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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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Unerfahrenen, also all die, die vom Pizzabacken keine Ahnung hatten, widmeten sich mit übertriebener Fantasie dem Belag, um von ihrem eigentlichen Versagen abzulenken. So wie schlechte Bäcker ihre mittelmäßigen Brote mit Nüssen oder Oliven aufpeppten.
    Er hatte lange und oft mit Pizzateig experimentiert und konnte heute mit ein wenig Stolz behaupten, dass er dem Ziel eines perfekten Teigs ziemlich nahe gekommen war. Wenn Pizza auf dem Speiseplan des Filmcaterings stand und es noch zwei Alternativgerichte gab, würde er wetten, dass seine Pizza am besten ging. Am Ende war kein Krümelchen mehr übrig. Nein, das Rezept verriet er nicht. Nur so viel: Die ideale Pizza hatte einen Durchmesser von etwa sechsundzwanzig Zentimetern und war ungefähr vier Millimeter dünn. Der dunkle Rand war schmal und gut aufgegangen. Knusprig und dennoch zart und leicht. Und nie mit Soße. Die ideale Pizza war meist entweder dünn mit Tomaten, Knoblauch, Oregano und Olivenöl belegt oder mit Tomaten, Olivenöl und Mozzarella, vielleicht noch zwei oder drei Basilikumblättchen und fertig. Der Käse sollte aus guter Büffelmilch gemacht sein, denn der aus Kuhmilch schmeckte nach gar nichts. Und der Belag wurde natürlich nicht vorab gekocht, sondern erst in der Hitze des Pizzaofens überbacken.
    Bei Mamis Catering verfügten sie über einen ganz passablen Ziegelofen, der sich mit Holz oder auch mit Kohle beheizen ließ. Auf den Ofen kam es an. Das Wichtigste an der Pizza-Bäckerei war nämlich die Hitze. Fabian bevorzugte die Pizza Margherita, die übrigens nach der italienischen Königin benannt wurde, die Neapel 1889 einen Besuch abgestattet hatte.
    So sah er Fabian noch vor sich: erwartungsvoll und glücklich vor seiner großen Pizza in den Landesfarben rot, weiß und grün sitzend, wie ein kleiner italienischer Prinz.
     

7
    L ust, heute Abend etwas zu unternehmen?«, fragte Tommi fröhlich. Er saß am Steuer, Paula daneben auf dem Beifahrersitz. Er beugte sich vor und warf einen schnellen Blick auf ihre Hand, mit der sie sich am Türgriff festklammerte. »Sieht aus, als ob du meinen Fahrkünsten wieder einmal misstraust.«
    »Das tue ich grundsätzlich, wie du weißt.«
    »Willst du gleich rausspringen oder erst bei Tempo hundert?«
    Sie schwieg. Sie hatte keine Lust, wieder einmal über ihre Angst wegen seines Fahrstils zu diskutieren. Manchmal gab er plötzlich Gas, wenn er hinter einem anderen Auto herfuhr. Oder er bog im allerletzten Augenblick um eine Ecke, ohne zu blinken. Einmal hatte sie ihm gesagt, er führe, als hätte er das Auto gerade in einem Parkhaus geklaut – und den Führerschein dazu.
    »Ich bin halt ein sportlicher Autofahrer«, war seine Antwort darauf gewesen.
    »Wir könnten etwas trinken gehen«, schlug er nun vor.
    »Na, das ist doch mal etwas wirklich Originelles«, sagte Paula.
    »Wir könnten auch eine Kleinigkeit essen gehen.« Er dachte kurz nach. »Zum Vietnamesen? Oder Thai?«
    »Deine grandiosen Einfälle bringen die Ermittlungen mal wieder echt voran, Tommi.«
    »Du bist schlecht drauf«, stellte er fest.
    »Nein, ich habe Besuch von meiner Schwester und meinem Neffen. Die warten zu Hause auf mich.«
    »Du kannst sie natürlich mitbringen. Ich liebe Kinder.« Er zwinkerte ihr zu. »Schwestern auch.«
    Jetzt musste Paula doch lachen. »Danke. Aber Jonas kocht für uns.«
    »Schade.«
    Tommi bog mit quietschenden Reifen in die Hubertusallee ein. Sie wollten Sascha Buckow die Nachricht von der Ermordung seiner Frau persönlich überbringen.
    »Was haben wir über den Ehemann der Toten?«, fragte Paula.
    »Habe ich dir ja schon kurz am Telefon gesagt: Er war gestern Abend mit seiner Sekretärin in Hamburg«, sagte Tommi.
    »Hat das jemand bestätigt?«
    »Die Dame vom Empfang im Hotel.«
    »Mit Angabe von Uhrzeit?«
    »Wir haben bisher nur bestätigt bekommen, dass er bis neunzehn Uhr mit ihr zusammen gesehen wurde. Aber er hätte ja auch jemanden anheuern können.«
    »Nur, was wäre sein Motiv? Eifersucht? Rache? Habgier?«, wandte Paula ein. »Und die Verstümmelung? Die Würmer?«
    »Folge immer zuerst der Spur des Geldes oder des Spermas!« Tommi grinste. »Das hat mir mal eine sehr schlaue Kommissarin mit auf den Weg gegeben.« Er trat aufs Gas. »Die Würmer können auch nur ein Ablenkungsmanöver sein. Er hätte es sogar selbst machen können. Einfach die Sekretärin aufs Zimmer schicken und alleine nach Berlin zurück. Die Strecke Hamburg – Berlin und retour schaffst du mit einem schnellen

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