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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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leises Lachen.
    »Passen Sie auf, Sir!« sagte die weibliche Stimme. »Sie bringen meine Frisur in Unordnung.«
    Als Lafayette sich drehte, um die Füße im Blickfeld zu behalten, schlug sein Degen mit metallischem Klang gegen den gedrechselten Bettpfosten. Sofort wurde es still.
    »Milord Chauncy – haben Sie das gehört?«
    »Nun, ich muß jetzt wirklich gehen«, sagte die Männerstimme unnötig laut und mit einem leicht bebenden Unterton. »Wie Sie wissen, gab seine Hoheit Befehl, alle Ihre Wünsche zu erfüllen. Aber ich fürchte, daß es zu falschen Interpretationen Anlaß geben könnte, wenn ich noch länger hier verweilte, um Ihnen aufzuwarten …«
    »Was? Das ist die Höhe!« Ein scharfes Klatschen folgte, wie von einer zornigen weiblichen Hand, die ein arrogantes männliches Gesicht trifft. »Als ob ich Sie hereingebeten hätte!«
    »Also … wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen …«
    »Nicht, bevor Sie den Raum durchsucht haben! Es könnte eine gräßliche große Ratte sein!«
    »Ja, aber …«
    Ein kleiner Fuß stampfte auf. »Sofort, Chauncy, oder ich werde melden, daß Sie mir Gewalt antun wollten!«
    »Wer, ich?«
    »Sie haben mich gehört!«
    »Nun, von mir aus …« O’Leary sah die Stiefel durch den Raum gehen und vor dem Kleiderschrank stehenbleiben; die Türen öffneten und schlossen sich. Die Stiefel gingen weiter zum Badezimmer, verschwanden drinnen und kamen wieder zum Vorschein.
    »Nichts. Wahrscheinlich nur Ihre Einbildung …«
    »Sie hörten es auch, Chauncy! Und Sie haben nicht unter dem Bett nachgesehen.«
    Lafayette erstarrte, als die Stiefel näherkamen und einen Meter vor seiner Nasenspitze haltmachten. Die Schürze der Tagesdecke wurde angehoben; ein schmales Gesicht mit einem wilden, zugespitzten Schnurrbart und einem Paar kleiner, schwarz glitzernder Augen spähte direkt in sein Gesicht.
    »Nichts«, sagte der Mann und richtete sich auf. Lafayette atmete leise schnaufend aus. Er hatte nicht bemerkt, daß er die Luft angehalten hatte. Natürlich! dachte er. Ich hatte den Tarnumhang vergessen!
    »Nachdem dies der Fall ist«, fuhr die männliche Stimme fort, »frage ich mich, wozu die Eile gut sein soll?«
    »Haben Sie einen Kraken in Ihrer Ahnenreihe?« fragte die weibliche Stimme mit unterdrücktem Kichern. »Vorsicht, Milord, Sie ruinieren den Reißverschluß.«
    »Was?« murmelte Lafayette. »Na, warte, du …!« Er erstarrte von neuem, als das Geraschel und Geflüster wieder abrupt aufhörte.
    »Chauncy – jemand ist hier!« sagte die weibliche Stimme, die so beunruhigend nach Daphne klang. »Ich … ich fühle es!«
    »Ja, nun, wie ich sagte, ich habe noch zu tun, also kann ich wirklich nicht länger verweilen …«
    »Puh, Chauncy, um diese Zeit? Sie haben doch keine Angst?«
    »Ich? Angst? Natürlich nicht! Es ist bloß, daß ich mich mit Erfindungen beschäftige, aber nur nachts daran arbeiten kann. Also …«
    »Chauncy – wir wollten doch einen Spaziergang im Mondlicht machen, Sie und ich? Erinnern Sie sich?«
    »Ja, richtig …«
    »Warten Sie einen Moment, während ich etwas Bequemeres anziehe. Nein, Sie dürfen ruhig dableiben …«
    »He«, murmelte Lafayette.
    »Die Akustik in diesem Raum ist schrecklich«, sagte Chauncy nervös. »Ich möchte schwören, daß eben jemand ›he‹ geflüstert hat.«
    »Dummer Junge«, erwiderte die andere Stimme. Es gab ein weich raschelndes Geräusch, und ein Kleidungsstück mit voluminösen Spitzenröcken unter schwerem grünem Samt fiel auf den Boden. Der Mann atmete scharf ein. Die weiblichen Füße stiegen aus den Kleidern; schlanke, beringte Finger erschienen und zogen die Schuhe von den Füßen. Die Füße stellten sich auf Zehenspitzen, und ein durchscheinendes Etwas aus hauchdünner Seide schwebte herab.
    »Wirklich, Gräfin«, raunte Chauncys Stimme. »Seine Hoheit … Zum Teufel mit seiner Hoheit!« Die gestiefelten Füße eilten herbei, traten auf einen kleinen bloßen Fuß. Ein Wehlaut folgte.
    »Sie ungeschickter, tolpatschiger Kerl!« jammerte die weibliche Stimme. »Lieber bleibe ich auf ewig hier eingesperrt, als mich mit einem solchen Tölpel …«
    »Ah, das also war Ihr Plan, Sie falsche kleine Katze!« rief Chauncy. »Sie locken mich mit verführerischen Zeichen und Blicken hier herein, um mich für Ihre Fluchtpläne als Helfer zu gewinnen! Nun, diesmal geht das alte Spiel nicht auf, Gnädigste. Ich kassiere jetzt, und wenn Sie sich wehren, werde ich seiner Hoheit von Ihren Reiseplänen berichten

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