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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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Auto in weniger als fünf Stunden. Einige Antworten auf Nachfragen im Hotel stehen noch aus. Bislang haben sie nur die Rechnung rausgerückt. Da ist ein Doppelzimmer gebucht. Die Sekretärin hat mit der Kreditkarte der Firma bezahlt.«
    »Hat ihn niemand im Hotel nach sieben gesehen?«
    »Bis jetzt nicht. Aber ich bleibe dran.«
    Paula nickte. »Wer schaut sich seine Telefonunterlagen und seine E-Mails an?«
    »Ich habe Max gebeten«, sagte Tommi und verlangsamte plötzlich das Tempo.
    Paula blickte in den Seitenspiegel und sah einen Streifenwagen. »Sonst noch was? Was sagen die Filmleute über ihn?«
    »Die meisten machen sich ein bisschen lustig über ihn.«
    »Inwiefern?«
    »Der eine hat einen gewissen Chili Palmer zitiert: ›Ich werde Filmproduzent, da muss man ja gar nicht so viel wissen. Das kann ich auch.‹ Scheint auf Buckow zu passen. Die Filmleute nehmen ihn nicht wirklich ernst.«
    »Und weiter?«
    »Geschäftsmann und Manager, heißt es. Worin seine Managertätigkeit besteht und was genau seine Geschäfte sind, ist offenbar nicht ganz klar. Er hat auf jeden Fall viel Freizeit. Dass er in Betracht ziehen könnte, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, ist nur wenigen vorstellbar. Er lebt angeblich bestens von seiner Frau und von dem Schauspiel, das er ihr vorführt, wenn er den Romeo gibt. Sie schafft die Kohle ran, und er macht den Pousseur bei ihr. So sagt man jedenfalls.«
    »Wer genau ist ›man‹?«, wollte Paula wissen.
    »Dazu muss ich meine Notizen durchsehen. Ich fasse hier nur mal grob zusammen, damit du ein Bild von ihm hast.«
    »Scheint ja der Traumtyp einer jeden Frau zu sein«, sagte Paula ironisch.
    »Nicht ganz. Er nutzt nämlich regelmäßig seine Freizeit, um die Wirkung seines umwerfenden Charmes auch bei Damen zu erproben, die nicht zur engeren Familie gehören. Das soll bei Lea Buckow einen gewissen Unmut ausgelöst haben.« Abrupt bog er in den Wildpfad ein und bremste mit quietschenden Reifen.
     
    Die Villa der Buckows konnte sich sehen lassen. Sie lag auf einer leichten Anhöhe hinter Bäumen versteckt und musste einen besonders schönen Blick direkt in den Grunewald haben. Der Garten war von einer immergrünen Hecke umgeben, die Auffahrt mündete in einer Garage, in die mindestens drei Autos passten.
    Tommi klingelte an dem schmiedeeisernen Tor, und kurz darauf ertönte der Summer. Sie gingen rechts an der Garage vorbei und steuerten auf ein Portal mit einer rot lackierten Haustür zu. Erst nachdem Paula mehrfach geläutet hatte, wurde geöffnet. Der Mann, der schließlich die Tür aufriss, musste Sascha Buckow sein. Ein attraktiver, etwa vierzigjähriger Geschäftsmann, blondes volles Haar, leicht gebräunt und teuer gekleidet.
    »Meine Güte, müssen Sie denn so klingeln!« Er stand in der offenen Tür, alkoholisiert, wie Paula sofort roch. Sie hatte sich einen Mann im gesetzten Alter mit einer dicken Zigarre, dicken Autos und einer großen Villa vorgestellt. Das mit dem Alter und der Zigarre traf jedenfalls nicht zu. »Wir haben uns angekündigt«, erwiderte sie und hielt ihm ihren Dienstausweis vor die Nase.
    Buckow entgegnete nichts, sah sie nur mit starrem Blick an.
    »Dürfen wir reinkommen?«, fragte Tommi.
    Ehe Buckow antworten konnte, hatte Tommi sich schon an ihm vorbei in den Eingangsbereich gezwängt. Sobald er sich Buckow näherte, wich der sofort zurück. Paula beobachtete das amüsiert. Die meisten Männer hatten Respekt oder sogar Angst vor dem muskulösen Tommi. Paula folgte ihm.
    Sie blickte sich in der eleganten Villa um, die noch aus den Zwanzigerjahren stammte. Große Schwarz-Weiß-Fotoarbeiten hingen im Eingangsbereich, alles UFA-Stars aus den Fünfzigern. Die Holzdielen waren dunkelrot lackiert, die Wände in weißem Schleiflack. Ein schönes Haus. Geschmackvoll. Links lag das Wohnzimmer. Ein edles elfenbeinfarbenes Ledersofa mit zwei Sesseln war vor dem Kamin platziert. Neben einem Sessel stand ein niedriger Designer-Tisch aus schwerem Glas. Auf dem Kaminsims reihten sich ein Dutzend Familienfotos. Paula meinte, auf einem davon Leas Mutter zu erkennen. Sie hatte jedenfalls das gleiche ovale Gesicht und das glatte schwarze Haar wie ihre Tochter. Dunkle Augen, Stupsnase, schlanker Hals und schmale Schultern. Sie war eine wirklich attraktive Frau, der Typ, der bei Männern sofort den Beschützerinstinkt weckte, mochte Schutz nun nötig sein oder nicht. Der Mann neben ihr, also wahrscheinlich Leas Vater, hatte ein pausbäckiges Gesicht, kräftige

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