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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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keinen von Rachels Freunden näher gekannt hat«, sagte Maggie. »Wir vermuten, dass noch jemand bei ihr zu Hause war, nachdem sie sich von euch verabschiedet hat. Fällt dir da vielleicht jemand ein?«
    »Ich glaube nicht, dass Rachel einen festen Freund hatte«, erwiderte Sally. »Sie hat die Jungs doch immer nur benutzt und sie dann fallen lassen.«
    »Klingt nach einer guten Methode, sich Feinde zu machen«, bemerkte Maggie. »Gab es vielleicht jemanden, der von Rachel besessen war? Hat sie sich mal darüber beklagt, dass jemand sie belästigt?«
    »Beklagt?«, wiederholte Sally. »Wohl kaum.«
    »Gut, vergessen wir Rachel mal kurz. Was ist mit den anderen Mädchen aus der Schule? Wurde jemand mal von einem Jungen bedrängt?«
    Kevin kratzte sich am Kinn und sah Sally an. »Was ist mit Tom Nickel? Weißt du noch, wie Karin erzählt hat, dass er ihr immer so komische Briefchen schreibt? Der war ein echtes Arschloch.«
    Sally zuckte die Achseln. »Klar, aber das ist zwei Jahre her. Er ist letztes Jahr mit der Schule fertig geworden.«
    »Aber jetzt ist er an der University of Minnesota«, sagte Kevin. »Er ist also noch in der Gegend.«
    »Ja, kann gut sein.«
    Maggie notierte sich den Namen. »Sonst noch jemand?«
    »Die meisten Typen in der Schule sind ziemlich daneben«, sagte Sally. »Ich habe ziemliches Glück gehabt.« Sie legte Kevin den Arm um die Taille, und er küsste sie aufs Haar.
    »Gibt es vielleicht Mädchen, die bei der Scheune etwas Schlimmes erlebt haben?«, fragte Maggie.
    Und dann sah sie es.
    Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, doch Maggie hatte den Ausdruck in Sallys Augen bemerkt. Ihr ganzes Verhalten veränderte sich, und Angst trat an die Stelle der kühlen Arroganz. Dann war der Moment ebenso schnell wieder vorbei, wie er gekommen war. Sally wandte sich ab, küsste Kevin noch einmal und vermied dabei Maggies Blick. Als sie sich wieder zu ihr umdrehte, war ihr Gesicht eine undurchdringliche Maske.
    »Mit den Mädchen, die zur Scheune fahren, habe ich nichts zu tun«, sagte sie.
    Maggie nickte. »Verstehe.«
    »Kevin!«, rief eine Stimme vom Restaurant her. Eine Frau um die fünfzig, die gestresst und verärgert aussah, wedelte in der Tür mit einem Stapel Speisekarten. »Wir gehen hier unter. Ich brauch dich, kapiert? Und zwar sofort!«
    Kevin drehte sich wieder zu Maggie um. »War das alles? Ich muss los.«
    Maggie nickte. Kevin gab Sally noch einen Kuss und verließ dann rasch die Bar. Sally wollte ihm folgen, doch Maggie hielt sie sanft am Arm fest. »Hast du noch eine Minute Zeit?«, fragte sie.
    Sally setzte sich mit gerunzelter Stirn auf Kevins Platz. Maggie trank einen Schluck Bier und ließ die Augen dabei nicht von dem jungen Mädchen. Sally erwiderte ängstlich ihren Blick. Schließlich stellte Maggie ihr Glas ab und griff auf der Tischplatte nach Sallys Hand. Sally machte ein verwirrtes, nervöses Gesicht. Von dem resoluten, eifersüchtigen Mädchen von vorher war nicht mehr viel übrig.
    »Willst du’s mir nicht erzählen, Sally?«, fragte Maggie sanft.
    Sally bemühte sich, überrascht zu wirken. »Ich verstehe nicht. Was soll ich Ihnen denn erzählen?«
    »Na komm schon«, sagte Maggie. »Kevin ist weg, und deine Eltern sind auch nicht da. Wir sind ganz unter uns. Du kannst es mir sagen.«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen.«
    Maggie drückte ihre Hand ein wenig fester. »Dir ist irgendwas passiert. Als ich eben die Scheune erwähnt habe, wärst du fast in Ohnmacht gefallen. Du warst mal dort, stimmt’s? Hör zu, ich will dich wirklich nicht verurteilen. Aber wenn du dort warst, und wenn dir dort jemand etwas getan hat, dann muss ich das wissen.«
    Sally schüttelte den Kopf. »So war es nicht.«
    »Du brauchst dich vor mir nicht zu rechtfertigen. Ich bin auch eine Frau. Ich weiß genau, wie die Kerle sein können.«
    »Ich will niemandem Ärger machen«, sagte Sally. »Und ich habe nie gedacht, dass das wichtig sein könnte. Eigentlich hatte ich es schon fast wieder vergessen. Und als es dann hieß, dass man Rachels Armband hinter der Scheune gefunden hat … Ich bin einfach nicht auf die Idee gekommen, dass da ein Zusammenhang besteht.«
    »Erzähl mir, was passiert ist«, drängte Maggie.
    Sally seufzte. »Ich habe Kevin nie davon erzählt. Ich habe es niemandem erzählt.«
    »Das ist schon in Ordnung. Mir kannst du es sagen. Weißt du, ich kann dir vielleicht helfen.«
    Sie sah die widerstreitenden Gefühle im Gesicht des Mädchens. »Glauben Sie

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