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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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Kleidung getropft ist. Das wäre doch durchaus möglich.«
    »Nur, wenn Sie die Beweise aus dem Zusammenhang reißen. Wir haben schließlich auch hinter der Scheune Blut und Stofffasern gefunden.«
    »Aber auch diese Beweise genügen nicht, um zu belegen, dass jemand zu Tode gekommen ist.«
    »Ganz im Gegenteil. Ich bin der Ansicht, dass die Beweise genau diesen Schluss nahe legen.«
    Gale zog eine buschige, graue Augenbraue hoch. »Das sagen Sie. Wissen Sie, Lieutenant, wie viele Teenager jedes Jahr von zu Hause ausreißen?«
    »Tausende.«
    »Zehntausende«, sagte Gale. »Rachel war nicht glücklich in ihrem Elternhaus, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Sie entspricht sogar dem klassischen Profil einer Ausreißerin, finden Sie nicht auch?«, fuhr Gale fort.
    »Da bin ich anderer Ansicht. Ausreißer hinterlassen keine Spuren, wie wir sie gefunden haben. Blutspuren. Fetzen des Pullovers, den sie am fraglichen Abend trug.«
    »Vielleicht wollte sie ja nicht, dass man nach ihr sucht«, sagte Gale.
    Stride zögerte und verlor für einen kurzen Moment seine Gelassenheit. »Wie bitte?«
    »Nun, wenn sie, wie Sie argumentieren, ihr Auto genommen hätte, hätte doch jeder sofort gewusst, dass sie ausgerissen ist. Dann würden Sie jetzt im ganzen Land nach ihr suchen. Aber nehmen wir einmal an, dass Rachel verschwinden und verhindern wollte, dass ihre Eltern, die sie hasst, oder auch neugierige Polizisten ihr auf die Spur kommen. Könnte sie sich dann nicht einfach in den Finger geschnitten und ein paar kleine Beweise dafür platziert haben, dass sie ein schreckliches Ende gefunden hat?«
    Stride schüttelte den Kopf. »Das ergibt doch keinen Sinn. Wenn sie ihren Tod hätte vortäuschen wollen, hätte sie die Beweise sehr viel eindeutiger gestaltet. Wie hätte Rachel denn wissen sollen, ob wir jemals auf die Spuren im Van stoßen – ganz zu schweigen von denen bei der Scheune?«
    »Und dennoch sind wir jetzt alle hier.« Gale richtete sich auf und musterte erst Stride, dann die Geschworenen. »Reden wir noch mal von dieser Scheune, Lieutenant. Es handelt sich dabei um einen Ort, an den Schüler fahren, um Dinge zu tun, die ihre Eltern ihnen zu Hause nicht erlauben, nicht wahr?«
    »So in etwa.«
    »Haben Sie irgendeine Vermutung, wie viele junge Leute sich jede Woche dort herumtreiben?«, fragte Gale.
    »Nein.«
    »Gut. Wissen Sie denn, wie oft die Polizei im vergangenen Jahr zur Scheune gerufen wurde?«
    Stride schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    »Würde es Sie überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass es siebenunddreißig Mal der Fall war?«
    »Nein, das würde mich nicht überraschen.«
    »Und würde es Sie auch nicht überraschen zu hören, dass es in den letzten fünf Jahren im Zusammenhang mit der Scheune fünf Anklagen wegen Vergewaltigung gegeben hat?«, fragte Gale. Seine weiche Stimme klang jetzt härter, und seine Augen waren wie spitze azurblaue Dolche.
    »Das ist durchaus möglich.«
    »Das ist mehr als nur möglich. Es ist die Wahrheit, Lieutenant. Es handelt sich also um einen durchaus gefährlichen Ort.«
    »Unter Umständen, ja«, gab Stride zu.
    »Sie haben es dort also mit jungen Menschen zu tun, die andere junge Menschen vergewaltigen, aber die Polizei tut offensichtlich nichts dagegen.«
    »Wir führen häufig Razzien bei der Scheune durch«, sagte Stride. »Aber die Teenager kommen trotzdem immer wieder.«
    »Nun haben Sie es selbst gesagt, Lieutenant. Teenager. Die Scheune ist ein Ort, an dem Teenager schlimme Dinge tun. Legt die Tatsache, dass Beweise für Rachels Anwesenheit bei der Scheune gefunden wurden, also nicht vielmehr nahe, dass ein junger Mann in ihrem Alter in die Sache verwickelt ist?«
    »Wir haben diese Möglichkeit geprüft, sie dann aber verworfen«, sagte Stride.
    »Es war sogar Ihr allererster Gedanke, nicht wahr? Sie haben Ihre Leute in die High School geschickt, um die jungen Männer dort zu verhören, gleich nachdem das Armband gefunden worden war. Ist das richtig, Lieutenant?«
    »Ja, das ist richtig«, sagte Stride.
    Gale nickte. Er kaute wieder auf dem Bügel seiner Brille herum und nahm dann einen großen Schluck aus einer Coladose. Anschließend tupfte er sich die Lippen mit seinem Einstecktuch und wischte sich die Stirn. »Welche Schuhgröße haben Sie, Lieutenant?«, fragte Gale.
    Der Mann ist gut, dachte Stride bei sich. Er fragte sich, wie Gale das wohl herausgefunden hatte. »45.«
    »Soso. Also könnten auch Sie die Abdrücke hinter der Scheune hinterlassen haben, nicht

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