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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Begriff, Mr. Boyd«, versuchte sie zu spötteln. »Ich habe Ihnen doch gesagt,
was passiert ist. Anschließend bin ich eine Zeitlang rumgelaufen, weil ich
einfach nicht wußte, wohin. Kein Hotel hätte mich ohne Geld und Gepäck
aufgenommen, so daß mir letztlich keine andere Wahl blieb, als im Central Park
zu übernachten oder mich Ihrer Gnade auszuliefern.«
    »Und ich schien Ihnen im
Vergleich zu einer durchfrorenen Nacht im Gebüsch doch das geringere Übel zu
sein?«
    »Ja«, erwiderte sie schlicht.
»Damit wir uns recht verstehen, ich bitte nicht um Barmherzigkeit. Sie sagten
mir, daß ich jederzeit willkommen sei, nicht wahr? Ich bin bereit, den üblichen
Preis einer Frau zu zahlen — und Ihnen außerdem morgen das Frühstück zu
bereiten. Ist das nicht ein faires Angebot?«
    »Ich würde sogar sagen, ein
sehr großzügiges«, erwiderte ich, »aber vielleicht ein bißchen zu
kaltschnäuzig. Warum ziehen Sie Ihren Pelz nicht wieder an und ruhen sich aus,
während ich Ihnen einen Drink oder einen Kaffee mache?«
    Ihre Unterlippe zitterte
bedenklich. »Wollen... wollen Sie mich nicht?«
    Ich musterte sie ganz bewußt:
die zarte Schönheit ihres ovalen Gesichts mit den hohen Backenknochen und dem
vollen roten Mund, die geschmeidige Anmut ihres Körpers, die Vollkommenheit der
kleinen, hohen Brüste und die sanfte Rundung der Hüften unter der dünnen weißen
Seide.
    »Kindchen, ich will Sie so
sehr, daß es fast wehtut«, sagte ich mit belegter Stimme. »Aber dies
Bett-und-Frühstück-Gerede irritiert mich. Sie können sowohl ein Bett als auch
das Frühstück umsonst haben. Das Schlafzimmer befindet sich dort drüben. Ich
schlafe in diesem Fall lieber auf der Couch.«
    Marie starrte mich mit weit
aufgerissenen Augen an. Dann tat sie einen stolpernden Schritt vorwärts und
fiel in meine Arme. Während ich sie an mich drückte, spürte ich unter den
Fingerspitzen die weiche Makellosigkeit ihrer Haut.
    Sie vergrub das Gesicht an
meiner Schulter und krallte die Fingernägel in meine Brust.
    »Hab mich lieb, Danny!«
flüsterte sie. »Ganz ohne Tauschgeschäfte. Hab mich lieb, weil ich dich darum
bitte und weil ich Liebe brauche.«
    Ihr Körper preßte sich mit
immer drängenderer Heftigkeit an mich. Über ihre Schulter hinweg sah ich etwas
unscharf das unregelmäßige Muster der Blutspuren auf dem weißen Teppich, das
mich mit stummem Vorwurf anzublicken schien.
     
     
     

7
     
    Ich rief um halb zehn im Büro
an, und Frans kühle Stimme meldete sich sofort.
    »Ich möchte, daß du gleich in
meine Wohnung kommst und ein paar Kleidungsstücke mitbringst«, erklärte ich
ihr.
    »Wie nett«, erwiderte sie
interessiert. »Veranstaltest du wieder eines deiner Kostümfeste, Danny-Boy?«
    »Ich meine es ernst«, knurrte
ich. »Es dauert zu lange, dir die ganze Geschichte am Telefon zu erklären,
abgesehen davon glaubst du sie doch nicht. Aber hier sitzt ein Mädchen, das ein
paar Kleidungsstücke braucht. Alles, was sie im Augenblick anhat, ist die
notwendigste Unterwäsche und ein Pelzmantel.«
    »Es wäre wohl naiv zu fragen,
wie sie zu diesem Pelz gekommen ist«, schnurrte Fran sanft. »Nerz?«
    »Sie braucht ein Kleid,
Strümpfe — du weißt schon, was sie braucht«, sagte ich mordlüstern. »Und hör
auf zu denken — es stimmt doch nicht.«
    »Ich habe nicht gedacht«,
erwiderte sie demütig. »Welche Größe hat die Dame denn? Du mußt ja mittlerweile
Experte sein.«
    »Irgend etwas von dir wird ihr
schon passen«, bellte ich. »Und mach schnell, ja?«
    »Natürlich, Boss«, sagte Fran
dienstbeflissen. »Ich bin schon schrecklich neugierig.«
    Ich legte auf und sah in Maries
lachendes Gesicht.
    »Hast du Ärger?« erkundigte sie
sich unschuldsvoll.
    »Keinen, der sich nicht
überwinden läßt, denke ich.«
    Marie saß in meinem seidenen
Morgenrock am Frühstückstisch und sah ungemein reizend aus. Sie schenkte mir
den Kaffee ein, und der appetitliche Duft von knusprig gebratenem Speck
durchzog die Luft. Es war die reinste Familienidylle. Nichtsdestotrotz genoß
ich die Situation. Die Frühstücksstunde ist der beste Teil der Ehe, und man
weiß, daß sie nie langweilig werden kann.
    Als wir bei der Zigarette
angelangt waren, stellte ich die naheliegende Frage: »Na, was wirst du jetzt
tun?«
    »Darüber bin ich mir selbst
noch nicht ganz klar«, erwiderte Marie nüchtern. »Ich glaube, daß ich vom
Verlag noch eine Abfindungssumme zu beanspruchen habe. Anschließend werde ich
auf Wohnungssuche gehen.«
    »Das hat

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