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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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um die Stelle. Allerding nannte sie sich Jenny Roberts. Ihre
Zeugnisse waren gut, und so engagierten wir sie.«
    »Roger muß ihr doch begegnet
sein, als sie noch Irenes Garderobiere war«, wandte ich ein. »Ich frage mich,
ob er ihre Stimme nicht hätte erkennen müssen?«
    »Ich glaube, eine Garderobiere
zählt nicht viel, wenn man mit einer Schauspielerin verlobt ist«, sagte Lorraine
nachdenklich. »Außerdem unterscheidet sich ein Hausmädchen kaum von dem
anderen, nicht wahr?«
    »Ich hatte noch kein
Hausmädchen und kann deshalb nicht mitreden«, sagte ich.
    Der Druck gegen meinen Arm nahm
weiter zu.
    »Danny?« Ihre Augen waren
leicht verschleiert. »Müssen Sie denn immer weiter bohren? Warum können wir
denn nicht an etwas anderes denken? Wie wäre es, wenn ich Ihnen etwas zu
trinken anbieten würde?«
    »Glauben Sie, Ihrem Mann wäre
das angenehm?«
    »Wegen Roger brauchen wir uns
keine Sorgen zu machen...« Sie seufzte zufrieden. »Heute ist sein Tag im Klub.
Ein Freund holt ihn dann morgens ab und bringt ihn erst zum Abendessen nach
Hause zurück. Er nimmt ein Dampfbad, ißt mit seinen alten Segelfreunden Mittag
und sitzt dann nachmittags mit ihnen zusammen, um sich zu unterhalten. Er
genießt diese Tage immer sehr.«
    »Gehört Francis Hurlingford zu
seinen alten Segelfreunden?«
    »Natürlich. Frank holt ihn doch
jede Woche ab. Er ist ein wunderbarer Freund, ein wirklich großartiger Mann.«
    Ihre Fingernägel gruben sich
sanft in meinen Schenkel. »So steht es also, Danny. Roger ist in guten Händen
und für den Rest des Tages wohl versorgt. Wie wäre es jetzt mit einem kleinen
Drink?«
    »Und was dann?«
    »Nun...«, sagte sie mit
belegter Stimme und lächelte mich provozierend an. »Sie sagten, daß Sie scharf
auf zahme Nerze seien. Die sicherste Art, Nerze zum Schnurren zu bringen, ist
nett zu ihnen zu sein, und falls es sich um Weibchen handelt, sie zu kraulen.«
    »Ist das alles Natur unter
Ihrem Hemd?« erkundigte ich mich heiser.
    »Seien Sie ein Mann und
vergewissern Sie sich selbst.« Sie ergriff meine Hand und preßte sie an ihre
rechte Brust, so daß ich die nachgiebige Straffheit unter dem Satin fühlte.
    »Aber es hat doch keine Eile,
oder?« sagte ich. »Wir haben ja den ganzen Tag, während Roger im Klub von Wind
und Wellen träumt.«
    »Er ist glücklich«, sagte sie
tonlos. »Ich brauche jetzt einen Drink, und zwar einen Old Fashioned .
Sie auch?«
    »Sehr schön«, nickte ich.
    Sie erhob sich von der Couch
und ging zur Bar hinüber. Der Anblick des vibrierenden Schottenmusters rief bei
mir die gleiche Reaktion hervor wie beim erstenmal.
    »Sie machen mich neugierig,
Lorraine«, sagte ich. »Warum haben Sie Roger geheiratet? Sie sagen selbst, daß
er, als Sie sich in Vermont kennenlernten, bereits blind war und unter einem
schweren Schock litt. Was hat Sie an einem Mann in seinem Zustand
interessiert?«
    »Können wir Roger nicht für ein
Weilchen vergessen?« fragte sie gepreßt und klirrte demonstrativ mit den
Gläsern.
    »Sie beginnen mich zu fesseln,
Lorraine«, erläuterte ich. »War es vielleicht Ihr Samariter-Instinkt, der Sie
bewog, den Rest Ihres Lebens einem Mann zu widmen, der die völlige Ergebenheit
einer Frau braucht?«
    »Allmählich fangen Sie an, mich
ein bißchen zu langweilen«, sagte sie schroff.
    »Oder kam eventuell ein
vermögender, aber blinder Mann Ihren Wünschen durchaus entgegen?« beharrte ich.
»Auf diese Weise konnte die kleine Lorraine beides haben. Die materiellen
Vorteile einer reichen Heirat, und falls sie sich langweilen sollte — wie heißt
es doch so schön: >Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.<«
    Sie schnellte zu mir herum und
klammerte sich an der Bartheke hinter sich fest.
»Hinaus!« keuchte sie in unkontrollierbarer Wut. »Machen Sie, daß Sie
rauskommen, Sie widerlicher, hinterhältiger...«
    »Der entsprechende Wortschatz
scheint Ihnen noch von früher zu Gebote zu stehen«, unterbrach ich sie.
    Ich stand auf, duckte mich
jedoch schnell, da eine Flasche über meinen Kopf hinwegsauste und an der Wand
zerschellte. Als ich mich bereits auf halbem Weg zur Tür befand, kam sie mir fäusteschwingend nachgestürzt. Die Augen hatte sie fest
zugekniffen, und ein nicht endenwollender Strom von
Obszönitäten entquoll ihrem Mund.
    Ich trat einen Schritt zur
Seite, packte sie an ihrer Schärpe, schleuderte sie dann in engem Kreis herum
und ließ sie genau im richtigen Moment plötzlich los. Sie torkelte quer durch
den Raum, bis ihre Knie an

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