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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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hätte in einer Freakshow fehl am Platze gewirkt; jeder Einzelne sah aus, als wäre er ein Nachfahre John Merricks, des Elefantenmenschen . Entweder hatten sie ihr Haar oder ihre Zähne verloren, zweifellos eine der Nebenwirkungen der schrecklichen Verhältnisse, unter denen sie zu arbeiten gezwungen waren, ihre Gesichter und Körper scheußlich verformt, das bleiche, von dunklen Adern durchzogene Fleisch deformiert. In einigen Fällen waren sie gar so missgestaltet, dass es Ulysses unmöglich erschien, das jeweilige Geschlecht der hinkenden Kreatur zu bestimmen, die für die Herstellung bösartiger Gerätschaften versklavt worden war.
    Ebenjene armen Schlucker waren es auch, die ätzende, blubbernde, grünliche Schmiere aus einem Eisenbottich in jede einzelne der Muschelhüllen löffelten. Schwaden stinkender Rauchfähnchen stiegen beharrlich aus dem giftigen Zeug auf. Ulysses Augen brannten und er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass dies ein Resultat des toxischen Gebräus war, das sich in der Atmosphäre der Fabrik ausdehnte.
    Über die Fließbänder hinweg sah er bewaffnete Männer auf Gerüsten stehen, sowie in den Öffnungen der Seitengänge. Sie waren in schlichte schwarze Uniformen gekleidet. Das Einzige, das sie voneinander unterschied, war das Rangabzeichen ihrer verborgenen Organisation, von deren Existenz Ulysses bis vor wenigen Wochen noch nicht einmal eine Ahnung gehabt hatte. Jeder von ihnen trug das Zeichen eines Dinosaurierschädels, umgeben von einem Kreis auf dem Arm. Sie alle waren mit einer automatischen Maschinenpistole ausgestattet, ihre Gesichter hinter den Gummirüsseln von Gasmasken verborgen.
    Eine übermächtige Wut stieg in Ulysses auf, als er hier sozusagen „in erster Reihe“ Zeuge des Schicksals dieser bemitleidenswerten Mutanten wurde. Es brodelte und köchelte unter seiner nach außen hin ruhigen Oberfläche, bereit, jederzeit vulkanartig auszubrechen. Wie gerne würde er seine Wut an einem der bewaffneten Wächter auslassen, doch diese Art des Abreagierens wäre wohl derzeit sein eigener Untergang.
    Noch immer war er unbewaffnet, und ungeachtet dessen, wie gut er auch ausgebildet sein mochte, in einem unbewaffneten Kampf würde er diese Sonderlinge wohl kaum besiegen können. Nein, er würde abwarten, und vielleicht würde sich dann eine passendere Handlungsweise finden lassen.
    Als er seinen Blick durch die Fabrik wandern ließ, erblickte er einen Mann, der sich von den anderen Personen abhob. Dieser trug einen Laborkittel, der sicher einmal weiß gewesen sein mochte, seine Augen waren hinter einer dicken Schutzbrille verborgen. Sein Haar war verfilzt und starrte vor Schmutz, die Hände steckten in dicken Gummihandschuhen. Er griff sich ein verschmutztes Klemmbrett, auf welches er Notizen kritzelte, während er die Vorgänge auf dem Fließband überwachte. Eine Schar ähnlich gekleideter Wissenschaftler folgte ihm und dennoch bestand kein Zweifel daran, dass er ihr Vorgesetzter war.
    Ulysses beobachtete den Wissenschaftler genau, als der seine Tour durch die zweckentfremdete Bahnhofshalle machte. Leider gab es für ihn derzeit keine Möglichkeit, den Terroristen das Handwerk zu legen, aber wenn er diese Person weiterhin ungesehen beschatten könnte, wäre es unter Umständen möglich, dem Herzstück der Operation einen Schritt näher zu kommen. Offenbar planten sie einen Bombenanschlag gewaltigen Ausmaßes, wie schon damals in Whitehall.
    Ulysses schlich hinter der Säule hervor und war mit nur zwei großen Schritten bei einem der Träger angelangt, welche die klackernden Fließbänder stützten. Dort ging er schnell in die Hocke.
    Plötzlich erregte ein Aufrufen seine Aufmerksamkeit, das von der anderen Seite der Fabrik gellte. Er blickte flüchtig zu seiner Linken, spähte zwischen den einbetonierten Eisenträgern hindurch und – das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Eine Person, ganz in Schwarz gekleidet, trat aus einem Durchgang auf der anderen Seite der Fabrikhalle hervor, begleitet von zwei bewaffneten Wächtern. Es war Kane – Jago Kane! Dank der charakteristischen Markierung, die ihm seine dunkle Narbe verlieh, war er auf Anhieb zu erkennen. Trotz der Überraschung zwang sich Ulysses schnell zur Ruhe. Also trieb sich der Schuft doch im Zentrum der irren Operationen von Darwinian Dawn herum. Hatte er es doch gewusst!
    Der abscheuliche Aufrührer schloss sich dem Wissenschaftler und dessen Lakaien an. Augenblicklich entspann sich zwischen den beiden eine heftige

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