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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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seine Augen, blickte einen Moment in den offenen blauen Himmel voraus, wandte sich um, blickte zurück …
    Auf dem winzigen Balkon, der wie ein Schwalbennest an den rasch hinter ihm zurückbleibenden Felswänden klebte, winkte eine noch winzigere Gestalt mit einem Halstuch. O’Leary spähte widerwillig in die Tiefe und sah die Landschaft unheimlich schnell unter sich weggleiten. Er schloß seine Augen fest.
    »Mamma mia!« ächzte er. »Und nicht mal ein Papierbeutel an Bord, falls mir übel wird!«
     
    Der festungsartige Palast, der als Glasbaum bekannt war, erhob sich im Westen wie ein Stern auf der Spitze eines Berges. Angestrahlt vom Schein der untergehenden Sonne, schimmerte er rot und grün, gelb und violett und löste sich allmählich in ein Bündel kristallisch glitzernder Türme auf, die in verschiedenen Höhen durch Streben und Brücken und Bogen miteinander verbunden waren und dem ganzen Gebilde tatsächlich ein pflanzenhaft wucherndes Aussehen verliehen.
    »So, Umhang, tue deine Arbeit«, murmelte O’Leary und zog das Kleidungsstück fester um sich. Als er dem Gebirgszug, auf dessen Höhe der glitzernde Glasbaum stand, bis auf einen Kilometer nahegekommen war, befahl er dem Teppich eine Verringerung der Geschwindigkeit. Ob es eine Veränderung der Geschwindigkeit – zu schnell – und der Richtung – direkt auf den höchsten Turm – gab, konnte Lafayette nicht ausmachen. Mit beängstigender Schnelle rückte das schlanke, schimmernde Minarett näher …
    Im letzten Augenblick bremste der Teppich, legte sich in die Kurve, daß der schreckenstarre O’Leary um ein Haar über Bord gegangen wäre, und umkreiste den Turm.
    »Ruhig und entspannt sitzen!« wisperte O’Leary zu sich selbst. »Wie ein Sack Kartoffeln …«
    Der Teppich hielt plötzlich und schwebte zitternd in der Luft. O’Leary sah ein hohes Fenster mit maurischen Bogen und flüsterte: »Gut so, ganz langsam geradeaus.« Der Teppich glitt näher, und als er die Balkonbrüstung berührte, streckte O’Leary vorsichtig die Hand aus und hielt sich fest. Der Teppich schwankte und wackelte unter ihm, als er hinüberkletterte; dann, seines Gewichts ledig, begann er mit leichten Wellenbewegungen in der Brise wegzutreiben. Lafayette erwischte eine Ecke, zog den Teppich an sich, rollte ihn zu einem festen Zylinder und stelle ihn in eine Ecke.
    »Warte hier, bis ich zurückkomme«, flüsterte er ihm zu Er steckte einen Zipfel des bestickten Hemdes, das Sprawnroyal ihm gegeben hatte, in seine Hose, rückte seinen juwelenbesetzten Degen zurecht und drückte den im Knauf verborgenen Knopf.
    »Schlappohr an Schmetterling«, wisperte er. »Alles klar. Ich bin am Ziel, und in einem Stück.«
    »Sehr gut!« kratzte es schrill aus dem im Griff der Waffe installierten Funksprechgerät. »Gehen Sie nun in die Wohnung des Prinzen. Sie befindet sich im zwölften Stock des Hauptgebäudes. Geben Sie acht; verraten Sie sich nicht, indem Sie eine Vase umstoßen oder jemandem auf die Füße treten.«
    Lafayette sah sich um. Er stand in einem mit weichen Teppichen ausgelegten Raum. Die Wände waren mit rosa und weißen Draperien verhängt, und gegenüber dem Balkonfenster, durch das er gekommen war, stand ein in Silber und rosa gehaltenes Himmelbett, auf dessen vier Pfosten silberne Amoretten sich tummelten. Ein großer Kristalleuchter hing in der Mitte des Raums und klimperte leise im Luftzug. Lafayette ging auf eine große Flügeltür am anderen Ende des Raums zu und verhielt lauschend, als er hinter der Tür Stimmen hörte.
    »… nur als ein Nachttrunk«, schmeichelte eine männliche Stimme. »Und außerdem«, fuhr sie mit unüberhörbarer Anspielung fort, »könnten Sie eine kleine Hilfe bei diesen Knöpfen gebrauchen.«
    »Sie sind impertinent, Sir«, sagte eine vertraute weibliche Stimme in spielerischem Ton. »Aber es soll mir recht sein – für ein paar Minuten.«
    »Daphne?« murmelte O’Leary. Als ein Schlüssel im Schloß klapperte, sprang er in die Deckung des Himmelbetts. Er hatte kaum die Dunkelheit hinter dem verhängten Kopfende gewonnen, als die Tür geöffnet wurde. Weil er nichts sehen konnte, ließ er sich auf alle Viere nieder und spähte unter dem Bett durch. Er erblickte ein Paar schlanke Fesseln in schwarzen Lacklederschuhen in enger Nachbarschaft mit gespornten schwarzen Stiefeln. Nach einigen Sekunden setzten sich die beiden Fußpaare in Bewegung, und O’Leary hörte leise Geräusche wie von einem spielerischen Handgemenge, dann ein

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