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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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an, Christi ist zu Hause und hat ihr Portemonnaie und die Schlüssel in der Tasche. Der Mörder klopft an die Tür, und sie lässt ihn aus irgendeinem Grund herein. Entweder kennt sie ihn, oder sie fühlt sich einfach nicht bedroht. Schwerer Fehler. Sie reden, vielleicht streiten sie, dann dreht sie ihm den Rücken zu, und das war’s. Der Mörder ist ein ordnungsliebender Mensch, wäscht die Vase ab und damit auch die Fingerabdrücke – es sei denn, wir haben wirklich Riesenglück –, dann wickelt er die Leiche in die Bettdecke. So hinterlässt er draußen keine Blutspuren. Er wartet, bis es dunkel wird und draußen alles ruhig ist, dann lädt er die Leiche in seinen Wagen, fahrt los und deponiert sie in der Wüste.«
    »Yep«, sagte Cordy. »Aber die Leiche war nackt. Ich kann ja noch verstehen, dass der Kerl das Portemonnaie und die Schlüssel mitgenommen hat. Aber warum hat er sie ausgezogen? Vielleicht ein letztes Tänzchen mit der Leiche? Das scheint mir ein ziemlich kranker Typ zu sein.«
    »Davon gibt’s ja genug«, bemerkte Serena. »Der Pathologe wird uns sagen können, ob es zum Geschlechtsverkehr gekommen ist. Aber die Tatsache, dass die Leiche nackt war, spricht schon für eine sexuelle Komponente. Es sei denn, sie hatte einen Freund hier und war schon nackt.«
    »Aber es gibt ja keine Kondome, stimmt’s?«
    »Stimmt. Also wissen wir praktisch nichts weiter über das Leben dieses Mädchens, als dass jemand so wütend auf sie war, dass er sie umgebracht hat. Hübsch. Hoffentlich hat sie sich wenigstens mit ein paar Leuten im Thrill Palace angefreundet oder in einem der anderen Klubs.«
    »Darauf würde ich lieber nichts verwetten, Puppe«, sagte Cordy.
    »Tu ich auch nicht. Schau dir die Frisierkommode an und pass auf, dass du nichts übersiehst. Ich will mir noch mal das Wohnzimmer ansehen, bevor all die Kerle mit ihren großen Füßen hier durchlatschen.«
    Sie ließ Cordy im Schlafzimmer zurück und durchquerte dann die Wohnung langsam ein zweites Mal, suchte jede Oberfläche ab, prüfte den Boden und die Wände.
    In der Küche durchsuchte sie den Abfall unter der Spüle und fand Kaffeesatz, Orangenschalen und eine abgelaufene Fernsehzeitschrift darin.
    Im Wohnzimmer sah sie die CDs durch, die neben dem Ghettoblaster standen, und öffnete jede Hülle, entdeckte aber nur die jeweilige CD darin. Sie fand es interessant, dass Christi offensichtlich Jazz gehört hatte.
    Auch Serena hatte in ihren ersten Jahren in Las Vegas viel Jazz gehört, wenn sie deprimiert war, bis sie schließlich erwachsen geworden war und sich der Countrymusik zugewandt hatte. Jazz brauchte man zum Unglücklichsein, Country brauchte man zum Leben.
    Im Schlafzimmer stieß Cordy einen leisen, langen Pfiff aus.
    »Was ist denn?«, rief Serena. Aber Cordy gab keine Antwort.
    Neugierig geworden ging Serena ins Schlafzimmer.
    Cordy saß im Schneidersitz auf dem Boden. Er hatte die breite Matratze halb vom Bett geschoben, und neben ihm lag ein kleiner Stapel Zeitungsausschnitte. Cordy hatte einen davon aufgefaltet und las ihn gebannt.
    »Ihr Geheimversteck?«, fragte Serena.
    Cordy nickte.
    »Du solltest lieber auf die Spurensicherung warten, bevor du das alles anfasst«, sagte Serena. Doch dann siegte ihre eigene Neugier. »Worum geht’s denn da?«
    Cordy ließ den Artikel sinken. »Wie lange, glaubst du, lag die Leiche in der Wüste?«
    Serena zuckte die Achseln. »Ein paar Tage. Warum?«
    »Tja, Puppe, in dem Fall haben wir ein Problem.«

5
    Stride hörte, wie Andrea am Donnerstagmorgen um sechs leise aufstand, um sich für die Arbeit fertig zu machen. Ohne sich umzudrehen, öffnete er die Augen und betrachtete sie, während sie im Dämmerlicht des Schlafzimmers ihr weißes Nachthemd über den Kopf streifte und das Höschen auszog. Ihr Körper war in den letzten Jahren weicher und fülliger geworden, aber sie war immer noch attraktiv.
    »Hallo«, sagte er leise.
    Andrea sah ihn nicht an. »Selber hallo.«
    »Wie heißt du noch gleich?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht witzig, Jon.«
    »Ich weiß. Tut mir Leid.« In der Nacht zuvor hatte er mit Maggie bis nach eins einen Verdächtigen verhört, der mit einem asiatischen Drogenring in Verbindung gebracht wurde. Es hatte in den vergangenen Monaten viele solcher langen Nächte gegeben.
    »Ein Anruf von Zeit zu Zeit wäre nicht schlecht«, sagte Andrea. »Das war die dritte Nacht in Folge, und ich weiß nie, wann ich dich das nächste Mal sehe. Du bist nicht für mich da.

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