Unmoralisch
müssen, dass es sich um eine Transsexuelle mit einem ebenso gewaltigen Organ handelte. Sie hatte den Mord an einem Kleinwüchsigen aufgeklärt, der von zwei sensationslüsternen Teenagern auf eine selbst gebaute Streckbank gespannt und getötet worden war. Sie hatte einen Mann festgenommen, der nackt in Begleitung zweier Ziegen durch die Innenstadt spaziert war. An Perversem, Krankem und Blödsinnigem hatte sie fast alles schon gesehen. Aber manchmal, ganz selten, gab es einen Fall, bei dem sie instinktiv wusste, dass sie auf etwas Tiefgründiges, Faszinierendes und Düsteres gestoßen war. Und genau das sagte ihr sechster Sinn ihr auch jetzt.
Und es kam noch etwas anderes hinzu. Es bereitete ihr immer besonderen Schmerz, den Mord an einer jungen Frau aufzuklären. In solchen Fällen lag die Erinnerung an ihre eigene Jugend in Phoenix viel zu nahe und der Gedanke daran, dass genauso gut sie diese Leiche in der Wüste hätte sein können, wenn nur irgendetwas anders gekommen wäre.
»Wie heißt du, Kleine?«, murmelte Serena vor sich hin, während sie die Leiche des Mädchens betrachtete.
»Da kommt die Kavallerie«, bemerkte Cordy. Er deutete zur Straße hinüber, wo gerade ein ganzer Schwarm von Polizei- und Notarztwagen eintraf. »Bitte sag mir, dass wir nicht hier bleiben und fünf Stunden lang braten müssen, während die zwischen den Steinen rumwühlen.«
Serena schüttelte den Kopf. »Nein, wir werden den Fundort abriegeln und dann Neuss das Kommando geben. Ein Nachmittag in der Sonne wird ihm gut tun. Dann reden wir mit dem Pathologen und hören, ob ihm irgendwas an der Leiche auffallt, was ich übersehen habe. Und anschließend werden wir zwei versuchen herauszufinden, wer das Mädchen ist.«
»Wirst du mir auch sagen, wie du eine Leiche identifizieren willst, die bestimmt kein Mensch wiedererkennt?«
»Nun, als Erstes wirst du dir vom Büro alle Vermisstenanzeigen der letzten zwei Wochen faxen lassen, die weiße Frauen zwischen dreizehn und dreißig betreffen.«
»Yep. Und dann?«
»Dann werden wir uns die Stripklubs vornehmen.«
Cordy stieß ein begeistertes Heulen aus. »Ein Tag nach meinem Herzen, Puppe. Glaubst du, die Kleine war Stripperin? Hoffen wir, dass sie da noch besser aussah. Wenn das Ding da vor einem strippt, ist man in null Komma nichts wieder daheim bei der Ehefrau, was?«
»Halt die Klappe, Cordy.«
»Also gut, was habe ich übersehen? Hast du einen Ausweis der Strippergewerkschaft gefunden? Warum bist du dir so sicher, dass sie Tänzerin war?«
Serena zuckte die Achseln. »Sie hat Brustimplantate. Deshalb ist der Busen auch noch da. Die Schamgegend ist rasiert, bis auf einen schmalen, senkrechten Streifen Haar. Sie hat Reste von Glittercreme auf Brüsten und Oberschenkeln. Und an der linken Brust hat sie eine kleine Tätowierung, ein Herz. Wenn man das alles zusammennimmt, bin ich mir ziemlich sicher, dass das Mädchen in einem Stripklub getanzt hat.«
»Yep. Dann bleiben uns ja auch nur etwa vierhundert Klubs abzuklappern. Wenn wir mal die Vermittlungsdienste weglassen.«
»Ich sagte Stripperin, nicht Nutte. Nutten treiben nicht so viel Aufwand mit Glittercreme und Brustimplantaten, Süßer. So was ist nur für Auftritte gedacht. Wir fangen mit den besseren Schuppen an und hoffen einfach mal, dass die Kleine gut genug war und es dorthin geschafft hat.«
Cordy grinste. »Du bist der Boss. Wenn du sagst, ich soll meinen Tag damit verbringen, mit Frauen zu reden, die sich für Geld ausziehen, dann muss ich das wohl tun.«
3
Serenas Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit im Innern des Klubs. Die Luft war verraucht und leicht parfümiert. Aus versteckten Lautsprechern kam Rockmusik, ein stampfender Rhythmus, der den Boden unter ihren Füßen vibrieren ließ. Die Wände des engen Vorraums waren mit dunklem Holz getäfelt. Eine rote gepolsterte Tür trennte sie vom eigentlichen Klubraum, und daneben befand sich ein kleines Podium, hinter dem eine erotische chinesische Zeichnung an der Wand hing. Als sie eintraten, kam ein riesiger Mann in einem grauen Geschäftsanzug hinter der roten Tür hervor und versperrte ihnen lächelnd den Weg. Er hatte blondes, lockiges Haar und einen buschigen Schnurrbart.
Cordy warf er nur einen gelangweilten Blick zu, aber seine Augen ruhten umso länger auf Serena und musterten sie intensiv von Kopf bis Fuß.
»Für dich, Süße, ist der Eintritt frei. Dudley Moore hier zahlt 24 Dollar 95.«
Der Gorilla grinste Cordy an, und Serena
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