Unit Kill
gemacht hatte. Und das war einiges, denn bisher gab es für diese Behörde ein Wort, das sie perfekt beschrieb: Unglaublich.
Das Unglaubliche fing schon mit der Gründung des BND an. Er entstand im Jahr 1945 auf Betreiben der US-amerikanischen Besatzungsbehörden aus ehemaligen Mitarbeitern der Abteilung „Fremde Heere Ost“ der deutschen Wehrmacht und hatte ab Ende 1947 ihren Sitz in Pullach bei München. Er hatte damals noch den inoffiziellen Namen „Organisation Gehlen“, benannt nach seinem Gründer und langjährigen Leiter Generalmajor Reinhard Gehlen. Und diesem Mann fiel leider nichts besseres ein, als in der jungen deutschen Nachkriegsdemokratie einen Nachrichtendienst aufzubauen, dessen Mitarbeiter größtenteils ehemalige Angehörige von SS, SD und Gestapo waren. Diese Leute wurden, nicht weniger unglaublich, mit Duldung der US-Behörden größtenteils mit einer neuen Identität versehen, um Problemen mit der Justiz aus dem Weg zu gehen. Im Jahr 1956 wurde die Organisation Gehlen mit ihrem Leiter als Bundesnachrichtendienst ganz offiziell in den Dienst der Bundesrepublik übernommen. Das Unglaubliche daran war, das dies ohne irgend eine gesetzliche Grundlage geschah. Die wurde tatsächlich erst vierunddreißig Jahre später, im Jahr 1990, durch ein entsprechendes ‚Gesetz für den Bundesnachrichtendienst’ geschaffen.
Aber bis dahin war der Ruf des BND schon durch eine unglaubliche, nicht enden wollende Reihe von Fehlschlägen, Peinlichkeiten und mehr oder weniger kriminellen Aktivitäten gründlich ruiniert. Begonnen hatte es in den fünfziger Jahren. Der größte Teil der in osteuropäische Länder eingeschleusten oder dort rekrutierten Agenten arbeitete in Wahrheit für die gegnerischen Geheimdienste. Die wenigen echten Agenten wurden in der Regel schnell enttarnt, insbesondere der DDR gelang es im Jahr 1953 in einer groß angelegten, spektakulären Aktion fast das ganze Netz des BND zu zerschlagen.
Ein weiteres Armutszeugnis für eine Behörde, deren Hauptaufgabe Informationsbeschaffung ist, war die unglaublich anmutende Tatsache, dass der BND 1961 weder den Bau der Berliner Mauer, noch 1989 deren Fall voraussagen konnte. Weitere Affären, wie die dilettantische Enttarnungen eigener Agenten, Plutoniumschmuggel, Abhöraffären und weitere Peinlichkeiten rundeten das traurige Gesamtbild ab.
Im Lauf der Zeit fanden aber auch im Bundesnachrichtendienst Veränderungen statt. Viele davon waren weniger spektakulär, aber dafür umso nachhaltiger und wertvoller für die Effizienz des BND. Nachdem die Natur den Anteil der ehemaligen Angehörigen von SS, SD und Gestapo im Laufe der Jahre reduziert hatte und immer mehr Mitarbeiter in einer echten Demokratie geboren und aufgewachsen waren, feierte man auch Erfolge. Das hing zum einen mit einer immer hochwertigeren technischen Ausstattung und zum anderen mit erfolgreichen Agenten und professionell durchgeführten Operationen zusammen. Fatal für den BND war es allerdings, dass sich viele dieser im Grunde erfolgreichen Aktionen im Nachhinein ins Gegenteil verkehrten. Der Grund dafür war einfach: Sie wurden bekannt. Der BND stand offensichtlich viel zu sehr unter der Kontrolle des Parlaments. So musste früher oder später zwangsläufig fast alles auffliegen, was der Bundesnachrichtendienst an Operationen durchführte. Weder die Amerikaner, noch die Briten oder Franzosen hielten den BND deshalb für einen ernst zu nehmenden Geheimdienst. Ein Geheimdienst muss gelegentlich Dinge tun, die außerhalb der Gesetze liegen und deshalb auch nicht bekannt werden dürfen. Und das traute dem BND niemand zu.
Bis jetzt, dachte Röder und sein Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. Ab jetzt läuft es anders, Freunde, dachte er. Röders Taktik, bestimmte Operationen nur mit externen Mitarbeitern durchzuführen, war zuerst auf starke Vorbehalte beim Leiter des BND gestoßen, aber der Erfolg gab ihm am Ende recht. Und jetzt würde der BND erstmals auf internationaler Ebene zeigen, dass mit ihm zu rechnen war. Die Zeit der Flops, der Peinlichkeiten und öffentlichen Demütigungen waren vorbei. Und das sah Röders als seinen alleinigen Verdienst an.
Endlich hatte auch die Bundesregierung eingesehen, dass die unsägliche Kontrolle des BND durch parlamentarische Gremien den Dienst in wesentlichen Bereichen praktisch wirkungslos machte. Röder lächelte still in sich hinein. Natürlich dürfen sich die Linken, Grünen und sonstigen Weltverbesserer, weiterhin in ihren
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