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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Darstellung von jener Partynacht recht.«
    »Wir müssen sowieso noch auf
den Scheck warten«, brummte er. »Wenn es Ihnen Spaß macht, reden Sie ruhig
weiter.«
    »Sie trafen also mit Kestler
ein Abkommen über die Beseitigung der Leiche«, sagte ich. »Er führte den
Auftrag auch ordnungsgemäß aus, aber damit hatte er Sie für alle Ewigkeit in
der Hand. Vermutlich hat er Sie in den letzten beiden Jahren ständig bluten
lassen und wird damit auch fortfahren, bis Sie entweder sterben oder etwas
dagegen unternehmen. Da hatten Sie eine blendende Idee. Nämlich einen Mann wie
mich mit Recherchen über Irene Mandells Verschwinden
zu beauftragen. Sofern ich überhaupt vorankam, mußte ich zwangsläufig auf
Kestler stoßen und ihn aus der Ruhe bringen. Falls er wirklich nervös wurde und
mich erledigte, hatten Sie eben Pech. Andererseits bestand die - wenn auch
schwache — Möglichkeit, daß ich Kestler zuerst erwischte.
    Vielleicht gelang es mir aber
auch, Irene Mandell tatsächlich aufzustöbern, so daß Sie sich, falls nötig
unter Druck, mit ihr hätten verbünden können. Mit Hilfe von Irene Mandell
hätten Sie Kestler dann ein Ultimatum stellen können. War er nicht bereit,
künftig auf Ihre Zahlungen zu verzichten, wollten Sie und Irene beschwören, daß
er Eva Mandell umgebracht hatte. Der Polizei gegenüber hätten Sie dann
behaupten können, nur aus Angst vor seinen Mordandrohungen bisher geschwiegen
zu haben.«
    »Ich sagte es ja schon«,
knurrte er. »Sie haben eine erstaunliche Phantasie.«
    In seinem Blick lag ein gewisses
Unbehagen, und seine Selbstsicherheit wirkte nur noch aufgesetzt. Da er von
Williams Anwesenheit in der Bar an jenem Morgen nichts wissen konnte,
zermarterte er sich jetzt das Hirn nach einer Erklärung, woher meine
Informationen stammten. Es blieben nur zwei Möglichkeiten: Entweder war Kestler
meine Quelle, oder ich hatte Irene Mandell gefunden und mit ihr gesprochen. In
jedem Fall mußte er von jetzt ab schwitzen, ein Gedanke, der mir
ausgesprochenes Vergnügen bereitete.
    »Irgendwo, Frankie-Boy«, sagte ich
heiter, »gibt es die Leiche von Eva Mandell. Entweder ist sie bereits gefunden
und nicht identifiziert — oder ich werde sie finden. Es dürfte eine
phantastische Story für Ihre Zeitschrift werden, auch wenn Sie keine
Möglichkeit haben sollten, sie zu lesen.«
    Als ich aufstand und sein Büro
verließ, hatte ich das unbehagliche Gefühl, daß sich sein starrer Blick
förmlich zwischen meine Schulterblätter bohrte.
    Miss Laine hatte bereits alles für mich fertig. Ich unterschrieb die Quittung und steckte
den Scheck ein.
    »Ist Mr. Hurlingford jetzt
frei?« erkundigte sie sich liebenswürdig.
    »Selbstverständlich«, erwiderte
ich. »Aber vielleicht nicht für sehr lange. Falls Sie gestatten, möchte ich
Ihnen gern aus dem ersten Kapitel meines Buches zitieren: Pflücke die Rose,
solange du kannst, oder: Die Liebe ist ein gar wechselhaft Geschäft, doch Nerze
behalten ihren Wert.«
    »Sie scheinen übergeschnappt zu
sein, Mr. Boyd«, konstatierte sie kühl, aber ihre Augen hatten jetzt einen
nachdenklichen Ausdruck.
    »Wir alle müssen um unser
seelisches Gleichgewicht ringen«, stimmte ich ihr zu, »und was ist dafür
geeigneter als ein Bankkonto?«
     
    Als ich in mein Büro kam,
empfing mich Fran Jordan mit vorwurfsvollem Blick.
    »Es ist bereits sechs Uhr«,
sagte sie streng. »Mein Schatzgräber wartet schon.«
    »Dein unerschütterliches
Pflichtgefühl ist einer der wenigen Gründe, weshalb ich dich überbezahle,
Kindchen«, erwiderte ich. »Es wundert mich, daß du es überhaupt noch geschafft
hast, ins Büro zu kommen. Bei meinem Aufbruch heute früh schien es mir ganz,
als würde diese Plauderei aus dem Nähkörbchen bis nächste Woche dauern.«
    »Ich habe mich sehr gut mit
Marie verstanden.« Fran betrachtete ausgiebig ihre Fingernägel. »Sie hat so
einen herrlichen Sinn für Humor. Bei der Geschichte, wie du dich als edler
Ritter aufgespielt hast, mit der Couch und so, bin ich beinahe vom Stuhl
gefallen.«
    »Ja?« sagte ich unbehaglich.
»Was war denn hier so inzwischen los?«
    »Leutnant Bixby hat dreimal
angerufen«, erwiderte sie. »Du sollst so schnell wie möglich zurückrufen. Er
ist nicht gerade gut auf dich zu sprechen, Danny.«
    »Dann bin ich eben nicht mehr
ins Büro zurückgekommen«, sagte ich schnell. »Was sonst noch?«
    »Ich habe Marie angeboten zu
mir zu ziehen, bis sie eine neue Wohnung gefunden hat. Sie ist auch gern auf
meinen Vorschlag

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