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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Blick zu. »Ich muß sagen, es ist frech von dir, dich so zwischen uns zu drängen. Der kleine Racker ist verrückt nach mir, bloß ein bißchen scheu. Ich denke daran, einen vertrauenswürdigen Emissär auszuschicken, der sie schmeichelnd und gurrend zurückschleppt – ich meine, der sie zu beschwatzen weiß, und wenn sie auch noch so viel zappelt und kreischt.«
    »Eine kapitale Idee«, stimmte Lafayette zu, während er einen Strom Branntwein zwischen die zwei Gläser goß. »An wen denkst du?«
    »Nun – wie wäre es mit Schindhart?«
    »Finde ich nicht so gut«, sagte Lafayette nachdenklich. »Kein diplomatisches Geschick, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Lancelot! Ich habe einen ausgezeichneten Einfall Warum gehst du nicht?«
    »Nichts zu machen, Rudi«, wehrte Lafayette ab. »Du versuchst mich bloß von meiner wirklichen Mission abzulenken.«
    »Welcher Mission?«
    »Dich dahin zu bringen, daß du mich hinter der Gräfin Andragorre herschickst.«
    »Kommt nicht in Frage! Du gehst zu weit!« Rodolfo packte die Flasche und plätscherte Branntwein über die Gläser.
    »Wie wäre es mit einem Kompromiß?« sagte Lafayette mit verschmitztem Blick.
    »An was denkst du?«
    »Ich werde der Dame deinen Brief zustellen – und als Gegenleistung ernennst du mich zu deinem Boten. Oder ist es umgekehrt?«
    »Das scheint eine faire Regelung zu sein. Nun, wenn du sie einholst, erzählst du ihr von meiner tiefen Zuneigung, erklärst ausführlich meine vielen gediegenen Eigenschaften und überwältigst sie mit der Vorstellung des glücklichen Schicksals, das ihr beschieden ist.«
    »Sonst noch was?«
    »Absolut nicht!« Rodolfo blickte starr auf einen Punkt rechts von O’Learys Ohr. »Von da an werde ich die Brautwerbung in die Hand nehmen.«
    »In Ordnung, Rodolfo – ich übernehme diesen Auftrag. Du tatest gut daran, zu mir zu kommen.«
    »Ich wußte, daß ich auf dich zählen konnte«, sagte der Fürst rührselig. Er stand auf und reichte Lafayette einen massiven Ring. »Dieser Siegelring wird dir den Gehorsam meiner Leute verschaffen.« Er streckte seine Hand aus. »Ich werde das nie vergessen, alter Freund. Du hast mir neue Hoffnung gegeben.«
    »Denk dir nichts dabei, Rudi. Nun lauf zu, und danke für deinen Besuch. Ich bin fertig. Morgen habe ich einen großen Tag.«
    »Was ist morgen?«
    »Dienstag.«
    »Natürlich!« sagte der Fürst. »Und weil wir schon von morgen sprechen, ich habe eine Überraschung für dich auf Lager. Nicht weitersagen, aber ein kleiner Vogel hat mir zugezwitschert, daß eine gewisse Dame kommen wird.«
    »Rudi! Du Glückspilz! Gratuliere!«
    »Aber nicht herumtratschen. Bringt Unglück, weißt du. Nun, ich muß jetzt wirklich gehen. Schönen Abend noch, und so weiter.«
    »Renn doch nicht so weg! Wir haben gerade erst angefangen.« Lafayette hielt die halbvolle Flasche hoch und zwinkerte sie an. »Kaum angebrochen«, erklärte er.
    »Ich rühre nie Alkohol an«, sagte der Fürst steif. »Macht das Gehirn kaputt, habe ich gehört. Gute Nacht, Lancelot.« Er wankte unsicher zur Tür und hinaus.
    Lafayette blieb einen Moment schwankend in der Mitte des Raumes stehen, der mit zunehmender Geschwindigkeit um ihn zu rotieren schien. Dann torkelte er ins fürstliche Badezimmer, schüttete kaltes Wasser über seinen Kopf und bearbeitete sich kräftig mit einem Handtuch. Im Kleiderschrank des Fürsten fand er einen mit Schafwolle gefütterten Radmantel. Er verhalf sich zu einer Handvoll Zigarren, steckte ein Paar Handschuhe in die Tasche und trat auf den Korridor hinaus. Der Fürst war nirgends zu sehen.
    Der Stallmeister erwachte und rieb sich die Augen, als O’Leary das beste Pferd aus dem fürstlichen Marstall verlangte. Fünf Minuten später ritt O’Leary, leicht im Sattel schwankend, zum Tor und zeigte den Siegelring vor. Die Wachen brummten, aber sie öffneten, und er trabte durch dunkle, menschenleere Straßen zum Hafen, wo er mit Hilfe des Rings eine der fürstlichen Segelbarken requirierte. Nach einstündiger, ungemütlicher Überfahrt, während sich der unvermeidliche Kater mit einem ersten dumpfen Schmerz im Hinterkopf ankündigte, ging er am Westufer des Sees an Land. Ein schmaler, ausgefahrener Weg führte von der hölzernen Anlegebrücke in den Wald.
    »Ist das der Weg, den die Gräfin Andragorre mit ihrer Begleitung genommen hat?« fragte er den fröstelnden Bootsmann. »Dieser Viehtreiberweg?«
    »Ja, Herr«, antwortete der Mann und hauchte in seine Hände. »Aber in einer Nacht

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