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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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Vorführung des Herrn Staatsanwalts und des Zeugen zu ignorieren. Und Mr Erickson: Keine weiteren derartigen Einlagen in meinem Gerichtssaal. Ist das klar?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Dan. Die Botschaft hatte die Geschworenen ohnehin bereits erreicht.
    »Gut, Lieutenant, eines noch. Haben Sie weitere Fingerabdrücke auf dem Messer gefunden?«
    »Ja, wir haben die Fingerabdrücke des Angeklagten auf dem Griff des Messers gefunden.«
    »Und sonst keine anderen Fingerabdrücke?«
    »Nein«, antwortete Stride.
    »Vielen Dank, Lieutenant. Ich habe keine weiteren Fragen.«

6
    »Guten Tag, Lieutenant«, begann Gale.
    Er erhob sich schwerfällig, blieb dann hinter dem Tisch der Verteidigung stehen und maß Stride mit traurigem Blick.
    »Ich glaube, wir haben uns noch nicht gesehen, seit Ihre Frau von uns gegangen ist. Mein tief empfundenes Beileid.«
    Stride schwieg. Gale machte wirklich vor nichts Halt. In seiner teilnahmsvollen Bemerkung verbarg sich eine Botschaft an die Geschworenen: Vielleicht war das Urteilsvermögen des Lieutenants ja noch von Trauer getrübt. Vielleicht übersah er ja das Eine oder Andere.
    »Rachel ist nicht das erste junge Mädchen, das hier in der Gegend verschwunden ist«, fuhr Gale fort.
    »Nein«, bestätigte Stride.
    Der Verteidiger nahm seine Brille ab und schob wie gedankenverloren den einen Bügel zwischen die Lippen. Er blickte Stride aus zusammengekniffenen Augen an. »Ein anderes junges Mädchen, Kerry Mc-Grath, ist vor etwa anderthalb Jahren verschwunden. Ist das richtig?«
    »Ja, das ist richtig«, sagte Stride.
    »Sie war genauso alt wie Rachel«, sagte Gale.
    »Ja.«
    »Sie ging auf dieselbe Schule?«
    »Ja.«
    »Und sie wohnte nur ein paar Kilometer von Rachel entfernt?«
    »Ja.«
    Gale wiegte den Kopf. »Das ist doch bemerkenswert, nicht wahr, Lieutenant? Wollen Sie etwa behaupten, das sei Zufall?«
    Er warf den Geschworenen einen fassungslosen Blick zu, wie um zu sagen: Ist das zu glauben? Ist der Kerl denn blind?
    »Wir haben keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass zwischen den beiden Fällen ein Zusammenhang besteht«, antwortete Stride.
    »Aber Sie haben immerhin genügend Ähnlichkeiten gesehen, dass Sie versucht haben, Mr Stoner auch mit Kerrys Verschwinden in Zusammenhang zu bringen. Das stimmt doch, oder?«
    Stride zuckte die Achseln. »Wir haben alle konkreten Hinweise, die wir gefunden haben, sowohl im Hinblick auf Kerry als auch im Hinblick auf Rachel überprüft. Das ist die übliche Vorgehensweise.«
    »Tatsache ist aber, dass Sie keinerlei Hinweise welcher Art auch immer gefunden haben, die meinen Mandanten mit Kerrys Verschwinden in Verbindung bringen würden.«
    »Stimmt«, gab Stride zu.
    Gale nickte. »Keine Blutspuren?«
    »Nein.«
    »Keine Stofffasern?«
    »Nein.«
    »Kerry McGraths Verschwinden ist also weiterhin ungeklärt?«, fragte Gale.
    »Ja.«
    Gale breitete die Arme aus, die Brille zwischen den Fingern der linken Hand. »Da haben wir also zwei junge Mädchen, die unter sehr ähnlichen Umständen verschwunden sind. Ist es da nicht durchaus möglich, Lieutenant, dass ein perverser Psychopath, ein Fremder, einer der vielen Sexualstraftäter, die im Norden Minnesotas leben, sowohl Kerry McGrath als auch Rachel Deese entführt hat? Dass beide Mädchen einem Serienmörder zum Opfer gefallen sind? Ist das nicht eine ebenso wahrscheinliche Hypothese?«
    Stride schüttelte den Kopf. »Nein. Die Beweislage spricht dagegen.«
    »Ach ja, die Beweislage.« Gale sah lächelnd zu den Geschworenen hinüber. »Dazu kommen wir gleich. Betrachten wir das Ganze doch noch einmal aus einem anderen Blickwinkel, Lieutenant. Sie wissen nicht mit Sicherheit, dass Kerry McGrath tot ist, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Aber Sie sind überzeugt davon, dass Rachel tot ist.«
    Stride nickte. »In diesem Fall liegen uns Beweise vor.«
    »Ein, zwei Tröpfchen Blut. Und ein Stückchen Stoff.«
    »Es ist Rachels Blut. Und ihr Pullover.«
    Gale strich sich nachdenklich über das Ziegenbärtchen. »War es so viel Blut, dass Grund zu der Annahme bestand, jemand wäre verblutet?«
    »Nein.«
    »Es war nicht einmal so viel Blut, dass man auf ein Verbrechen schließen würde, nicht wahr?«
    Stride erwiderte Gales Blick ungerührt. »Rachel wird sich wohl kaum beim Rasieren geschnitten haben.«
    »Aber mit Sicherheit können Sie das nicht sagen. Vielleicht hat sie ja einfach in den Werkzeugkasten gegriffen und sich am Messer geschnitten, woraufhin Blut auf den Teppichboden und ihre

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