Unmoralisch
könnte, wer dieses Mädchen war und was in ihrem Kopf vorgegangen ist. Bisher keine Hinweise auf ihre Vergangenheit.«
Sie ging in die Küche und schaute sich dort vorsichtig um.
»Keine Magneten an der Kühlschranktür. Im Kühlschrank kaum Lebensmittel und in den Schränken nur ein paar Müslischachteln, Nudeln und Suppendosen. Sieht so aus, als wäre sie gerade erst eingezogen, aber der Verwalter sagt, sie wohnt schon seit etwa einem Jahr hier.«
Sie schaute ins Spülbecken und entdeckte eine schwere Glasvase, die gespült worden war und zum Trocknen auf der Seite lag. Dann ging sie zurück ins Wohnzimmer und untersuchte die Regale, die, nicht weit von dem Blutfleck entfernt, an der Wand standen.
»Und, was gefunden?«, fragte Cordy.
»Vielleicht. In der Spüle liegt eine Vase. Ich wette, das ist die Mordwaffe. Schau mal, hier auf dem Regalbrett ist ein hellerer Kreis in der Staubschicht. Er hat genau die richtige Größe und Form für die Vase. Christi und der Mörder stehen also hier. Sie dreht ihm den Rücken zu, er schnappt sich die Vase und peng! zertrümmert ihr damit den Schädel.«
»Yep«, sagte Cordy. »Und es gibt keine Hinweise auf gewaltsames Eindringen oder einen Kampf. Ich vermute, dass sie ihren Mörder erstens kannte, und dass der Mord zweitens ein ungeplanter Akt der Leidenschaft war. Wut. Eifersucht. Eifersucht scheint mir bei dem Mädchen sehr plausibel.«
»Und worauf gründet sich diese Annahme?«
Cordy legte einen Finger an die Nase. »Das rieche ich einfach.«
Serena lachte. »Ach so. Dann schnüffle dich mal durchs Schlafzimmer. Wollen doch mal sehen, ob das Mädchen nicht doch irgendwelche Spuren hinterlassen hat.«
Das Schlafzimmer war eine viereckige Schachtel von etwa zwölf Quadratmetern. An der rechten Wand befanden sich ein Schrank und die Tür zum Badezimmer. Christi besaß ein großes Doppelbett, einen Nachttisch und eine kleine Frisierkommode.
Wie in der übrigen Wohnung hing auch hier nichts an den Wänden.
»Keine Decke auf dem Bett«, konstatierte Serena.
»Vielleicht war es ihr zu warm.«
»Vielleicht hat aber auch der Mörder die Decke benutzt, um die Leiche zu transportieren.«
Serena ging ins Badezimmer, das aus einer Toilette, einem Waschbecken und einer Duschkabine mit pinkfarbenem Plastikvorhang bestand. Sie suchte nach Blut im Waschbecken und in der Dusche, fand aber nichts Offensichtliches. Die Spurensicherung würde noch einmal mit Hilfe von Luminol nach Blutspuren suchen. Im Spiegelschrank fand sie nur wenig Kosmetik, erstaunlicherweise aber überhaupt keine Verhütungsmittel. Entweder hatten Christis Männer ihre Kondome immer selbst mitgebracht, oder ihr Sexleben war etwa so aufregend gewesen wie Serenas eigenes.
Sie ging ins Schlafzimmer zurück, wo Cordy gerade die oberste Schublade des Nachtschranks durchsuchte.
»Irgendwas Interessantes?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht besonders viel. Streichhölzer aus zwei anderen Stripklubs. Da hat sie vielleicht früher gearbeitet, die sollten wir auf jeden Fall überprüfen. Aber sonst nichts, keine Briefe, keine Postkarten, keine Liebesbriefchen, keine Rechnungen, keine Quittungen, keine Kreditkartenauszüge. Eine ziemlich verschlossene señorita.«
»Meine Nachttischschubladen sind ein einziges Durcheinander«, sagte Serena. »Da hat sich Zeug aus zehn Jahren angesammelt. Wenn man das alles durchgeht, könnte man locker meine Biografie schreiben.«
»Anders bei Christi Katt. Oder wie sie auch immer geheißen hat.«
»Na ja, such weiter. Übrigens, hast du zufällig Kondome gefunden?«
»Warum? Brauchst du welche?«
Serena seufzte. »Wie fühlst du dich, Cordy? Du siehst ein bisschen blass aus. Vielleicht eine Latexallergie? Sag mir Bescheid, bevor du Krämpfe bekommst.«
»Keine Kondome«, erwiderte Cordy mit leisem Kichern.
Serena durchsuchte den Kleiderschrank, was nicht allzu lange dauerte.
Auf dem Boden standen ein paar High Heels, auf Bügeln hingen ein paar Blusen, Röcke und Kleider, und in einem Metallfach lagen zwei kleine Stapel mit T-Shirts und Jeans. Sie tastete die Taschen der Jeans ab und fand ein paar Münzen und ein paar Kaugummistreifen.
Kopfschüttelnd schloss sie die Schranktür. »Das Mädchen ist mir wirklich ein Rätsel. Was ist mit einem Portemonnaie oder einem Schlüsselbund? Hast du so was gefunden?«
»Nada«, sagte Cordy.
»Interessant. Wo sind die Sachen dann?«
»Vielleicht hat der Mörder sie mitgenommen.«
Serena dachte nach. »Vielleicht. Nehmen wir mal
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