Unmoralisch
sage.«
Maggie lächelte. »Ich weiß, dass Teenager ziemlich gut darin sind, das Haus zu verlassen, ohne dass ihre Eltern etwas merken. Und wenn Rachel dir gesagt hätte, dass sie verschwinden will, hättest du ihr doch bestimmt geholfen, oder? Du hättest doch alles für sie getan.«
Kevin biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Er sah sich um, als würde er nach einem Fluchtweg suchen.
»Also? Hast du ihr geholfen zu verschwinden?«, fragte Maggie noch einmal.
»Nein«, erwiderte Kevin beharrlich.
»Bist du trotzdem später noch mal bei ihr gewesen? Vielleicht hatte sie ja eine andere Verabredung. Das hätte dich doch gestört, oder? Ich verstehe das gut, Kevin. Du liebst sie schon dein Leben lang. Sie ist deine Traumfrau. Und plötzlich treibt sie Spielchen mit dir. Das muss dich doch in den Wahnsinn getrieben haben.«
Kevin schüttelte heftig den Kopf.
»Nein? Du bist also nicht zu ihrem Haus gegangen und hast auf sie gewartet? Du hast nicht versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie mit all den anderen Typen nur ihre Zeit verschwendet? Die waren doch nie die Richtigen für sie. Du warst der Richtige. Aber sie hat dich zurückgewiesen.«
Kevin wurde allmählich wütend. »Ich war nicht bei ihr. Ich habe sie nicht mehr gesehen.«
»Du musst zugeben, dass du ein großartiges Motiv hast.«
»Hören Sie auf damit«, sagte Kevin.
»Vielleicht habt ihr ja noch eine kleine Spritztour gemacht. Um zu reden. Und dann seid ihr irgendwie hinter der Scheune gelandet. Vielleicht ist das Gespräch ja doch nicht so gut verlaufen.«
Kevin ballte die Fäuste. »Das ist alles gelogen.«
»Wir haben am Tatort Blutspuren und Kondome gefunden, Kevin. Was werden wir wohl erfahren, wenn wir die DNA-Analyse bekommen?«
Bebend vor Zorn stand Kevin auf. »Sie werden erfahren, dass nichts von mir stammt! Ich war nämlich gar nicht dort!«
Maggie stand ebenfalls auf. Sie fasste ihn sanft am Arm, doch er schüttelte ihre Hand ab. Sie versuchte, ihn dazu zu bewegen, sie anzuschauen. »Setz dich wieder, Kevin. Ich weiß, dass du nicht dort warst. Aber ich kann mir erst sicher sein, wenn ich die Leute unter Druck setze. Die Schuldigen wehren sich nicht. Bitte. Setz dich wieder hin.«
»Ich würde Rachel niemals etwas antun«, sagte Kevin.
»Das weiß ich. Aber irgendjemand hat ihr offenbar etwas angetan. Wenn du also nicht mehr bei Rachel warst, wer dann?«
Kevin schüttelte den Kopf. »Wenn ich das wüsste, hätte ich es Ihnen längst erzählt, das können Sie mir glauben.«
»Erinnerst du dich an irgendetwas, das Rachel gesagt hat? Oder hast du vielleicht Gerüchte in der Schule mitbekommen? Nach allem, was ich höre, ist die Scheune ziemlich beliebt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da keine Geschichten kursieren.«
»Na klar, über die Scheune weiß jeder Bescheid. Und die Leute reden auch viel darüber. Aber wer weiß schon, was davon stimmt und was nur irgendwelcher Mist ist, den man sich im Umkleideraum erzählt?«
»Du bist dir aber sicher, dass Rachel dort war«, sagte Maggie.
»Sicher bin ich nicht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nicht dort war.«
»Warum nicht?«
Kevin breitete frustriert die Arme aus. »Weil sie ständig über Sex geredet hat.«
»War das nur Gerede?«, fragte Maggie. »Oder hatte sie wirklich Sex?«
»Keine Ahnung. Sie hat keine Namen genannt.«
Aus dem Augenwinkel sah Maggie ein etwas molliges junges Mädchen mit kastanienbraunem Haar im Durchgang zum Restaurant stehen. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt, drehte suchend den Kopf, und ihr Blick wanderte raubvogelartig von Tisch zu Tisch. Als sie Kevin in der Ecke entdeckte, erhellte ein Strahlen ihr Gesicht. Gleich darauf sah sie Maggie in ihrer Aufmachung und runzelte die Stirn. Dann marschierte sie zu ihnen hinüber.
»Hallo, Kevin«, sagte sie vernehmlich.
Kevin blickte überrascht auf. »Sally!«
Er sprang von seinem Stuhl auf und drückte Sally einen Kuss auf die Lippen.
»Ich bin mit meinen Eltern zum Abendessen hier«, sagte Sally. »Paula hat mir gesagt, dass du hier bist. Sie war ziemlich sauer.« Dann fragte sie ohne Umschweife: »Wer ist das?«
»Das ist Miss Bei«, sagte Kevin. »Sie ist von der Polizei.«
»Von der Polizei?« Sally zog die Augenbrauen hoch.
Maggie stand auf und streckte ihr die Hand hin, und Sally ergriff sie mit schlaffem Händedruck.
»Wir haben doch beide schon mit der Polizei gesprochen«, bemerkte sie.
»Ich weiß. Kevin hat mir gerade erzählt, dass er eigentlich
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