Universum der Doppelgänger
Sie krank sind. Dann machen wir einfach lebenslänglich daraus, nicht wahr?«
»Warum verbringen Sie nicht dreißig Sekunden oder so mit dem Gedanken an die Möglichkeit, daß Rodolfo wirklich Krupkins Ring hatte und ihn mir gab?«
»Der Fürst mit dem Ring Seiner Hoheit?« Flimbert legte seine Fingerspitzen zusammen und blickte ernst. »Nun, erstens wäre das ein großer Verstoß gegen unsere Verkaufsbedingungen. Zweitens sähe es Krupkin nicht ähnlich, der nie etwas ohne einen guten Grund tut.«
»Also hatte er einen! Sind Sie nicht neugierig, was für ein Grund das gewesen sein könnte?«
»Ich frage mich …« Sprawnroyal nahm den Ring auf, hielt ihn unter seine Nase und studierte ihn. »Er wird doch nicht damit herumgespielt haben …?«
»Unsinn; nur ein Mann, der in unseren eigenen Werkstätten ausgebildet …« Flimbert brach ab. »Nun, da Sie es sagen, Krupkin hat tatsächlich bei uns gearbeitet!« Der Sicherheitschef nahm den Ring aus Sprawnroyals Hand, riß eine Juwelierslupe heraus und untersuchte den Ring.
»Wie ich mir dachte«, verkündete er. »Werkzeugspuren. Wir gehen gleich zu Pinchcraft ins Labor.«
Das Laboratorium war eine roh aus dem Felsen gehauene Höhle, vollgestopft mit komplizierten und unverständlichen Geräten und Apparaturen. Sie fanden den Laborleiter auf einem Hocker vor einer schimmernden Konstruktion aus Glasröhren und -schlangen, durch die grüne und gelbe Flüssigkeiten blubberten und violette Dämpfe zogen.
Flimbert händigte ihm den Ring aus. Der Laborleiter drehte sich auf seinem Hocker herum, schaltete eine starke Lampe ein, zog ein Vergrößerungsglas und beugte sich über den Ring.
»Aha«, sagte er. »Das Siegel ist erbrochen.« Er spitzte die Lippen, ergriff ein nadelspitzes Instrument und öffnete den Ring. Das Innere war mit komplizierten Teilen und Mikroschaltungen vollgestopft.
»Gut gemacht«, sagte Pinchcraft. »Jedenfalls hat er was bei uns gelernt.« Er legte den Ring auf die Tischplatte und stülpte eine leere Kaffeetasse darüber.
»Haben Sie was gefunden?« fragte Roy besorgt.
»Nicht viel – nur, daß das ganze Gerät neu verdrahtet worden ist«, schnappte Pinchcraft. »Es wurde so umgebaut, daß es als Spionzelle arbeitet.« Er warf O’Leary einen mißtrauischen Blick zu.
»Mich brauchen Sie nicht zu verdächtigen«, sagte O’Leary. »Ich habe nicht damit herumgespielt. Ich habe ihn von Rodolfo, und der bekam ihn vermutlich von Krupkin. Rodolfo gab ihn mir als Beglaubigung für eine Mission, die ich in seinem Auftrag unternahm.«
»Sie müssen sich eine bessere Geschichte ausdenken«, sagte Flimbert. »Der Ring trägt zwar die fürstlichen Insignien RR, aber viel zu klein für einen richtigen Siegelring. Ich kenne Rodolfos Siegel; die Initialen sind groß und ineinander verschlungen, und über ihnen ist eine Krone.«
»Moment«, warf Roy ein. »Vielleicht wollte er dir den echten Siegelring geben, Lafayette, zog aber aus Versehen den falschen Ring vom Finger. Wie war das Licht?«
»Naß, soweit ich mich erinnere«, sagte O’Leary. »Sehen Sie, meine Herren, wir vergeuden unsere Zeit. Nachdem dieses Mißverständnis ausgeräumt ist und feststeht, daß Krupkin verantwortlich ist, könnten Sie mir meine Kleider geben und mich weiterziehen lassen.«
»Nicht so schnell!« widersprach Flimbert. »Als das Werkzeug des Hauptschuldigen haben Sie sich der Beihilfe schuldig gemacht.«
»Das ist völliger Unsinn!« protestierte Lafayette. »Krupkin steckt hinter dieser Sache. Anscheinend wollte er Rodolfo ausspionieren. Ich bin bloß ein unschuldiger Zuschauer. Ich hatte bis vorhin keine Ahnung, was mit dem Ring los ist.« Er holte tief Atem. »Und ich glaube, daß Krupkin auch hinter der Entführung der Gräfin Andragorre steckt.«
»Das ist nicht unsere Sorge.«
»Vielleicht nicht – aber ich dachte, Sie hätten harte Strafen für jeden, der Ihre Erzeugnisse verändert oder zweckentfremdet.«
»Hmm.« Flimbert befingerte seine Nase. »Das ist wahr.«
»Hören Sie zu«, sagte O’Leary drängend. »Wenn Krupkin diesen Signalring zu einem Abhörsender umbauen konnte, dann können Sie das Ding doch so verdrahten, daß der Effekt umgekehrt wird?«
»Wie?«
»Bauen Sie ihn so um, daß er nicht mehr an Krupkin sendet, sondern umgekehrt Geräusche von Krupkin zu Ihnen überträgt.«
Pinchcraft runzelte die Stirn. »Vielleicht. Vielleicht.« Er signalisierte um Ruhe, hob die Tasse vom Ring. Er spannte den Ring in einen kleinen Schraubstock und
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