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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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deiner Freundin?«
    Kevin legte die Stirn in Falten. »Also, Sally war ja unten. Wir waren oben auf der Brücke.«
    »Aber sie konnte euch doch sehen, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Hat Rachel so etwas früher schon einmal gemacht?«
    Kevin schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Ausgerechnet an diesem Abend hat sie sich also ihrem ältesten Freund, den sie schon ihr ganzes Leben kennt, zum ersten und einzigen Mal sexuell genähert?«
    »Ja.« Kevins Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Soso. Kommen wir jetzt zu der Verabredung. Hat Rachel dich zum ersten Mal gefragt, ob du mit ihr ausgehst?«
    Kevin nickte. »Ja.«
    »Zum allerersten Mal?«
    »Ja.«
    »Dann hat Rachel dich also, auch wieder ausgerechnet an diesem Abend, zum ersten und einzigen Mal gefragt, ob du mit ihr ausgehst?«
    »Stimmt.«
    Gale lächelte. »Dann war also eigentlich gar nichts ›normal‹ an diesem Abend, oder?«
    Kevin zögerte. »Sieht so aus.«
    »Warum hat Rachel sich wohl so merkwürdig verhalten?«
    »Keine Ahnung.«
    »Gut, Kevin. Sprechen wir über etwas anderes. Du hast doch Kerry McGrath gekannt, oder? Das Mädchen, das vor eineinhalb Jahren verschwunden ist?«
    »Einspruch!« Dan schrie förmlich. »Die Frage des Verteidigers ist unerheblich und sprengt den Rahmen der direkten Befragung.«
    Richterin Kassel klopfte mit ihrem Hammer auf den Tisch, und Stride hatte das Gefühl, dass sie es genoss, endlich Gelegenheit dazu zu haben. Sie warf Dan einen strengen Blick zu. »Setzen Sie sich wieder, Mr Erickson.«
    Dann richtete sie ihren Blick auf Gale. Die Kinnpartie ihres hübschen Gesichts wirkte angespannt, aber in ihren Augen funkelte eine gewisse Neugier. »Also, Mr Gale. Sagen Sie mir, welchen Zweck Sie mit Ihrer Frage verfolgen. Denn von der Unbeherrschtheit des Herrn Staatsanwalts einmal abgesehen, bin ich geneigt, seinem Einspruch stattzugeben.«
    Gale wusste, dass er ihr Interesse geweckt hatte – und auch das der Geschworenen.
    »Ich hoffe, das Gericht lässt mich diesen Aspekt noch ein wenig weiterverfolgen, Euer Ehren. Ich möchte ein paar Fragen klären, die in meiner Verteidigung von entscheidender Bedeutung sind. Die Zeugen der Anklage haben allesamt ausgesagt, dass zwischen dem Verschwinden der beiden jungen Mädchen kein Zusammenhang bestehe. Ich möchte diese Schlussfolgerung anzweifeln, und das ist alles andere als unerheblich. Zudem hat Mr Erickson mir selbst den Weg gewiesen, indem er die persönliche Beziehung des Zeugen zu Rachel zum Thema gemacht hat. Das gibt mir doch das Recht herauszufinden, ob er auch eine persönliche Beziehung zu dem anderen jungen Mädchen unterhalten hat, das unter ganz ähnlichen Umständen verschwunden ist.«
    Um Richterin Kassels Lippen spielte ein kaum wahrnehmbares Lächeln. Stride konnte nicht genau sagen, ob sie nur die Dramatik des Ganzen genoss oder ob es sie freute, dass Gale möglicherweise etwas in der Hinterhand hatte, um Dan zu demütigen.
    »Wir werden Sie für kurze Zeit gewähren lassen, Mr Gale. Für sehr kurze Zeit.«
    »Vielen Dank, Euer Ehren«, sagte Gale. In der darauf folgenden kurzen Stille schien sich die gesamte erbarmungslose Aufmerksamkeit des Gerichtssaals auf Kevin zu richten, der sich im Zeugenstand unbehaglich wand. Gale wiederholte seine Frage.
    »Klar kannte ich sie. Sie war in meiner Klasse.«
    »Seid ihr mal zusammen ausgegangen?«
    »Nein«, sagte Kevin.
    »Hast du sie gefragt, ob sie mit dir ausgeht, und sie hat abgelehnt?«
    »Nein.« Kevin flüsterte fast.
    »Euer Ehren«, bat Dan eindringlich.
    »Mr Gale?«, mahnte die Richterin. »Unsere Geduld ist bald erschöpft.«
    Gale reagierte rasch mit der nächsten Frage. »Hat sie dich einmal gefragt, ob du mit ihr ausgehst?«
    Dan wollte schon wieder Einspruch erheben. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, seufzte Kevin tief auf und sagte dann: »Ja.«
    Dan sank langsam auf seinen Stuhl zurück. Die Geschworenen und die Zuschauer im Gerichtssaal saßen wie erstarrt da. Richterin Kassel legte den Hammer aus der Hand und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.
    »Wann hat Kerry dich gefragt?«, fuhr Gale fort.
    »In der Woche, bevor sie verschwunden ist.«
    Im Gerichtssaal erhob sich aufgeregtes Murmeln.
    Stride sah Maggie an, und sie erwiderte seinen Blick völlig verwirrt. Sie hatten den Fall McGrath immer und immer wieder durchgearbeitet, aber Kevins Name war nirgends aufgetaucht. Es hatte keinen Hinweis darauf gegeben, dass die beiden je zusammen gewesen waren. Doch eine Sekunde später begriffen

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