiner Bürgerinnen und Bürger, nicht im Auftrag der Deutschen Marine zu finden.“ Er schüttelte seinen Kopf. „Beim besten Willen nicht.“
Da war es wieder. Das unheimliche Gefühl, das Hansen immer öfter beschlich, wenn er
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