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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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anderen Polizisten, ihm zu folgen.
    Stride flüsterte Maggie zu: »Wir müssen darauf achten, dass bei der Durchsuchung nichts schief geht, okay, Mags? Ich will, dass alles korrekt verläuft und vor Zeugen stattfindet. Wir können uns keinen Fehler leisten. Wenn wir den Kerl tatsächlich vor Gericht bringen, hat er auf jeden Fall Archie Gale auf seiner Seite, und dann wird alles, was wir tun, noch einmal hinterfragt. Darauf kannst du wetten.«
    »Das wird alles hieb- und stichfest«, sagte Maggie. »Verlass dich drauf, Boss.«
    Stride brauchte nicht zu klingeln. Als er die Stufen hinaufstieg, öffnete Graeme Stoner bereits die Tür, und Stride sah die kalte Wut in seinen Augen.
    »Hallo, Lieutenant«, sagte Graeme. »Wie ich sehe, haben Sie ein paar Freunde mitgebracht.«
    »Mr Stoner, wir haben offizielle Anweisung, Ihr Haus und Grundstück nach eventuellen Beweisen zu durchsuchen, die mit dem Verschwinden und dem mutmaßlichen Mord an Rachel Deese in Zusammenhang stehen.«
    »Das habe ich schon gehört. Ist es eigentlich gängige Praxis der Polizei, Rufmord zu betreiben, bevor Beweise vorliegen? Mein Telefon steht schon jetzt nicht mehr still, dank Bird Finchs kleinem Beitrag vor ein paar Minuten. Ich habe bereits Kyle angerufen, um mich persönlich zu beschweren.«
    Stride zuckte die Achseln. Graemes gute Kontakte zur Stadtverwaltung halfen ihm jetzt auch nichts mehr. »Ich bleibe bei Ihnen, während meine Mitarbeiter die Durchsuchung durchführen.«
    Graeme drehte sich auf dem Absatz um und durchquerte das Wohnzimmer, ohne sich noch einmal nach ihnen umzusehen. Stride folgte ihm, und Maggie versammelte in der Diele die anderen Beamten um sich und gab ihnen Anweisungen. Guppo sollte mit einer Gruppe den Keller durchsuchen, sie selbst würde sich um die Räume im ersten Stock kümmern. Die Zimmer im Erdgeschoss, der Garten und die Autos sollten als Letztes drankommen.
    »Es muss alles ganz korrekt vor sich gehen«, wiederholte sie Strides Warnung. »Bewegt euch nur in Zweiergruppen. Alles, was ihr findet, fotografiert ihr, steckt es in Plastiktüten und beschriftet die. Alles klar?«
    Die bulligen Polizisten, die alle fast zwei Köpfe größer waren als die kleine Asiatin, nickten gehorsam und machten sich an die Arbeit. Ihre Schritte klangen wie Donnergrollen, als sie in verschiedene Richtungen die Treppen hinauf- und hinunterliefen.
    Auf der Veranda spürte Stride die eisige Kälte, die von den beiden Menschen im Raum ausging. Emily Stoner saß wie bei seinem ersten Besuch in einem Sessel vor dem Kamin. Sie wirkte mitgenommen, und ihr Gesicht hatte jede Farbe verloren. Es schien, als wäre sie geschrumpft und als hinge ihr die Haut lose am Körper. Das Haar fiel ihr kraftlos ins Gesicht. In den letzten paar Wochen war sie um Jahre gealtert.
    Sie rührte sich nicht und sagte auch nichts, aber sie folgte Graeme mit den Augen, als er sich in dem Sessel ihr gegenüber niederließ. Stride hatte die Spannungen zwischen den beiden von Anfang an gespürt, doch jetzt hatte sich etwas verändert. Emily hatte auf demselben Weg von dem Verdacht erfahren wie alle anderen auch, und Stride wusste, was sie dachte: Der Mann, der ihr da gegenübersaß, mit dem sie seit fünf Jahren das Bett teilte – dieser Mann war vielleicht ein Monster.
    Doch am meisten überraschte ihn Graemes Verhalten.
    Stride hatte schon viele Täter in den ersten Minuten erlebt, nachdem die Wahrheit ans Licht gekommen war. Manche beteuerten voller Zorn ihre Unschuld und stritten ab, was längst offensichtlich war. Andere brachen zusammen, legten ein Geständnis ab und befreiten sich damit von der Schuld, die auf ihrer Seele gelastet hatte. Aber er hatte noch nie erlebt, dass sich jemand so ruhig und gelassen verhielt wie Graeme Stoner. Der Mann kochte vor Wut, gab sich aber vollkommen beherrscht. Und auf seinem Gesicht lag immer noch ein leicht amüsierter Ausdruck, als wäre das Ganze nichts weiter als ein unwichtiges Unterhaltungsprogramm.
    Stride wusste nicht recht, wie er das deuten sollte. Er hatte sich immer zugute gehalten, die Schuld oder Unschuld eines Menschen an Miene und Augen ablesen zu können. Doch Graemes Gesicht war eine einzige Maske.
    »Sie sind sich hoffentlich darüber im Klaren, dass Sie meinen Ruf in dieser Stadt zerstört haben«, sagte Graeme mit durchdringendem Blick zu ihm. »Ich hoffe, die Stadtverwaltung hat genug Geld, um den Schadenersatzforderungen nachzukommen, die ich erheben werde.«
    Stride schenkte ihm keine Beachtung,

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