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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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wie dieser würde ich an Ihrer Stelle nicht reiten, Herr. Schnee wird fliegen, bevor der Tag anbricht.«
    »Großartig«, sagte O’Leary in seinen hochgeschlagenen Mantelkragen. Er gab dem Pferd die Sporen und trabte den Weg hinauf in die Finsternis des Waldes.

 
6
     
    Die nächsten zwei Stunden folgte Lafayette den Windungen des schmalen Fahrwegs aufwärts durch den Hochwald, vorbei an Felsen und kleinen Wildbächen, die über bemoostes Gestein rauschten. Sein Kopf schmerzte, und obwohl er hin und wieder frische Räderspuren und Hufabdrücke sehen konnte, hatte sein anfänglicher Optimismus stark nachgelassen. Die Kälte machte seine Zehen, Finger und Ohren gefühllos, und die Verfolgungsjagd zog sich länger hin, als er angenommen hatte. Sein Pferd trabte dampfend und schnaubend den immer steiniger werdenden Weg hinauf, während Lafayette tief über die Mähne gebeugt saß und den Fichtenzweigen auswich, die seinen Rücken streiften. Er kam durch eine Kehre, sah etwas Großes und Dunkles den Weg blockieren und zog hart an den Zügeln.
    Es war Gräfin Andragorres Kutsche, die verlassen auf dem Weg stand. Eine Tür schwang im böigen Wind. Lafayette saß ab, führte sein Pferd näher und blickte in das mit rosa Samt ausgeschlagene Innere der Kutsche. Ein Spitzentaschentuch lag auf der Sitzbank neben einer Reisedecke. Er hob es an die Nase und schnüffelte daran.
    »Mitternachtsrose«, ächzte er. »Daphnes Lieblingsparfüm.«
    Dann entdeckte er, daß die Zugseile durchschnitten waren. Von den beiden prächtigen Rappen war ebenso wenig zu sehen wie von der Eskorte. Hufspuren führten den Weg weiter aufwärts.
    »Komisch, daß keine Leichen herumliegen«, murmelte Lafayette. »Wahrscheinlich haben sich die feigen Läuse kampflos den Wegelagerern ergeben.« Als er sich wieder seinem Pferd zuwandte, rauschte es im Unterholz neben dem Weg. Lafayette griff zum Zierdegen, den er bei seiner Einkleidung von den Dienern des Fürsten erhalten hatte.
    »Noch eine Bewegung, und du bist ein toter Mann!« röhrte eine Stimme hinter ihm. Er fuhr herum und blickte in ein finsteres, schnurrbärtiges Gesicht. Die Spitze eines Reitersäbels schwebte wenige Handbreit vor seiner Kehle. Andere Männer brachen aus den Büschen, bewaffnet mit Säbeln und Pistolen. Lafayette hatte gerade bemerkt, daß sie die gelben Uniformen von Gräfin Andragorres Leibwache trugen, als derbe Hände seine Arme von hinten packten.
    Der Hauptmann stieß mit der Säbelspitze in O’Learys Magen. »Bist du zum Plündern zurückgekommen, he? Wo ist sie, elender Lump?«
    »D-die Frage wollte ich gerade euch stellen!«
    »Rede, oder ich laß dich von meinen Leuten in Stücke hauen!«
    »Dir habt sie eskortiert«, sagte Lafayette, der sich vom ersten Schreck erholt hatte. »Warum fragt ihr mich, wo sie ist? Was habt ihr gemacht? Solltet ihr sie nicht bewachen? Seid ihr vielleicht weggelaufen und habt sie im Stich gelassen?«
    Lafayette schrie auf, als die Säbelspitze ihn wieder stach.
    »Ich werde dich von deinem nichtswürdigen Dasein erlösen, Halunke! Rede! Was hast du mit unserer Gräfin gemacht?«
    »Ich bin in einer offiziellen Mission hier«, keuchte O’Leary.
    »Seht euch den Siegelring an meiner linken Hand an.«
    Harte Hände fummelten und zerrten an dem massiven Ring.
    »Er geht nicht runter«, sagte ein Korporal. »Soll ich den Finger abschneiden?«
    »Glaubst du, du könntest uns, mit diesem Tand bestechen?« bellte der Hauptmann.
    »Natürlich nicht! Er gehört Fürst Rodolfo! Aber der Finger gehört mir. Laß ihn gefälligst, wo er ist.«
    »Der hat Nerven!« erklärte ein Soldat. »Zuerst klaut er den Siegelring des Fürsten, und dann prahlt er noch damit.«
    »Ich habe ihn nicht gestohlen, er hat ihn mir gegeben!«
    »Los, wir hängen den Kerl auf«, sagte einer. »Er ist ein lausiger Lügner. Jeder weiß, wie geizig der Fürst ist.«
    »Könnt ihr Holzköpfe nicht begreifen, daß ich kein Entführer bin? Ich habe den Auftrag, die Gräfin Andragorre einzuholen und zurückzubringen …«
    »Du gibst es also zu!«
    »Aber ich hatte nicht die Absicht, es zu tun«, erläuterte O’Leary, bemüht, seinen schmerzenden Kopf zu richtigem Funktionieren zu zwingen. »Ich hatte vor, einfach weiterzureiten und …«
    »Aber du bliebst ein wenig zu lange beim Schauplatz deines schändlichen Verbrechens!« knurrte der Hauptmann. »Sehr gut! Holt einen Strick, Leute! Sein Leichnam wird anderen zur Warnung dienen!«
    »Wartet!« brüllte O’Leary

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