Unmoralisch
der Scheune war«, sagte Maggie.
»Wissen wir das wirklich?«, fragte Serena. »Könnten die Beweisstücke nicht platziert worden sein?«
»Glaubst du, irgendein mysteriöser Fremder ist mit einer Pipette hingefahren und hat ihr Blut dort hinterlassen?« Maggie schüttelte den Kopf. »Rachel ist dort gewesen, und sie war auch in Graemes Van. Die Stofffasern von ihrem Pulli waren eindeutig identisch.«
»Und nicht nur Rachel war dort«, fügte Stride hinzu. »Wir haben auch Graemes Fußspuren hinter der Scheune gefunden, das dürfen wir nicht vergessen. Erinnert ihr euch an die Schuhe, die er gekauft hat und dann nicht mehr vorweisen konnte? Meines Erachtens waren sie beide dort. Und was immer zwischen ihnen vorgefallen ist, hat Rachel so erschreckt, dass sie abgehauen ist.«
»Aber wir wissen doch, dass Graeme sie nicht umgebracht hat«, sagte Serena.
Stride erläuterte ihr seine alternative Theorie zu den Geschehnissen zwischen Rachel und Graeme bei der Scheune an jenem Abend und die Vermutung, dass Rachel vielleicht einen Freund oder eine Freundin um Hilfe gebeten haben könnte.
Serena sah zur Decke empor und nickte nachdenklich. Dann strich sie sich das Haar aus der Stirn und trank einen großen Schluck Cola Light. »Keine schlechte Idee. Aber damit hat niemand aus Duluth ein offensichtliches Motiv, sie drei Jahre später umzubringen.«
»Bis auf Dan«, warf Maggie mit spöttischem Grinsen ein.
»Wenn Rachel abgehauen ist, wer hat ihr dann dabei geholfen?«, fragte Serena. »Dayton? Ich nehme ihm immer noch nicht ab, dass er den ganzen Strip nach der kleinen hilflosen Rachel abgesucht hat.«
Stride schüttelte den Kopf. »Dayton und Emily waren an dem Freitag in Minneapolis und haben ihre Affäre begonnen.«
»Und wenn Rachel ihre Mutter angerufen hat?«, schlug Serena vor.
»Ich glaube, Emily wäre der letzte Mensch gewesen, den Rachel angerufen hätte«, sagte Stride.
Maggie spitzte die Lippen. »Es läuft immer wieder auf Sally hinaus. Wir wissen, dass sie Rachel an dem Abend noch gesehen hat. Außerdem hat sie immer wieder gelogen, von Anfang an. Und es hätte ihr sicher nicht gefallen, wenn Rachel nach all den Jahren nach Duluth zurückgekommen wäre, um Kevin Hallo zu sagen.«
Stride zückte sein Handy. »Sally und Kevin wohnen in einer Studentenwohnung in der Nähe der Universität. Ich habe vorhin schon mal versucht, dort anzurufen, aber es ist niemand rangegangen.«
Er wählte die Nummer noch einmal. Nach fünf Freizeichen wollte er gerade auflegen, als sich plötzlich eine weibliche Stimme meldete.
»Hallo? Sally?« Stride lauschte mit gerunzelter Stirn. »Weißt du denn vielleicht, wo sie ist? Ich bin ein Freund von ihr und muss sie dringend erreichen.«
Er wartete die Antwort ab, bedankte sich dann kurz und legte auf.
»Offenbar kommen Kevin und Sally irgendwann heute Abend zurück. Das war die Nachbarin, die sich um die Katze kümmert. Sie waren die letzten zwei Wochen in Urlaub. Am Grand Canyon.«
»Na, so was«, bemerkte Maggie.
»Über den I-15«, fügte Serena hinzu, »sind es sechs Stunden bis nach Vegas.«
10
Cordy genoss die neidischen Blicke, als er mit Lavender durch das Foyer des Bellagio schritt, unter den riesigen, zartbunten Glasblumen hindurch, die von der Decke herabhingen. Sie waren ein hippes, attraktives Paar und passten perfekt in diese noble Umgebung. Cordy trug ein schwarzes Seidenhemd ohne Kragen, ein Goldkettchen und einen perfekt gebügelten hellen Leinenanzug. Seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert, und von seinem zurück gegelten Haar stieg eine Duftwolke auf. Lavender trug einen roten, eng anliegenden Overall mit ovalen Ausschnitten an verschiedenen strategischen Stellen, die viel ebenholzfarbene Haut enthüllten und jedem, der sie sah, offenbarten, dass sie darunter weder BH noch Höschen trug. Sie hätte kaum mehr Aufsehen erregen können, wenn sie gar nichts angehabt hätte.
Als sie das elegante japanische Restaurant des Bellagio betraten, sah Cordy, wie sich die Blicke Dutzender asiatischer Geschäftsmänner durch Wolken von Zigarettenqualm auf Lavender richteten. Sie flirtete mit ihnen, während sie auf ihren Tisch zuging, und erwiderte ihre Blicke ohne einen Anflug von Verlegenheit.
»Wie fühlt sich das an?«, fragte Cordy.
Er sagte nicht, was genau er meinte, aber Lavender verstand ihn trotzdem: Die Aufmerksamkeit. Die Blicke. Wie fühlte es sich an, bei jedem Schritt die Blicke der Männer auf sich zu ziehen?
»Ich liebe das«, sagte
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