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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Selbstkontrolle und Intelligenz. Einige der getesteten Kinder waren zehn Jahre später zu einem Intelligenztest eingeladen worden, und Mischels Vermutung bewahrheitete sich: Die Kinder, die dem Marshmallow länger widerstehen konnten, waren intelligenter, generell besser in der Schule und ehrgeiziger. Mehr noch, sie waren auch weniger aggressiv, konnten sich besser konzentrieren, waren sozial kompetenter und insgesamt weniger verhaltensauffällig. Woher diese Fähigkeiten genau kommen, ist weitgehend ungeklärt. Es verhärten sich aber Hinweise darauf, dass Kinder in Familien, die schon früh auf prosoziales Verhalten und Selbstkontrolle achten, Versuchungen generell leichter widerstehen. Insbesondere der Zusammenhang zwischen Impulskontrolle und schulischem Erfolg ist bemerkenswert. Offensichtlich erfordern sehr viele Aufgaben, die zum Erfolg führen, schlichtweg eine hohe Selbstkontrolle. Je früher man diese erlernt, umso besser. 58
    Das Heulen des inneren Schweinehunds
    Trotzdem sind wir natürlich alles andere als perfekt und versagen – trotz prosozialer Erziehung – auch hin und wieder. Dann siegt der Schweinehund in uns, was – nicht nur psychologisch gesehen – interessant ist. Wir alle würden häufig gerne unseren Impulsen folgen, schließlich haben wir es gerne bequem, warm und lecker, ohne dass wir uns Herausforderungen stellen müssen. So haben mein Freund und ich eines Abends während unserer Milford-Track-Wanderung tatsächlich das gesamte Frühstück für den nächsten Tag verspeist – und es hinterher bitter bereut. Aber wir waren so ausgehungert, die Müsliriegel lagen ausgepackt und nach Kokos duftend vor uns, zwei niederländische Stewardessen hatten uns noch ein Glas Wein aus ihrem Riesenrucksack spendiert – und schwups waren die Riegel weg. Impulse haben etwas Körperliches, es rührt sich etwas in uns, egal ob wir vor einem leckeren Stück Kuchen sitzen, einem Nachbarn begegnen, den wir nicht (oder zu gut) leiden können, oder die Sonne draußen scheint.
    Strom kommt aus der Steckdose
    Wie wir gesehen haben, widersprechen Impulse häufig anderen, langfristig wichtigeren Zielen. Manche dieser Ziele nennen wir auch »höhere« oder »hehre« Ziele. Sie sind weniger körperlich, sie sind abstrakt und häufig von sozialer Bedeutung. So haben viele von uns das hehre Ziel, »ein ökologisch verantwortungsvoller Mensch« zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir hier und da unseren inneren Schweinehund überwinden. Und oft gelingt das nur in Maßen. Lassen Sie zum Beispiel häufiger Ihr Auto stehen, weil es energiesparender ist, mit dem Bus zu fahren? Wirklich? Auch wenn es in Strömen regnet?
    Mir fiel vor kurzem auf, dass ich selbst bei Strecken, die gut mit der Bahn zu bewältigen wären, gerne einen dieser sehr billigen, aber doch viel umweltschädlicheren Flüge buche. Und ich finde es persönlich ganz bequem, zusammen mit allen Amsterdamern meine Dosen und Flaschen in den normalen Hausmüll zu tun – vernünftig oder richtig finde ich es aber nicht. In diesen und vielen anderen Fällen geben wir Menschen häufig unserem Impuls, unserem Bedürfnis nach Bequemlichkeit nach; unser Wunsch nach persönlichem, unmittelbarem Wohlbefinden setzt sich dann gegenüber dem hehren Ziel durch, in diesem Falle, die Welt für unsere Nachkommen zu erhalten – ein Ziel, das noch dazu in der Ferne liegt und von dem wir noch nicht einmal wissen, ob wir es überhaupt erreichen können. Bestimmte Arten der Selbstkontrolle sind einfach anstrengend und zeitaufwändig, und manchmal lassen wir unseren inneren Schweinehund eben gerne von der Leine.
    Andererseits kann Selbstkontrolle auch überhand nehmen. Was ist mit Personen mit Zwangsstörungen, die offensichtlich zu viel Kontrolle über sich ausüben? Was mit den anorektischen Jugendlichen, die sich jeden Brotkrumen versagen, und was mit den Ostwestfalen, die schlechtgelaunt den ganzen Samstag ihre Autos, ihre Garageneinfahrten und Fenster putzen, statt einmal alle fünf gerade sein zu lassen? Was ist mit den Workaholics oder den Meckerpötten, die ihr gesamtes Geld sparen, sich gar nichts gönnen und schlechtgelaunt den anderen alles neiden?
    Ehrlich gesagt, gäbe es nur diese beiden Modelle, den Schweinehund oder den griesgrämigen Kontrollfreak, dann sähe ich mich lieber quiekend vor Glück in der Fleischablage nach Schinken, Bratwurst und Honiglebercreme wühlen. Es scheint so, als wollten wir eine Balance erreichen – irgendetwas zwischen

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