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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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nicht gut auf George zu sprechen war, ja, ich war
außergewöhnlich böse auf ihn. Doch er wusste es nicht. Jetzt, da er wieder in seiner
vertrauten Umgebung war, trabte er friedlich und süß wie immer hinter mir her.
Ich wusste, er brauchte einen langen, ausführlichen Spaziergang, aber ich hatte
einfach keine Lust dazu. Obwohl es ein herrlicher Frühlingstag war, war ich
einfach zu müde, mich in das Menschengewühl auf Hampstead Heath zu begeben. Und
als Sue, Philip und Jessica am Nachmittag vorbeikamen, überredete ich sie, mit
George spazieren zu gehen. Nach allem, was er zwischen Zach und mir angerichtet
hatte, war ich froh, ihn mal eine halbe Stunde loszuwerden.
    Als sie gegangen waren, machte ich mir
einen Tee und ging barfuß in den Garten. Obwohl das Geschrei und die dröhnende
Musik des Jahrmarkts zu mir herüberdrangen, setzte ich mich auf die Bank,
schloss die Augen und ließ die warme Sonne auf mein Gesicht scheinen. Fast im
selben Augenblick klingelte das Telefon. Ich ging hinein, um den Anruf
entgegenzunehmen, insgeheim hoffte ich, es sei Zach, der sich mit mir versöhnen
wollte.
    Er war es nicht. Es war meine
Schwester, die mich von ihrem Handy aus anrief. Sie schluchzte so laut, dass es
fast ein Schreien war. Sie schien hysterisch. »Beeil dich! O Judith! Komm
schnell! Es ist schrecklich!«
    »Sue? Was um Himmels willen ist
passiert?«
    »George...«
    »Was hat er jetzt wieder
angestellt?«
    »Er ist... o Judith... er ist
angegriffen worden!«
    »Was meinst du damit?«
    »Er ist eben angegriffen worden. Dieser
Hund — er hätte ihn fast zerrissen!«
    » Was? «
    »Bitte komm! Komm ganz schnell! Ich
glaube, er stirbt!«



22.
Kapitel
     
    Als Sue das Gespräch beendet hatte, war
ich wie erstarrt. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Mein geliebter, süßer
Hund sollte auf Hampstead Heath angegriffen worden sein? Er sollte im Sterben
liegen? Nein, das war nicht möglich! Er war doch vor fünf Minuten noch hier,
und er war springlebendig! Konnte das überhaupt in dieser kurzen Zeit passiert
sein? Hatte Sue vielleicht übertrieben?
    Aber nein, an ihrer Stimme hatte ich
gemerkt, dass sie nicht übertrieb. Es passierten ja die schrecklichsten Dinge.
Hunde zerfleischten einander, manchmal griffen sie sogar Kinder an. Ich geriet
in Panik. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen, es rauschte im Rhythmus
der Reggae-Musik vom Jahrmarkt. Mein George war angegriffen worden. Aggressive
Hunde waren leider eine erschreckende Tatsache auf der Heide, obwohl man nur
selten einen traf, und da George sich nicht verteidigte, war er das ideale
Opfer. Schon mehrmals waren Hunde auf ihn zugerannt, hatten ihn neugierig
beschnüffelt und dann ohne die geringste Provokation angefallen. George
schnappte niemals zurück, er warf sich immer auf den Rücken und gab nach.
Aggressive Hunde gehörten fast immer aggressiven Besitzern, die sofort
anfingen, einen zu beschimpfen, wenn man versuchte, das geifernde Ungeheuer
wegzuziehen, das den eigenen Hund am Boden festhielt. Wir konnten von Glück
sagen, dass George noch nie ernstlich verletzt worden war. Bis jetzt.
    Ich stand im Flur, unfähig, einen
klaren Gedanken zu fassen. Doch dann setzte mein Verstand wieder ein. Ich nahm
mir gerade noch Zeit, die Telefonnummer des Tierarztes aufzuschreiben, dann
nahm ich meine Schlüssel, steckte die Füße in das erste Paar Schuhe, das ich
fand — zufällig Joshuas Turnschuhe — , und rannte aus dem Haus und in Richtung
Heide. Auf halbem Weg sah ich Sue, Philip und Jessica, die mir halb gehend,
halb rennend entgegenkamen. Sue hatte ihr Telefon am Ohr und versuchte, ein
Taxi zu rufen. Jessicas Gesicht war blass und spitz. Philip trug George in den
Armen.
    Ich sah Georges Augen an, sie waren
leer und sein Blick war glasig. Er stand unter Schock. Sein Hinterteil war
voller kleiner, tiefer Wunden, als habe ihn jemand mit einem schweren
Schraubenzieher misshandelt. Aus den Wunden sickerte Blut, das teils auf den
Weg tropfte, teils in Philips Jackett einzog. George sah aus, als sickere sein
Leben langsam aus ihm heraus. Er starb vor meinen Augen, und ich konnte nichts
tun, um es aufzuhalten.
    Jetzt war keine Zeit, um zu erzählen,
was passiert war. Wir alle wussten, dass wir so schnell wie möglich Hilfe
brauchten. Wie Sue holte auch ich mein Handy heraus und wählte mit zitternden
Fingern die Nummer des Tierarztes. Ein Anrufbeantworter — natürlich, es war
Ostermontag und die Praxis war geschlossen. Aber die Stimme auf dem Band gab
die

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