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Unser empathisches Gehirn: Warum wir verstehen, was andere fühlen (German Edition)

Unser empathisches Gehirn: Warum wir verstehen, was andere fühlen (German Edition)

Titel: Unser empathisches Gehirn: Warum wir verstehen, was andere fühlen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Keysers
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vier Merkmalgruppen aus, darunter ein verstörender Mangel an Empathie. XVIII
    Psychopathen sind geschickte und großartige Lügner
    Psychopathen ähneln dem Klischee eines gerissenen Gebrauchtwagenhändlers. Sie sind äußerst redegewandt, haben aber ein sehr gestörtes Verhältnis zur Wahrheit. Wenn sie bei einer Lüge ertappt werden, schalten sie ohne das geringste Anzeichen von Verlegenheit auf die nächste Version um. Sie überschätzen sich und ihre Fähigkeiten, woraus sie übertriebene Ansprüche ableiten, darunter die Überzeugung, sie dürften sich nehmen, was sie wollten, und stünden über dem Gesetz.
    Ein Aspekt, der Psychopathen so erfolgreich und faszinierend macht, ist ihre Fähigkeit, Menschen zu bestricken und zu manipulieren. Psychopathen scheinen sehr schnell zu entdecken, worauf jemand »anspricht«, und sich dieses Wissen geschickt zunutze zu machen. Beispielsweise lief Ted Bundy, der amerikanische Serienkiller, der den Mord an neunundzwanzig Frauen gestanden hat, mit überflüssigen Krücken herum, um sich einen harmlosen Anstrich zu geben. Sobald er beobachtet hatte, dass eine Frau bereit schien, ihm zu helfen, ließ er seine Einkaufstüte neben seinem Auto fallen, und wenn die Frau herbeilief, um ihm beim Aufheben zu helfen, schlug er ihr mit ebenden Krücken auf den Kopf, mit denen er ihr Vertrauen eingeflößt hatte, hob sie in den Wagen und fuhr davon, um sie zu missbrauchen und umzubringen. Die Fähigkeit, kaltblütige Pläne zu schmieden, um andere zu manipulieren und zu hintergehen, ist das größte Talent des Psychopathen.
    Soziopathen haben eine impulsive und parasitäre Lebensweise
    Außerdem ähneln Psychopathen Kleinkindern, weil ihnen offenbar die Verhaltenskontrollen fehlen, die sich Erwachsene selbst auferlegen. Wenn ein kleines Kind einen Stapel Kekse sieht, von denen es weiß, dass es sie nicht essen darf, wird die Verlockung wahrscheinlich größer sein als die Selbstbeherrschung. Fragt man das Kind später, warum es sie gegessen hat, dürfte die Antwort auf eine Aussage wie »weil mir danach war« hinauslaufen. Soziopathen kommen über dieses Stadium nie hinaus.
    Der Soziopath versäumt es auch, die Zukunft zu planen, um seine Ziele zu erreichen. Er möchte vielleicht Pilot werden, hält es aber nicht für nötig, die einzelnen Schritte zu planen, eine Flugschule zu besuchen und so fort, sondern fälscht die Zeugnisse, verhält sich, als wäre er Pilot, und erschwindelt sich auf diese Weise eine Anstellung – ganz so wie Leonardo di Caprio in dem Film Catch Me If You Can . Wie Parasiten nehmen sie mit, was das Leben ihnen bietet. Fröhlich ziehen sie mit einer Frau zusammen, lassen sie die Rechnungen bezahlen und Gefühle investieren, ohne ihr gegenüber die geringsten Verpflichtungen einzugehen.
    Psychopathen haben eine Geschichte antisozialen Verhaltens
    Die Vergangenheit des Psychopathen ist oft seit seiner Kindheit eine Geschichte von Opfern – Menschen, die er durch sein Verhalten verletzt hat. Künftige Psychopathen lügen und betrügen im Kindesalter öfter als ihre Altersgenossen. Sie stehlen, legen Brände, stören den Unterricht, nehmen Drogen und fallen durch Vandalismus auf. Häufig neigen sie auch mehr als andere Kinder ihres Alters zur Tierquälerei.
    Als Erwachsene halten Psychopathen die Regeln und Gesetze der Gesellschaft für lästige und unsinnige Hindernisse auf dem Weg zu ihren Zielen, und sie verhalten sich, als wenn diese Regeln nicht für sie gelten würden. Infolgedessen haben Psychopathen in der Regel ein langes Strafregister, wobei sie im Gegensatz zu den meisten anderen Kriminellen, die ein Spezialgebiet haben (beispielsweise Bankraub), höchst unterschiedliche Vorstrafen aufweisen – Diebstahl, Sexualdelikte und Körperverletzung. Einige Psychopathen scheinen ihr Verhalten hinreichend steuern zu können, um das Gefängnis zu vermeiden, bewegen sich aber in einer gesetzlichen Grauzone, indem sie zweifelhafte, leichtsinnige Geschäfte tätigen, oder sie traumatisieren Ehepartner und andere Familienmitglieder.
    Nicht einfühlen, denken!
    Warum manipulieren und verletzen Psychopathen andere Menschen? Warum missachten sie die Regeln und Gesetze der Gesellschaft? Ich glaube, dass die Antwort mit den gemeinsamen Schaltkreisen zusammenhängt. Erinnern Sie sich noch an Vorfälle, wo Sie anderen Leid zugefügten – vielleicht einen schwächeren Klassenkameraden schikaniert, einem Insekt die Flügel ausgerissen, eine Freundin »abserviert« haben? Was

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