Unmoralisch
der Regel auch schnell wieder zu Ende. Ihre barsche Art machte den Männern Angst. Sie hatte seit Jahren keinen Sex mehr gehabt und versuchte, sich einzureden, dass sie ihn auch nicht vermisste.
Cordy hingegen hatte ein recht lebhaftes Privatleben. In der kurzen Zeit ihrer Zusammenarbeit hatte Serena ihn mit sechs verschiedenen Frauen im Alter zwischen zwanzig und dreiundzwanzig gesehen. Keine davon hatte sich über ein paar Mal Matratzengymnastik hinaus gehalten. Für mindestens zwei war es überhaupt das erste Mal gewesen – zumindest behauptete das Cordy. Serena fand es widerlich und sagte ihm das auch. Aber Cordy hatte nur gegrinst, und sie hatte das Thema gewechselt, weil sie die Geister der Vergangenheit nicht wieder wecken wollte.
Cordy war ein gut aussehendes, wenn auch etwas stämmiges Kerlchen und sah immer aus wie aus dem Ei gepellt. Heute trug er ein geblümtes Hemd von Tommy Bahama und eine schwarze Seidenhose. Er hatte pechschwarzes, glatt zurückgegeltes Haar, seine Haut war dunkel wie kalt gepresstes Olivenöl, und die Zähne hoben sich auffallend weiß von diesem südländischen Teint ab. Darüber glitzerten braune Raubtieraugen.
Serena deutete mit dem Daumen auf den Wohnwagen. »Und, was ist mit ihm?«
»Das ist so ein richtig erbärmlicher alter Mann. Eigentlich ist er noch gar nicht so alt, aber schon ziemlich hinüber. Ertränkt sich jeden Abend in Gin. Siehst du die ganzen Scherben da? Die sind von seinen Flaschen. Er schmeißt sie einfach raus, wenn sie leer sind.«
Serena betrachtete das breite Feld aus Glasscherben hinter dem Wohnwagen. »Sorg dafür, dass die Spurensicherung sich die Scherben genau anschaut. Vielleicht hat unser Lieferant sich ja geschnitten, als er die Leiche hergebracht hat, dann hätten wir wenigstens eine Blutprobe.«
»Yep«, sagte Cordy.
»Wahrscheinlich finden wir Beefy-Bob in ein paar Monaten halb verwest in seinem Wohnwagen«, bemerkte Serena. »Hat er das selbst gemeldet?«
Cordy schüttelte den Kopf. »Er hat die Leiche gefunden und ist völlig ausgeflippt. Ist nackt die Straße runtergerannt. Ein Autofahrer hat ihn gesehen und uns angerufen. Als der Einsatzwagen ihn aufgegriffen hat, hat er die ganze Zeit von einer Leiche geredet, die noch lebt.«
»Kennt er die Frau?«
Cordy schüttelte wieder den Kopf. »Nee, er sagt, er hat sie nie im Leben gesehen. Er hat die Leiche zufällig entdeckt, als er zum Pinkeln rausgegangen ist.«
»Was ist mit dem Zeitpunkt? Hat er irgendeine Ahnung, wann unser kleines Päckchen hier abgeliefert worden ist? Hat er irgendwas gehört oder gesehen?«
»Der hat nichts gehört. Nada. Der Typ war mindestens zwei Tage völlig weg, vielleicht auch drei. Kann also jederzeit passiert sein.«
Serena seufzte. »Na, großartig.«
»Also, wenn du mich fragst, haben wir nicht gerade viel in der Hand.«
»Ich nehme an, du hast nach Blutspuren im Wohnwagen gesucht?«
»Yep. Er hatte blutige Füße vom Laufen, aber es ist nicht so viel Blut, als hätte er wem den Schädel eingeschlagen. Und geputzt hat er sicher nicht, das kannst du mir glauben. Wenn sie nicht gerade am Gestank erstickt ist, war die Tote nicht in dem Wohnwagen. Aber das Dörrfleisch musst du mal probieren. Er hat mir ein Stück gegeben. Truthahn, glaube ich, mit Cajun-Geschmack. Richtig gutes Zeug, wenn man den Gestank aushält.«
»Spätestens, wenn du auf der Rückfahrt in die Stadt anhalten und dich in die Wüste verdrücken musst, wirst du dir wünschen, es nicht probiert zu haben.«
»Ich bin Mexikaner, ich habe einen eisernen Magen. Ich sage nur: Chili, Puppe.« Cordy warf sich stolz in die Brust.
Serena schüttelte den Kopf. »Und ich sage nur: Salmonellen, Süßer. So was kriegen nicht nur Gringos.«
»Eins darfst du nicht vergessen. Ich wollte sehen, ob er was im Kühlschrank versteckt hat, und ich hatte keinen Durchsuchungsbefehl. Aber jetzt, nach einem Stück Dörrfleisch, weiß ich, dass er wirklich nichts anderes als Dörrfleisch in seinen Schuhkartons hat.«
»Jetzt hast du mich aber echt beeindruckt, Süßer.«
Serena warf einen letzten Blick auf die Leiche. Am liebsten hätte sie sie zugedeckt, um der armen Frau zumindest einen Rest Würde zu lassen. In Las Vegas waren bizarre Verbrechen nicht gerade Mangelware, und inzwischen konnte sie eigentlich kaum noch etwas schocken. Sie hatte eine Leibesvisitation bei einer Verdächtigen durchgeführt und hatte, nachdem die Frau zuerst ihre gewaltigen Brüste freigelegt hatte, schließlich feststellen
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