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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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führen. Er war wesentlich besser im Improvisieren als sie.
    Steve räusperte sich. “Wissen Sie, wohin er abgereist ist?” fragte er.
    Die junge Frau sah ihn an, als wäre er soeben vom Mond auf die Erde gekommen. “Er hat mich sitzen lassen, Mister. Verstehen Sie? Er hat sich aus dem Staub gemacht. Warum sollte er da wohl eine Adresse hinterlassen, wo ich ihn finden kann? Damit ich vorbeikommen und ihm sein falsches Herz aus dem Leib reißen kann?”
    Beiläufig begann Steve, durch das Zimmer zu gehen, prüfende Blicke in leere Regale zu werfen und Schubladen zu öffnen.
    “Hey, was soll denn das geben?” fragte die Rothaarige gereizt.
    “Ich will nur sehen, ob Ben irgendetwas zurückgelassen hat.”
    “Kein Stück. Ich habe schon alles durchsucht. Der Bastard ist mit Sack und Pack verschwunden.”
    Julia stieß Steve an und gab ihm das Foto, das sie vom Boden aufgehoben hatte. Es zeigte die Rothaarige in einer deutlich besseren Laune am Arm eines sonnengebräunten, gut aussehenden Mannes. Er trug keinen Bart.
    Steve hielt das Foto hoch. “Ist er das?”
    Die Frau runzelte die Stirn und wurde sofort misstrauisch. “Ich dachte, Sie kennen ihn.”
    “Nicht persönlich. Er schuldet einem Freund von mir Geld.”
    Sie verschränkte die Arme vor ihrem schmalen Oberkörper und sah von Steve zu Julia. “Sind Sie Geldeintreiber oder so was?”
    “Das könnte man so sagen”, erwiderte Steve.
    “Gut, wenn Sie ihn finden sollten, dann haben Sie meine Erlaubnis, ihm die Beine zu brechen oder Nadeln unter die Fingernägel zu jagen oder irgendwas anderes, was Sie mit zahlungsunwilligen Kunden machen. Aber vergessen Sie im Eifer des Gefechts nicht,
mir
gehört er zuerst.”
    Julia unterdrückte ein Lächeln und sah sich im Zimmer um. Von dem einen Foto abgesehen, hatte Ben Rosenthal nichts in dem Apartment zurückgelassen, was ihm gehört hatte. “Können Sie uns irgendetwas über ihn erzählen?” fragte sie. “Wo …”
    “Er ist ein dreckiger, elender, hinterhältiger, verlogener Hurensohn. Genügt das?”
    Nach dem leisen Lachen zu urteilen, das Julia hinter ihrem Rücken hörte, vergnügte sich Steve außerordentlich gut. “Ich meine, hatte er Familie? Freunde? Ein Lieblingslokal?”
    “Seine Eltern sind tot.” Die junge Frau betrachtete eine Bratpfanne und kam zu dem Schluss, dass es sich nicht lohnte, sie mitzunehmen. Also warf sie sie in den Abfalleimer. “Er hat nicht über sich gesprochen.” Allmählich beruhigte sie sich wieder und atmete zwischen jedem Satz tief durch. “Er hat einen Onkel, aber über den hat er auch nicht gesprochen. Jedenfalls muss der Typ steinreich sein, weil Ben mit dem Geld nur so um sich geworfen hat.”
    Julia und Steve sahen sich an. “Wissen Sie, wie sein Onkel heißt?” fragte Steve.
    “Ian McDermott. Aber der hat von Ben seit den Osterferien nichts mehr gehört oder gesehen.”
    Mit den Händen in den Taschen lehnte sich Steve gegen den Esstisch. “Sie haben nicht zufällig die Adresse von Mr. McDermott?” Er holte einige Geldscheine aus der Hosentasche, zog eine 100-Dollar-Note heraus und legte sie auf den Tisch. “Eine kleine Geste der Dankbarkeit”, sagte er.
    Die Frau blickte auf das Geld, nahm es aber nicht an sich. “Ich habe nur diese Telefonnummer.”
    “Das genügt.”
    “Die habe ich mir von der Telefonrechnung abgeschrieben”, erklärte sie, während sie in einer alten ramponierten Handtasche herumsuchte. “Nicht mal Ben weiß, dass ich sie notiert habe.”
    Sie reichte Steve ein kleines Adressbuch, das sie beim Buchstaben
M
aufgeschlagen hatte. Steve notierte die Nummer auf einer Visitenkarte. “Was dagegen, wenn ich das Foto behalte?” fragte er.
    “Mit Vergnügen. Ich hätte es sowieso in den Müll geworfen.”
    Vorsichtig nahm Steve das Foto aus dem Rahmen und warf den Überrest in den Abfalleimer, während er das Bild in seine Brusttasche steckte.
    “Ich habe das übrigens ernst gemeint, dass ich Ben zuerst in die Finger bekommen will.” Die junge Frau nahm den Hunderter, faltete ihn und steckte ihn in ihre Lederhandtasche. Aus dem Adressenverzeichnis zog sie eine Visitenkarte. “Da halte ich mich den Sommer über auf. Rufen Sie mich an, wenn sie ihn gefunden haben.”
    Julia sah auf die Karte. Die Rothaarige hieß Kelly Sanders und kam aus Scottsdale, Arizona.
    “Werd ich machen”, versprach Steve.
    Ohne dass sich an ihrem Gesichtsausdruck etwas änderte, deutete sie auf den Berg Sachen an der Tür. “Da ich bei Ihnen beiden jetzt

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