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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Hände fanden keine greifbare Materie. Es war verwirrend. Nach fünf Schritten war er schwindlig. Nach zehn blieb er stehen und atmete tief durch die Nase, um sich eines Gefühls von Seekrankheit zu erwehren.
    »Pinchcraft hat noch ein paar Mucken auszubügeln«, murmelte er, mühsam schluckend, »bevor der Plattgänger marktreif ist.« Er brachte weitere fünf Schritte hinter sich. Wie weit war er jetzt gekommen? Zehn Schritte? Oder zwanzig? Oder …
    Etwas glänzte und leuchtete vor ihm, umgab ihn. Rote Farbflecken und ein Glanz wie von Messing. Dann starrte er auf Gebilde, die unverkennbar Rückenwirbel waren, und nur wenige Zentimeter vor seinen Augen, und über ihnen war eine Masse, die an einen verdorbenen, rosagrauen Pudding gemahnte …
    Mit einem wilden Satz sprang Lafayette vor und war dankbar, als Dunkelheit ihn umgab. Durch Menschen gehen – davon hatte Pinchcraft nichts gesagt. Lafayette fühlte sich schwach und knieweich. Gute fünf Minuten vergingen, bevor er seinen Versuch wiederholen konnte. Da er mit seinem Sprung die Orientierung verloren hatte, wählte er willkürlich eine Richtung, tat sieben weitere Schritte, blieb stehen und schaltete den Plattgänger aus.
    »Wie bist du rausgekommen?« sagte eine erstaunte Stimme, als grelles Sonnenlicht in seine Augen flutete. Lafayette hatte den flüchtigen Eindruck eines offenen Hofes, in Licht getaucht wie eine vom Blitz erhellte Szene, eines grinsenden Gesichts unter einem Federhut, eines herabsausenden Gummiknüppels – dann fiel der nächste Turm auf seinen Kopf, und die Welt explodierte in Finsternis.

 
10
     
    »Ich weiß bloß, daß der Dussel plötzlich auf dem Exerzierplatz stand und wie eine Eule mit den Augen blinkerte, Euer Hoheit.« Die Stimme kam und ging wie Brandung an einem Strand. »Ich frag ihn freundlich, ob er mitkommen will, und er zieht ein Messer gegen mich. Nun, ich rede ihm gut zu, daß er es mir geben soll, denn ich weiß ja, was Sie immer sagen, keine unnötige Gewaltanwendung und so, und er versucht wegzulaufen und rutscht auf einer Bananenschale aus und knallt mit der Rübe aufs Pflaster. Darauf nehme ich ihn in die Arme und trage ihn ‘rauf. Mehr war nicht dabei, und ehrlich gesagt, ich kann nicht verstehen, was die ganze Aufregung soll, nach einundzwanzig Jahren im Dienst …«
    »Schweig, du Idiot! Ich sagte dir, daß dieser Mann auf das schonendste zu behandeln ist! Und du bringst ihn mit einer Beule von der Größe des königlichen Siegels auf dem Kopf zu mir! Noch ein Wort, und ich lasse dich den Piranhas vorwerfen!«
    Lafayette machte eine Anstrengung. Er tastete nach dem Boden und fand ihn unter seinen Füßen. Er brachte ein Auge auf und entdeckte, daß er stand, von schmerzhaft zupackenden Händen aufrechtgehalten, und daß er sich in einem großen, hohen Raum mit kostbaren Tapisserien, Kronleuchtern, Teppichen, goldgerahmten Spiegeln und dunklen, auf Hochglanz polierten Stilmöbeln befand. In einem bequemen Sessel direkt vor ihm saß ein kleiner, elegant gekleideter Mann mit einem finsteren Ausdruck in den vertrauten, gutgeschnittenen Zügen.
    »Go-go«, babbelte Lafayette, dann schnappte er nach Luft.
    »Sergeant, wenn Sie ihm den Verstand durcheinandergebracht haben, kostet es Sie den Kopf!« rief der grauhaarige Mann. Er stand auf und trat näher. »Lorenzo!« sprach er Lafayette an. »Lorenzo, ich bin es, Ihr Freund, Prinz Krupkin! Können Sie mich verstehen?« Er spähte besorgt in Lafayettes Gesicht.
    »Ich … ich verstehe Sie«, brachte Lafayette heraus. »Aber – aber Sie – Sie sind –«
    »Gut, mein Freund! Hier, ihr Schwachköpfe, setzt meinen Gast in diesen Sessel. Bringt Kissen. Und Wein. Wie fühlen Sie sich, mein Junge?«
    »Furchtbar«, stöhnte Lafayette. »Ich brauche einen Arzt.
    Ich brauche Schlaf. Ich brauche eine Mahlzeit. Ich brauche Aspirin …«
    »Sie sollen alles das haben, und dazu mein aufrichtiges Bedauern über dieses schreckliche Mißverständnis. Ich hoffe, Sie werden meine Bemerkungen bei unserem letzten Zusammentreffen entschuldigen; ich war übermüdet und überreizt. Ich war gerade im Begriff, Sie holen zu lassen, als der Sergeant meldete, daß er Sie auf dem Hof angetroffen habe. Ah, übrigens, wie kam es, daß Sie auf dem Hof waren, wenn Sie mir die Frage erlauben?«
    »Ich ging durch die Wand, glaube ich. Es ist alles ein wenig nebelhaft, jetzt.«
    »Ich verstehe. Nun, machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Entspannen Sie sich, trinken Sie einen Schluck. Ein paar

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