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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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schmerzliche Erinnerungen sein. Ganz gleich, wie wir die Tage
verbrachten oder wie sehr unsere Familie sich bemühte, es so schön wie möglich
für Joshua zu machen, Weihnachten blieb für ihn ein Fest, an dem nicht nur
zählte, was er bekommen hatte — damit meine ich seine Geschenke — , es würde
ihn auch daran erinnern, was er verloren hatte. Ohne seinen Vater würde
Weihnachten nie mehr so sein wie früher.
    Für Udi war es immer eine ganz
besondere Zeit gewesen. Vielleicht weil er während seiner eigenen Kindheit in
Österreich ein Ausgestoßener gewesen war und so viel hatte entbehren müssen,
stürzte er sich mit der Begeisterung eines großen Kindes in das
vorweihnachtliche Treiben. Mit dem Motorrad machte er sich auf zu
Einkaufsexpeditionen nach Soho, zu Hamleys und Heals, und wenn er wieder in
Hampstead auftauchte, fuhr er meist ganz langsam, weil Dutzende von
Einkaufstaschen am Lenker hingen, so dass sein Motorrad aussah wie der
Schlitten des Weihnachtsmanns. Da gab es silberne Armreifen für Hannah,
Spielsachen für Nathaniel und Joshua, Luxuskosmetika und Gläser mit den von ihr
so geliebten eingelegten Früchten für Tabby und für mich oft Schmuck. Obwohl
sein Motorrad relativ klein war, brachte er es fertig, große Kartons mit
elektrischen Geräten wie zum Beispiel Kaffeemaschinen auf dem Gepäckträger zu
befestigen, und einmal beförderte er darauf sogar einen Couchtisch, den er mit
einem Seil festgebunden hatte.
    Zu Udis Einkäufen bei Heals gehörte
auch immer ein Abstecher in die Abteilung für Christbaumschmuck, wo er jedes
Mal die schönsten und ausgefallensten Weihnachtsbaumkugeln kaufte, die er
finden konnte. Diese wurden der Sammlung hinzugefügt, die er im Laufe der Jahre
zusammengetragen hatte und die auf dem Sofa bereitlag. Dann schmückte er zusammen
mit Joshua, der gefährlich hoch auf der Trittleiter stand, den Baum. Die
kleinen eleganten Bäumchen, geschmückt mit weiter nichts als kleinen Schleifen
in nur einer Farbe, wie sie in den eleganten Kaufhäusern standen, waren nichts
für Udi. Sein Weihnachtsbaum musste zweieinhalb Meter hoch sein und so dicht,
dass er fast die Hälfte des Zimmers ausfüllte, und wenn er und Joshua allen
Schmuck aufgehängt hatten, war kein leerer Zweig mehr zu sehen. Zwischen den
üppigen, bunten Kugeln, den von Hand bemalten Holzfiguren, den altmodischen
Zuckerstangen, den Weihnachtsmännern aus Schokolade und den dicken, flauschigen
Rauschgoldketten zogen sich drei oder vier Ketten bunter, blinkender Lichter
hindurch, von denen mindestens eine auch noch Musik machte. Eine davon, made
in China, spielte vierzehn verschiedene Melodien, einschließlich, zu meiner
Verwirrung, das Lied der Sozialisten, auch bekannt als Die Rote Fahne, bis Udi mich belehrte, dass es eigentlich die Melodie des Deutschen
Weihnachtsliedes O Tannenbaum sei, und dass in den USA auch die
Staatshymnen von Iowa, Maryland, Michigan und New Jersey diese Melodie hatten.
    Wir hatten auch echte Kerzen auf
unserem Baum. Udi bestand darauf. Inspiriert von den Weihnachtsbäumen in seiner
österreichischen Heimat, wo jedes Jahr mindestens drei oder vier Häuser dadurch
in Flammen aufgingen, wurden sie mit kleinen Kerzenhaltern aus Blech befestigt
und bis Heiligabend nicht angezündet. Dann stand ich mit dem Persönlichen
Küchen-Feuerlöscher bereit (vielleicht der einzige wirklich nützliche
Gegenstand aus dem Katalog von Innovations), während Udi alle anderen
Lampen im Raum ausschaltete und die Kerzen anzündete. Wenn sie so in der
Dunkelheit flackerten, sah der Baum wunderschön aus. Wir standen um ihn herum
und bewunderten ihn vielleicht fünf Minuten lang, dann wurden die Kerzen
gelöscht. Es war wirklich ganz gefahrlos. Dachten wir zumindest.
    An einem Silvesterabend gaben wir eine
große Party, zu der wir die ganze Familie und alle Freunde eingeladen hatten.
Es war genau so ein fröhliches, lockeres Fest, bei dem sich Jung und Alt
wohlfühlte, wie ich sie früher im Haus meiner Freundin Jenny Hanison geliebt
hatte. In unserer Open-Plan-Wohnung wimmelte es von kleinen Kindern, Teenagern
und Erwachsenen, die alle ihren Spaß hatten. Udi, der trotz seiner Lebenslust
nicht viel trank, hatte an diesem Abend ein oder zwei Gläser über den Durst
getrunken und beschloss, die Kerzen am Baum anzuzünden.
    »Jetzt sei nicht so neurotisch!«,
schimpfte er, als ich protestierte, dass das bei den vielen Menschen im Haus
keine sehr gute Idee sei. »Ich stehe doch daneben und passe auf!«
    Was er

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