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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Hölle, Impuls, und Himmel, Vernunft. Sich manchmal etwas Unvernünftiges zu gönnen ist genauso wichtig, wie sich am Riemen zu reißen und sich zu sagen: »Nein, ich kann wirklich nicht jeden Tag ein Dessert zum Abendessen haben.« Wir müssen nicht wie ein Hund jede Wurst verzehren, die man uns vor die Nase hält. Und wir müssen auch nicht, wie ein Eichhörnchen jede Nuss verbuddeln, weil uns unser biologisches Sparprogramm das befiehlt. Idealerweise kann ich mir sagen: »Ich trinke gerne mal ein Glas, aber eben nicht jeden Tag!« Im Prinzip haben wir Menschen es selbst in der Hand und können flexibel sein – im Gegensatz zu einem Autopiloten; denn hier müsste eine umfangreiche Software erst einmal bestimmen, wann das eine oder das andere adäquat ist. 59
    Der schlaffe Muskel Selbstkontrolle
    Selbstkontrolle ist ein Muskel. So jedenfalls meint Dr. Roy, wie ihn mein Freund nannte, als wir ihn in Australien auf einem Baum sitzend begrüßten. Der da oben gemütlich zwischen den Ästen hockend winkte, war der Organisator eines Kongresses zum Thema Selbstregulation. Mein Freund wusste einmal mehr, warum er mich nur selten auf solche Veranstaltungen begleitet: »Klar, Psychologen sitzen gerne auf Bäumen.« Ich erklärte, zugegebenermaßen etwas unbeholfen: »Dies ist Roy Baumeister, einer der meistzitierten Psychologen der Welt.« Und mein Freund – keineswegs erleichtert – entgegnete: »Ach so. Und der spielt hier also Dschungel-Camp und beobachtet euch aus der Adlerperspektive.« Seitdem ist Roy Baumeister für uns einfach Dr. Roy, so wie der Arzt aus dem RTL -Dschungelcamp Dr. Bob genannt wird. 60 Das ist aber lieb gemeint, denn irgendwie hatte ich Respekt vor einer Kapazität wie ihm, die sich auch einmal auf einem Baum niederlässt.
    Dr. Roy vergleicht den Akt der Selbstkontrolle mit der anstrengenden Arbeit eines Muskels. Und wie einem Muskel, so Baumeister, steht dem Akt des Sich-Beherrschens nur eine begrenzte Energie zur Verfügung. Muskeln erschlaffen, wenn sie in Anspruch genommen wurden. Die Analogie, dass auch die Energieressourcen mentaler Selbstkontrolle begrenzt sind, haben Dr. Roy und seine Mitarbeiter eingehend untersucht.
    Ihr bevorzugter Versuchsaufbau ist so elegant wie simpel: Wenn ich jemanden bitte, Selbstkontrolle auszuüben, sollte er, der Muskelmetapher folgend, in einer weiteren Aufgabe, in der er sich wieder stark kontrollieren muss, eher scheitern, als jemand, der sich vorher nicht beherrschen musste. Sprich: Habe ich den Muskel Selbstkontrolle stark beansprucht, ist »Flasche leer«. Dabei kann der Muskel durch vielerlei Tätigkeiten erschöpft werden. Das ist so, wie wenn man Tennis spielt und hinterher die Wohnung streicht: Unterschiedliche Tätigkeiten erschöpfen denselben Muskel.
    In seinen Untersuchungen zeigt Dr. Roy, dass die Selbstkontrolle von Emotionen, während man einen dramatischen Film sieht, oder das Unterdrücken von Gedanken, wenn man eigentlich ärgerlich ist, Menschen mental erschöpft. Bittet man die Versuchsteilnehmer danach, den Arm, solange sie können, in Eiswasser zu tauchen, oder gibt ihnen etwas an die Hand, was sie zusammendrücken sollen, dann halten sie weniger lange durch als die Menschen, die vorher ihre Gefühle oder Gedanken nicht kontrollieren mussten. Diese und viele Befunde aus Dr. Roys Labor zeigen, dass eine Aufgabe, in der man Selbstkontrolle übt, inhaltlich völlig verschiedene Aktivitäten beeinflussen kann. So können sich Menschen, die Gedanken unterdrückt haben, hinterher nicht so gut das Lachen in einer unpassenden Situation verkneifen. Sie tun sich auch schwerer damit, die Farbe von Farbwörtern zu benennen, wenn diese in einer anderen Farbe dargeboten wurden, eine Aufgabe, die in Prinzip 5 beschrieben wurde. Je länger man Selbstkontrolle übt, umso mehr ermüdet der Geist.
    Mentaler Spinat
    Wie im Sport so gibt es auch für den Muskel Selbstkontrolle Möglichkeiten, seine Kraft optimal zu nutzen, und geeignete Mittel, um ihn etwas aufzublasen. Und sie sind sogar legal. Wenn Menschen wissen, dass eine vor ihnen liegende Aufgabe sehr wichtig ist oder für sie einen hohen Wert hat, dann teilen sie sich ihre Energien umso sorgfältiger ein. Sie sparen Kraft bei der Bewältigung von Aufgaben, die ihnen nicht so wichtig sind, und holen dann, wenn es ihnen wirklich um etwas geht, das Letzte aus sich heraus. Ähnlich wie beim Sport haben wir in Sache Selbstkontrolle immer noch eine gewisse Restressource, auf die wir kurz vor dem Ziel oder

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