Unit Kill
retten. Für ein paar Minuten hatten sie noch die Option, zu wenden, mit Höchstgeschwindigkeit direkten Kurs auf Afrika oder Saudi-Arabien zu nehmen und dort irgendwo an Land zu gehen. Aber würde die Besatzung dadurch tatsächlich gerettet, oder später an Land schlicht und einfach umgebracht werden? Denn dazu waren die USA und ihre Geheimdienste durchaus in der Lage. Nein, sagte sich Hansen, wenn wir uns nicht mehr verstecken können, dann werden wir uns eben wehren. Ab jetzt werden wir offensiv operieren, dachte er. Hansens Gesicht nahm bei seinen Gedankengängen einen immer härteren Ausdruck an. Seine Emotionen waren ihm deutlich anzusehen, etwas, das für den Kommandanten, zumindest im Dienst und ganz besonders an Bord seines Bootes, absolut untypisch war.
Er befahl seinen ersten Wachoffizier zu sich in seine Kammer. Er fragte Schmidt, der Hansens Mienenspiel in den letzten Minuten wortlos mitverfolgt hatte, ob er auch dabei sein wollte. „Schmidt, Sie sind zwar im aktuellen Stadium unserer Operation nur Zuschauer und Sonar-Praktikant, aber ich würde es begrüßen, wenn Sie von Anfang an in alles eingeweiht sind.“ Trotz der prekären Situation musste Schmidt lächeln und erhob sich nickend.
In seiner Kammer angekommen, begann Hansen sofort mit seiner Sicht ihrer Lage. „Wir stehen vor folgender Situation: Das Flugzeug, das wir abschießen mussten, und die Fregatte haben offenbar Kontaktmeldungen abgesetzt und nun steuert eine größere Anzahl von Kampfschiffen auf unsere letzte Position zu. Der Zwischenfall vor vier Stunden war eher ein Zufall, vermutlich hat die Fregatte auf den Verband gewartet und wir kamen ihr dummerweise in die Quere. Offenbar ist der feindliche Verband nicht oder nicht vollständig über unsere Fähigkeiten informiert oder man glaubt aus irgendeinem, für mich mittlerweile nicht mehr nachvollziehbaren Grund, dass wir nicht angreifen werden. Oder jemand hat zynischerweise einfach mehr Schiffe losgeschickt, als wir Torpedos an Bord haben können. Wie dem auch sei, diese Menge an Schiffen, die mit aktiver Sonarsuche auf uns zukommt, stellt eine wirklich ernsthafte Gefahr für uns da. Vor allem dann, wenn, was ich vermute, auch U-Boote und Luftunterstützung hierher unterwegs sind. Gegen diese Massierung gegnerischer Einheiten haben wir auf Dauer nicht die geringste Chance.“
Er fuhr fort. „Wir haben aber auch ein paar Vorteile. Wir orten den Gegner durch sein Pingen lange, bevor wir selbst von ihm geortet werden können und sind dadurch in der Lage, rechtzeitig entsprechende Ausweichmanöver auszuführen. Wir sind zudem extrem schwer zu orten. Falls wir zum Beispiel auf Grund liegen, kann es sein, dass man uns auch mit aktivem Sonar nicht orten kann. Genau das haben das Los-Angeles im Golf von Persien und vorhin die Fregatte erfahren müssen. Magnetisch und thermisch haben wir ebenfalls ein verschwindend niedriges Profil.“
Er schwieg und nickte seinem ersten Wachoffizier zu, der mit leicht gerunzelter Stirn zugehört hatte. Der antwortete: „Aber wie sollen wir einer so breiten Front aus so vielen Schiffen entkommen? Was ist, wenn sie in der Nähe des gemeldeten Kontaktes zum Beispiel anfangen, wahllos Wasserbomben mit Grunddetonation zu werfen oder eine Flut von automatischen, zielsuchenden Torpedos auf gut Glück auf uns los lassen? Das würde ich zum Beispiel an deren Stelle tun. Was ist, wenn sich auch einige Einheiten passiv verhalten und uns eine Falle stellen?“
Hansen nickte zustimmend, denn sein IWO hatte fast genau die gleichen Befürchtungen, die er selbst auch hegte. Hier, in der Abgeschiedenheit seiner Kammer, war Offenheit gefragt. Dies war der einzige Ort im Boot, an dem Entscheidungen des Kommandanten diskutiert werden durften. Das hatte Hansen seinen Leuten oft genug eingetrichtert.
„Genau IWO. Da haben sie völlig Recht. Ich habe einige Ideen, noch keinen ausgereiften Plan, dafür sind einfach noch zu viele Fragen hinsichtlich der Zusammensetzung unseres Gegners unbeantwortet. Aber zumindest einige Ideen.“
Maier und Schmidt lauschten gespannt. „Ich vermute, es handelt sich hier um einen Trägerverband, der massiv durch U-Jagd-Kapazitäten, also Zerstörer, Fregatten und Unterseeboote verstärkt wurde. Mit zahlreichen U-Jagd-Flugzeugen und bordgestützten Hubschraubern müssen wir ebenfalls rechnen. Da man inzwischen erkannt haben dürfte, dass wir passiv nicht so einfach zu orten sind, geht man mit Aktivsonar auf uns los. Ich glaube auch, dass
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