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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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Brezelverkäufer stand an der Ecke und bot frische Backwaren aus seinem Bauchladen an.
    Tommi, Herbert, Max und Marius waren inzwischen auch eingetroffen. Der Fotograf und Martina Weber waren noch unterwegs und sollten ein paar Minuten später ankommen.
    »Ist Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Nein, sonst war alles so wie immer.«
    »Danke, das ist erst mal alles. Mein Kollege Blank wird Ihre Personalien aufnehmen, damit wir uns bei Ihnen melden können, falls wir noch Fragen haben. Und wenn Ihnen etwas einfallen sollte, rufen Sie mich bitte jederzeit an.« Sie reichte Frau Ünlü eine Visitenkarte und winkte Tommi heran.
    Paula ging in die Herrentoilette und hockte sich vor die Leiche, neben der ein blutverschmierter Kaffeelöffel lag. Hatte der Mörder etwa damit die Augäpfel herausgeschält? Sie bemerkte das feine Kettchen in Weißgold um den Hals des Toten mit den Initialen BB , das ihr schon aufgefallen war, als sie im Wohnwagen mit ihm gesprochen hatte. War er ebenso wie Lea Buckow mit K.-o.-Tropfen wehrlos gemacht worden? Sie wusste von Dr. Weber, wie schwierig die richtige Dosierung der Tropfen war. Hatte der Täter das Risiko in Kauf genommen, Felix Kleist am Restauranttisch zu betäuben? Oder war es ihm irgendwie gelungen, gemeinsam mit dem Schauspieler auf die Toilette zu verschwinden, um ihm dort das Mittel zu verabreichen?
    Sie schaute sich um und fand, dass der Raum verdammt eng war. Viel zu riskant für einen Mord, wenn sie nicht gerade allein oder aber die letzten Gäste waren und niemand den Täter mehr stören konnte. Doch selbst dann war es gefährlich. Jederzeit hätte ein Kellner hereinkommen können. Auf jeden Fall musste der Mörder sich sicher gefühlt haben, sonst hätte er die gewaltsame Entfernung der Augäpfel nicht gerade an diesem Ort vorgenommen. Aber wie hatte er nach der Tat völlig blutbesudelt und unentdeckt aus der Toilette verschwinden können?
    Tommi trat neben sie und blickte ungerührt auf die Leiche. Paula sagte: »Wir suchen nach einem Täter, der seelenruhig mit einer Dose Mehlwürmer in dieses Restaurant voller Prominenter und Möchtegern-VIPs spaziert, sein Opfer zu einer Portion Gänseleberpastete, einigen Austern und schließlich Mousse au Chocolat – na ja, oder was auch immer – einlädt, ihm anschließend ein Glas Champagner mit K.-o.-Tropfen reicht. Sie stoßen an, trinken, dann lockt der Kerl Felix Kleist auf die Herrentoilette, wo dieser kurz darauf umkippt. Der Killer schält Felix’ Augäpfel mit diesem Kaffeelöffel heraus«, sie zeigte auf den Löffel, der neben dem Kopf des Toten lag, »und lässt sie in eine mitgebrachte Plastiktüte fallen. Dann säubert er sich von all dem Blut und verlässt das Lokal, ohne dass irgendjemand von den Gästen oder Kellnern etwas merkt. Verdammt, wie soll das denn gehen?«
    »Bezahlt hatte er aber hoffentlich schon vorher«, ergänzte Tommi grinsend. »Oder hängen wir ihm auch Zechprellerei an?«
    »Nein, er ist ja ein ordentlicher Bürger, bestimmt hat er bar gezahlt«, meinte Paula trocken.
    »Okay, aber dann wollen wir die Kellner mal befragen, ob sie irgendeine Auffälligkeit registriert haben«, sagte Tommi. »Diktierst du, wenn du da schon so gemütlich hockst?«
    Paula nickte und holte ihr kleines Diktafon aus der Tasche. Sie drückte auf record und legte los: »Die nicht sehr geräumige Herrentoilette besteht aus einem Vorraum mit zwei Urinalen auf der linken Seite und einem kleinen Raum geradeaus mit einer Sitztoilette. Über den Urinalen hängt ein großer Spiegel. Dreht man sich um hundertachtzig Grad, steht man vor einem Handwaschbecken und vor einem weiteren großen Spiegel, wodurch der Vorraum entsprechend größer wirkt. Links neben dem Waschbecken befindet sich ein Papierhandtuchhalter, darunter der Müllbehälter, beides in die Wand eingelassen. Überall verschmiertes Blut, ebenso Blutspritzer. Eine große Lache auf dem schwarz-weiß gefliesten Boden.« Sie stoppte die Aufnahme und sah sich weiter um.
    »Der Tote, mir aus einer früheren Befragung als Felix Kleist bekannt, liegt in einer leicht gekrümmten Position. Sein Kopf befindet sich in einer Blutlache. Blut ist an beiden Seiten des Kopfes heruntergelaufen, nachdem die Augäpfel gewaltsam entfernt wurden. Auf dem Gesicht des Toten, hier besonders im Mund, den Nasenlöchern und Augenhöhlen sowie in den Ohren, tummeln sich zahlreiche Würmer, wahrscheinlich die uns bereits bekannten Mehlwürmer.«
    Wieder stoppte Paula die Aufnahme

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