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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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zuckte zusammen. Sie schien sich in sich selbst zurückzuziehen und hielt die Augen niedergeschlagen. »Ja«, murmelte sie.
    »Sprechen Sie lauter! Sie waren wütend, und Sie haben sie windelweich geprügelt, richtig?«
    »Nur dieses eine Mal.«
    Gale schüttelte den Kopf. »Ach so, Sie haben Ihre Tochter nur dieses eine Mal misshandelt. Dann ist das alles ja nicht so schlimm, nicht wahr?«
    »Nein! Es tut mir doch so Leid!«
    »Ihre Tochter hat Sie so lange gereizt, bis Sie sie tätlich angegriffen haben, richtig?«
    Dan stand auf. »Euer Ehren, Mr Gale bedrängt die Zeugin.«
    Die Richterin nickte. »Mäßigen Sie sich, Mr Gale.«
    Gale schlug eine andere Richtung ein. »Wenn sie Sie nur genug reizen würde, würden Sie das doch bestimmt wieder tun, oder?«
    »Nein.«
    Gale senkte die Stimme und sprach mit gefährlicher Gelassenheit. »Sind nicht im Grunde sogar Sie es, die ein Motiv gehabt hätte, Rachel umzubringen?«
    Emily riss entsetzt die Augen auf. »Nein!«
    »Nein? Obwohl sie Sie jahrelang gedemütigt hat?«
    »Ich könnte ihr niemals etwas antun.«
    »Sie haben uns gerade erst erzählt, dass Sie ihr etwas angetan haben.«
    »Das ist schon so lange her.« Emily sprach in flehentlichem Ton. »Es ist nur einmal vorgekommen, danach nie wieder.«
    »Wirklich nicht?«, fragte Gale. »Haben Sie Rachel an diesem letzten Wochenende nicht ein für alle Mal den Garaus gemacht?«
    »Nein … nein, natürlich nicht! Ich war doch gar nicht da!«
    Gale setzte eine geduldige Miene auf. »Wo waren Sie denn?«
    »Bei meiner Schwester in St. Louis.«
    »Am Freitagabend?«, fragte Gale. »An dem Abend, als Rachel verschwunden ist?«
    »Ja.«
    In Strides Kopf schrillten die Alarmglocken.
    »Aber nicht am Samstag«, sagte Gale. »Am Samstagabend waren Sie nicht mehr in St. Louis, nicht wahr?«
    Emily schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe mir ein Hotelzimmer in den Twin Cities genommen. Ich war den ganzen Tag unterwegs gewesen und war müde.«
    »Wo sind Sie abgestiegen?«, fragte Gale.
    »Das weiß ich nicht mehr genau. Irgendwo am Bloomington Strip.«
    »War es vielleicht das Airport Lakes Hotel?«
    »Das kann gut sein. Ich erinnere mich wirklich nicht mehr.«
    Gale nahm ein Blatt Papier vom Tisch der Verteidigung. »Ist das nicht eine Kopie Ihrer Quittung aus dem Airport Lakes Hotel am Bloomington Strip vom fraglichen Wochenende?«
    Emily wurde bleich. »Ja.«
    »Nun«, sagte Gale mit gerunzelter Stirn, »dann haben wir wohl ein kleines Problem.«
    Emily antwortete nicht.
    Gale hielt das Blatt in die Höhe. »Auf dieser Quittung steht nämlich, dass Sie dort schon am Freitagabend gewesen sind, nicht erst am Samstag.«
    »Verdammte Scheiße«, murmelte Stride.
    Maggie beugte sich zu ihm und flüsterte: »Ich glaub’s nicht! Die Schwester hat sie gedeckt! Sie hat Stein und Bein geschworen, dass Emily am Freitagabend noch bei ihr war.«
    Im Zeugenstand hatte Emily immer noch kein Wort gesagt. Gale breitete die Arme aus und hielt die Quittungskopie in der linken Hand hoch. »Also, Mrs Stoner?«
    »Das muss wohl ein Irrtum sein«, sagte Emily mit gequälter Stimme.
    »Ein Irrtum?«, wiederholte Gale höhnisch. »Man hat Ihnen zwei Nächte berechnet, und es ist Ihnen gar nicht aufgefallen? Sollen wir vielleicht die Rezeptionistin anrufen, die Sie eingecheckt hat?«
    Emily blickte wild um sich, als wollte sie Schutz suchen. Stride fiel auf, dass sie immer wieder in eine bestimmte Richtung schaute, zu dem Mann, der ein paar Meter entfernt in seiner Reihe saß. Zu Dayton Tenby.
    Er musterte den Priester genauer und sah auch in Daytons Augen eine gewisse Panik.
    Emily knickte ein. »Also gut, ja, ich war schon am Freitagabend dort. Ich wollte am Samstag in der Mall of America einkaufen gehen. Graeme wäre dagegen gewesen, deshalb habe ich nichts gesagt. Es schien mir nicht weiter wichtig zu sein.«
    »Wie umsichtig von Ihnen«, bemerkte Gale. »Tatsache ist aber, dass Sie von dort aus am Freitagabend problemlos nach Duluth und zurück hätten fahren können, nicht wahr?«
    »Das habe ich aber nicht getan«, beharrte Emily.
    »Sie checken ins Hotel ein und fahren dann gleich weiter Richtung Norden. Um kurz nach zehn wären Sie dort gewesen, nicht wahr? Gerade, als Rachel nach Hause kam.«
    »Nein. So ist es nicht gewesen.«
    Gale lächelte. »Nein? Erzählen Sie es uns, Mrs Stoner. Was hat Rachel an diesem Abend getan? Was hat sie gesagt? Hat sie es vielleicht ein Stück zu weit getrieben?«
    »Nein, nein, nein!«
    Dayton Tenby

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