Unschuldiges Begehren
aufgeschichtet, während ich darauf gewartet habe, dass du und Faith euch anzieht. Ich brauche es also nur noch anzuzünden.«
»Gut.«
»Möchtest du Kaffee? Wein? Was anderes?«
»Nein.«
»Bist du sicher? Wir haben noch einen Rest von diesem köstlichen Chablis. Vielleicht ein kleines Glas?«
»Nein.«
Er hatte sich vor den Kamin gehockt, drehte sich jetzt aber wieder um und blickte zu ihr auf. »Hast du deine Zunge verschluckt?«
»Nein.«
Lachend stand er auf. Die Flammen züngelten um das Reisig, das unter den Scheiten lag. »Seit wir das Restaurant verlassen haben, hast du nicht einen ganzen Satz gesagt.« Er trat auf sie zu, drückte zärtlich ihre Schultern und schaute ihr ins Gesicht. »Mach dir darüber keine Gedanken.«
Sie blickte ihn unglücklich unter ihren dunklen
Wimpern hervor an. »Worüber soll ich mir keine Gedanken machen?«
»Dass Mrs Harper dachte, du wärst meine Frau. Es ist schlieÃlich vollkommen natürlich, dass ihr dieser Irrtum unterlaufen ist.«
»Und genauso wird es vollkommen natürlich sein, wenn sie mich für ein Flittchen hält, sobald ihr Faith erzählt, dass wir nicht verheiratet sind.«
»Wann wirst du endlich aufhören, dir von anderen Leuten vorschreiben zu lassen, wie du dich verhalten sollst, und mehr auf das hören, was dein Instinkt dir rät?«
Sie entwand sich seinem Griff, trat vor die breite Fensterfront, und durch ihren tränenfeuchten Blick sah das silberne Spiegelbild des Mondes auf dem Wasser noch unwirklicher aus. Die Bäume neigten sich geschmeidig im kühlen Oktoberwind, und die Sterne wurden, anders als in einer Stadt, nicht von irgendwelchen anderen Lichtern überstrahlt und schauten wie schimmernde Juwelen aus. Es war eine wunderbare Nacht, in der die Natur in ihrer primitivsten, ursprünglichsten Art zu sehen war.
Ach, könnte sie doch selbst einmal so sein.
Die von Tyler formulierte Frage hatte sie sich bereits selbst mehrfach gestellt.
Weshalb sollte es sie interessieren, wenn jemand an dem Verhältnis zwischen Tyler und ihr Anstoà nahm? Was hatte sie schon zu verlieren? Langweile. Einsamkeit. Ein Leben ohne Tiefe, ohne Farbe, ohne Liebe. Ohne irgendeine Art der Zuneigung.
Langsam drehte sie sich wieder zu ihm zu. Ihre Tränen trockneten, bevor sie sie vergieÃen konnte, lieÃen ihre Augen aber leuchten wie das Mondlicht, das auf ihre Haare fiel, und wie der Schein des Feuers, der auf ihrem Gesicht zu tanzen schien.
Er war genau das, was sie wollte. GroÃ, hart, stark, intelligent, humorvoll und unendlich attraktiv. Sein gewelltes dunkles Haar betonte noch das fein gemeiÃelte Gesicht. Unter seinen dichten Brauen hervor sah er sie aus leuchtend grauen Augen an, und auch wenn er lässig mit der Schulter am Kaminsims lehnte, wusste Hailey ganz genau, welch ungeheure Kraft sich unter seiner sonnenbraunen Haut verbarg.
»Vielleicht trinke ich doch ein Schlückchen Wein«, erklärte sie.
»Ich auch. Schenkst du uns schon mal ein? Ich gehe nur noch schnell was holen.«
Als sie, ein Tablett mit der Karaffe Wein und zwei Gläsern in den Händen, aus der Küche kam, breitete er gerade eine Decke auf dem Teppich aus, und nachdem er damit fertig war, lief er durch den Raum und schaltete die Lampen aus, bis es auÃer dem Feuer und dem Mond keine Lichtquellen mehr gab.
Sie hatte das Tablett auf dem Couchtisch abgestellt und schenkte ihnen beiden ein, doch als ihr Tyler eines der Gläser reichte, zitterte sie so sehr, dass ihr das zerbrechliche Kristall beinahe entglitt. Dann stieà er mit ihr an, trank den ersten Schluck und sah sie über den Glasrand hinweg an.
»Würdest du mir einen Gefallen tun?«, bat er sie ruhig,
nahm ihr das Weinglas wieder ab und stellte es zurück auf das Tablett.
»Einen Gefallen?«
»Manchmal tut mir einer meiner Rückenmuskeln weh, und als ich heute den Motor des Boots angelassen habe, hat es mich wieder fürchterlich gezwickt.«
»Ist es sehr schlimm?«, fragte sie besorgt.
»Nichts, was sich nicht durch eine anständige Massage wieder einrenken lassen würde.« Er nahm ihre Hand und zog sie an seine Brust. »Als Erstes kannst du mir beim Ausziehen behilflich sein.«
Obwohl sie schlucken musste, lieà sie ihre Hand auf dem offenen Kragen seines Hemdes liegen, und nachdem sie auch noch ihre letzten Vorbehalte über Bord
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