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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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paßten zu den klotzigen goldenen
Ohrringen. Eine rote Satinschärpe unterstrich die Schlankheit ihrer Taille, goldene
Slipper die Zierlichkeit der Füße. Der knappe Sitz des Anzugs betonte die
Üppigkeit ihrer Kurven, so daß eigentlich nur der Name ihres Friseurs der
Phantasie überlassen blieb.
    »Welche Überraschung!« Ihre
Augenbrauen hoben sich fragend. »Wenn das nicht Mr. Boyd, der Meisterdetektiv,
ist?«
    »Ich möchte Ihren Mann
sprechen«, sagte ich geduldig. »Lassen wir also den Austausch von
Höflichkeiten, okay?«
    Sie wandte sich um und ging,
von mir gefolgt, zum Wohnzimmer. Direkt vor meinen Augen bewegte sich ihr Hinterteil
in einer Folge straffer Vibrationen, die mir erst die volle Bedeutung des
Wortes »Nachsicht« demonstrierten. Mrs. Lowell ließ sich auf eine luxuriöse
Couch sinken und bedeutete mir gebieterisch, mich neben sie zu setzen.
    Ich blickte mich sicherheitshalber
noch einmal im Zimmer um, aber ich konnte Roger Lowell nicht entdecken.
    »Ich wollte gern Ihren Mann
sprechen, falls Sie sich erinnern«, sagte ich.
    »Er ist nicht da«, erwiderte
sie scharf, »und außerdem möchte ich nicht, daß Sie ihn jetzt belästigen. Er
ist zu stark erregt.«
    »Aber er wird drüber
hinwegkommen«, sagte ich, »das unterscheidet ihn von Jenny Shaw.«
    »Wenn Sie nicht hergekommen
wären, um Ihre dummen Fragen zu stellen, wäre das alles nicht geschehen«, sagte
sie.
    »Woher nehmen Sie diese Sicherheit?«
    »Das ist doch offenkundig, oder
nicht? Wenn Sie Jenny nicht überredet hätten, in Ihre Wohnung zu kommen, wäre
sie nicht ermordet worden.«
    »Sie wurde umgebracht, weil sie
über Irene Mandell sprechen wollte«, sagte ich. »Ihr Mann bekam Salzsäure ins Gesicht
und verlor sein Augenlicht, weil er vor zwei Jahren wissen wollte, was mit
Irene Mandell geschehen war. Und nun mußte Ihr Mädchen dran glauben, weil es
etwas von der Geschichte wußte. Macht Sie das nicht ein kleines bißchen
neugierig?«
    »Warum setzen Sie sich nicht?«
Ihre Stimme klang plötzlich völlig anders, beinahe warm. Sie lächelte langsam
zu mir empor. »Ich habe jetzt lange genug zu diesem männlichen Brustkorb aufgeblickt
— ich bin beeindruckt.«
    Ich ließ mich neben ihr auf der
Couch nieder, durchaus gewahr der aggressiv- selbstbewußten Zurschaustellung ihrer vollen Brüste unter dem enganliegenden Satin.
    »Das ist schon besser, Danny.
Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich Sie Danny nenne?«
    »Durchaus nicht«, sagte ich.
»Das ist immer noch besser als Oscar oder Horace. Jedenfalls haben meine Eltern
so gedacht.«
    »Ich sehe nicht ein, warum wir
uns immer streiten müssen.« Sie lächelte wieder und enthüllte makellose weiße
Zähne. »Bitte, nennen Sie mich Lorraine.«
    »Okay, Lorraine«, sagte ich. »Es
freut mich, daß wir uns allmählich näherkommen. Sind Sie noch immer nicht
neugierig wegen dieser Irene Mandell?«
    Sie beugte sich mit ernstem
Blick zu mir herüber und legte die Hand leicht auf meinen Schenkel. »Danny,
darf ich Ihnen etwas erklären?«
    »Die Sache, daß die Vögel und
die Bienen den Amöben einiges voraushaben, kenne ich aber schon«, versicherte
ich ihr.
    »Ich habe Roger drei Monate
danach kennengelernt«, begann sie mit gepreßter Stimme. »Er war in einem
Privatsanatorium in Vermont. Sie konnten für sein Augenlicht nichts tun, aber
ein Chirurg gab ihm wenigstens sein altes Aussehen zurück. Wir heirateten zwei
Monate vor seiner Entlassung. Während dieser Zeit hat er mir von Irene Mandell
und ihrem Verschwinden erzählt, aber über das Säureattentat wollte er nie
sprechen. Er zog sich völlig in sein Schneckenhaus zurück, wenn ich davon
anfing.«
    »Haben Sie eine Vermutung,
warum?«
    »Die Ärzte sagten mir, der
Schock sei entsetzlich gewesen, und schon die leiseste Erinnerung wäre eine
erneute Belastung für ihn. Deswegen möchte ich auch nicht, daß Sie ihn jetzt
behelligen, Danny.«
    Der Druck ihrer Hand auf meinem
Schenkel verstärkte sich; sie lehnte sich so nah herüber, daß ich die feste
Rundung ihrer Brust an meinem Arm spürte.
    »Verstehen Sie, Danny?« fragte
sie leise. »Es ist wegen Roger.«
    »Was ich nicht verstehe, ist,
warum Jenny Shaw ausgerechnet hier als Hausmädchen tätig war«, sagte ich. »Sie
war Irene Mandells Garderobiere.«
    »Das verstehe ich auch nicht«,
sagte Lorraine bekümmert. »Als wir nach New York zurückkehrten, zogen wir
natürlich in Rogers alte Wohnung. Wir inserierten nach einem Mädchen, und Jenny
Shaw bewarb sich

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