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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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den Platz zu tauschen.
    Abgesehen von den wenigen Kellnerinnen war sie die einzige Frau im Raum, die mehr trug als nur ein Höschen. Entsprechend erregte sie wenig Aufmerksamkeit, nur ein paar Blicke von Männern, die nicht damit rechneten, hier eine Frau zu sehen, die bekleidet war. Wenn sie sie ansahen, geschah das mit demselben prüfenden Blick, mit dem sie auch die Mädchen auf der Bühne betrachteten. Serena verspürte Übelkeit.
    Sie musterte die Gesichter der Mädchen, die über den Laufsteg stolzierten, und versuchte, hinter ihr aufgesetztes Lächeln zu schauen. Man konnte das Alter an den Gesichtern ablesen. Je stärker sie geschminkt waren, desto mehr versuchten sie zu verstecken. In den verrauchten, schummrigen Klubs funktionierte das auch meistens, weil nur die wenigsten Männer ihnen überhaupt ins Gesicht sahen. Doch Serena tat es. Sie sah ihnen in die Augen und entdeckte ihr Geheimnis. Dieses war noch eines der besseren Etablissements, die Mädchen waren jünger und noch nicht von Alkohol- und Drogenmissbrauch gezeichnet. Wenn man hier arbeitete, konnte man sich noch einreden, dass man einmal reich und eine zweite Jenna Jameson werden würde. Aber Serena hatte im Lauf der Jahre zu viele zerstörte Gesichter gesehen, die auf künstlich verschönerten Körpern saßen. Irgendwann waren dann auch die Körper hinüber, und von da an ging es unaufhaltsam abwärts.
    Sie dachte daran, wie sie mit sechzehn in die Stadt gekommen war, nur mit einer Freundin, mit der sie dem Leben in Phoenix entfliehen wollte. Serena hatte einen Job in einem Kasino angenommen, und ihre Freundin war in einem Klub gelandet, beim Lap-Dancing. Sie hatte versucht, Serena auch dazu zu überreden. Man bekam mehr Geld, und es klang durchaus verführerisch. Aber Serena wusste damals schon zu viel über die Männer und brachte es einfach nicht über sich, sich vor ihnen zu zeigen. Das war ihr Glück gewesen. Ihre Freundin war in eine schöne Wohnung gezogen, hatte ein paar drittklassige Pornofilme gedreht und sich schließlich mit Aids infiziert. Mit zweiundzwanzig war sie auf grauenvolle Weise gestorben.
    Das Mädchen in der Wüste war tot. Ihre Freundin war tot. Und manchmal fühlte Serena sich richtig schuldig, weil sie noch am Leben war.
    Von einer der kleineren Bühnen her hörte man Johlen. Serena und Cordy traten näher heran. In der Mitte der kleinen Bühne hatte sich eine Öffnung aufgetan. Aus dem Abgrund sahen sie langsam zwei dunkle Arme auftauchen, die sich sinnlich zur Musik bewegten. Das Mädchen wurde von einer verborgenen Hebebühne Zentimeter für Zentimeter an die Oberfläche gebracht. Ihre langen Arme wollten kein Ende nehmen, dann sah Serena dunkles Haar und ein gemeißeltes, ebenholzfarbenes Gesicht. Sie war die reine Perfektion, kaum achtzehn Jahre alt und absolut umwerfend. Eine Anfängerin, das sah Serena an ihren Augen. Die hypnotische Kraft, die sie ausübte, und das heisere Johlen der Männer erregten sie noch. Sie hatte Spaß an der Sache, und die Männer merkten es. Es gab nichts Aufregenderes als ein Mädchen, das sich wirklich Mühe gab, sie aufzuheizen, und nicht einfach nur eine leidige Pflicht erfüllte. Die Männer spürten den Unterschied, und dieses Mädchen hatte es eindeutig drauf.
    »Lavender!«, brüllte jemand.
    Das Mädchen drehte sich zu dem Mann um, der ihren Namen gerufen hatte, schenkte ihm ein Lächeln ihrer vollen Lippen und zwinkerte ihm zu. Währenddessen tanzte sie weiter, und es wurde immer mehr von ihrem Körper sichtbar. Sie trug ein Babydoll-Oberteil mit Spaghettiträgern, das sich rubinrot von ihrer kohlschwarzen Haut abhob. Ihre Brüste schienen den Spitzenstoff sprengen zu wollen. Die Stoffbahnen gaben ihren flachen Bauch frei, darunter trug sie einen Stringtanga. Ihre Beine waren schlank und lang, und die Füße steckten in blutroten High Heels mit acht Zentimeter hohen Absätzen.
    »Roll die Zunge wieder ein«, raunte Serena Cordy zu.
    »Ganz schön hart, Puppe, ganz schön hart«, flüsterte Cordy zurück.
    »War das jetzt der Wetterbericht von weiter südlich?«, erkundigte sich Serena grinsend.
    Cordy gab keine Antwort. Er stand wie hypnotisiert da und sah zu, wie Lavender die Knöpfe ihres Oberteils einen nach dem anderen öffnete und ihr Dekolletee freilegte.
    »Was ist denn los, Cordy? Ich dachte immer, du magst nur kleine, blonde Mädchen.«
    »Für eine gute Salsa braucht man viele verschiedene Chilischoten«, sagte Cordy.
    »Altes mexikanisches Sprichwort?«
    »Nein,

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