Universum der Doppelgänger
sein, Jungs?« fragte sie. »Kaffee und Kuchen? Steak mit Spiegeleiern?«
»Ja, das«, sagte O’Leary. »Und ein großes Glas Bier.«
»Klingt gut, Gerti«, sagte Sprawnroyal. »Das gleiche für mich.«
»Kommt sofort.«
Sprawnroyal rieb seine Hände. »Nun, das ist schon besser, wie? Ein voller Magen läßt die Welt gleich in einem anderen Licht erscheinen.«
»Es ist eine entschiedene Verbesserung gegen das da.« O’Leary machte eine Kopfbewegung zum Fenster. »Nur eins macht mir Kopfzerbrechen: Wo bin ich?«
»Wieso? Du bist natürlich hier, bei den Ajax-Werken für Spezialerzeugnisse, und dies ist die Betriebskantine.«
»Oh, in einer Fabrik. Nun, das ist eine Erleichterung. Ich hatte die einfältige Idee, ich sei im Inneren eines Berges.«
»Klar, das bist du auch. Bei schönem Wetter haben wir hier eine prächtige Aussicht …«
Das Essen kam, und Lafayette hielt sich mit Mühe zurück, bis der Tisch gedeckt und die Mahlzeit auf seinem Teller war; dann machte er sich heißhungrig darüber her.
»Sag mal, Freund«, sagte Sprawnroyal mit vollem Mund. »Wie lange bist du schon beim Prinzen beschäftigt?«
»Ah … Noch nicht lange«, sagte Lafayette kauend. »Übrigens kannst du Lafayette zu mir sagen.«
»Hör zu, Lafayette – ganz unter uns: Wie sieht es eigentlich mit den Finanzen des Prinzen aus? Hat er noch Kredit? Bezahlt er die Gehälter regelmäßig?«
»Kredit?« Lafayette steckte einen Brocken Fleisch in seinen Mund und machte unverständliche Geräusche.
Der Kundendienstmann hob beschwichtigend seine Hand. »Nicht, daß wir uns Sorgen machen, verstehst du«, sagte er. »Aber er schuldet uns immer noch eine ganze Menge für den Glasbaum.«
Lafayette ließ seine Gabel sinken. »Glasbaum?« sinnierte er. »Wo habe ich davon gehört?«
»Dein Gehirn scheint wirklich was abgekriegt zu haben«, bemerkte Sprawnroyal besorgt. »Ich glaube, ich werde noch mal den Arzt rufen –«
»Ich habe eine Idee, Sprawnroyal«, sagte O’Leary. »Du tust einfach so, als ob ich von nichts eine Ahnung hätte, und erzählst mir alles, was passiert ist. Das wird meiner Heilung förderlich sein.«
»Du kannst Roy zu mir sagen. – Nun, wo soll ich anfangen? Zum ersten Mal hörten wir vor ein paar Jahren von Seiner Hoheit, als er hier vorbeikam und einen Job suchte. Damals war er noch ein Gemeiner, nichts von Prinz und so. Er hatte ein paar Ideen, also stellten wir ihn ein. Aber nach ein paar Monaten mußte der Chef ihn wieder feuern. Er hatte in seinem Laboratorium die höchste Stromrechnung, aber keine Produktion. Dann hörten wir nichts mehr von ihm, bis er eines Tages wiederkam, mit Brille und einer fetten Brieftasche, und wissen wollte, ob wir ein paar Sonderanfertigungen für ihn machen würden. Wir machten ihm die Sachen, er zahlte einen Teil in Geld und den Rest in geschnittenen Edelsteinen, und alle waren zufrieden. Dann beförderte er sich zum Prinzen und kam mit diesem Bauprojekt zu uns und fragte, ob wir die Ausführung übernehmen wollten. Unser Preis war ihm recht, also schlossen wir ab. Wir lieferten ihm gute Arbeit, alles was recht ist. Das ganze Ding ist aus Silikon, mikrofiberverstärkt. Und eine Luxusausstattung …«
»Ja – aber was hat das mit dem Glasbaum zu tun, den du erwähntest?«
»Das ist die Konstruktion. Unsere Arbeiter fingen an, das Ding Glasbaum zu nennen, und der Name blieb hängen. Sieht auch wie eine Art Baum aus, was das angeht, mit all den Türmen und Minaretten und Abzweigungen vom Hauptgebäude. Und in der Sonne glitzert es wie Glas. Bloß ist es noch nicht bezahlt.« Sprawnroyal blickte verdrießlich auf seinen Teller.
»Hat der Prinz auch eine alte Dame auf der Lohnliste – eine, die auf einem Besen fliegt – ich meine, ohne Besen?«
O’Learys Gastgeber beäugte ihn sorgenvoll. »Vielleicht solltest du dich lieber wieder hinlegen, Lafayette …«
»Paß auf, Roy! Gestern abend erwähnte eine alte Dame den Glasbaum – gleich nachdem sie versucht hatte, mich umzubringen.«
»Donnerwetter! Mit einer Schußwaffe?«
»Nein. Sie …«
»Ah, sie versuchte es mit einem Messer, wie?«
»Nein, es war ein hinterhältiger Angriff mit bloßen Händen …«
»Während du schliefst, möchte ich wetten!«
»Gar nicht! Aber …«
»Du sagtest doch, eine alte Dame, ja?«
»Bitte, Roy – ich versuchte dir gerade zu erklären …«
»Vielleicht solltest du dich einer gründlichen Behandlung unterziehen, Lafayette«, sagte Sprawnroyal. »Wir würden dich wieder
Weitere Kostenlose Bücher