Unser Sommer in Georgia
unten mit dem Fuß auf, und sie betraten den Laden. Hinter der Theke im Café stand Anne. Sie hatte einen Klecks orangefarbene Glasur auf der Nase und bereitete gerade eine dampfende Tasse Milchkaffee mit Magermilch zu, den Riley nachmittags immer trank. Sie stellte den Kaffee auf die Theke. »Hallo, Riley.«
Riley trank einen großen Schluck. »Du hast Engelglasur auf der Nase.«
»Ach ja, ich habe einen Engel der Wahrheit für meine Freundin gemacht - ihr Mann erzählt ihr scheinbar alles, bis auf ...«
»... die Wahrheit«, ergänzte Riley. Dann machte sie ihre schnelle Nachmittagsrunde durch den Laden, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Die Schreibwarenabteilung war schön aufgeräumt und lockte mit handgearbeiteten Grußkarten, Tagebüchern und kleinen Geschenken - für Kunden, die zu einer Party für eine werdende Mutter, einem Geburtstag oder einer Hochzeit unterwegs waren. Anne packte diese Kostbarkeiten in feinstes handgeschöpftes Papier ein, und wer ein Geschenk in dieser braun-blauen Verpackung mit dem Namenszug des Driftwood Cottage Bookstore darauf erhielt, wusste, dass es von guter Qualität oder sogar handgearbeitet war.
Als Riley ihre Runde beendet hatte, brachte sie Brayden an die Seebrücke. Vom Ende des langen Holzsteges winkte ihm eine Gruppe Jungen zu. Riley unterließ es tunlichst, ihm einen Abschiedskuss zu geben, sah ihm jedoch nach, wie er zu seinen Freunden rannte, und schaute sich dann für einen Moment um. Der Jahreszeit entsprechend war es schon schwül, aber die Sommergäste waren noch nicht eingetroffen. Der Strand lag nahezu verlassen da. Es war Hochflut. Riley genoss diese Zeit vor dem sommerlichen Ansturm, wenn kaum Verkehr war und man die Geräusche des Meeres so deutlich hörte.
Schon bald würde die zweispurige Hauptstraße völlig verstopft sein. Sie und ihre Schwestern hatten immer voller Vorfreude auf ihre Sommerfreunde gewartet. Jahr für Jahr hatte Riley am Ende eben dieses Stegs auf die Ankunft der Logans gewartet, darauf, dass Mack sich von hinten anschlich, während sie angelte, und ihr auf den Rücken klopfte, sodass sie beinahe ins Wasser fiel. Einmal hatte er sie zwei Wochen nach dem Beginn des Sommers im Dunkeln ganz hinten auf dem Steg gefunden ...
Für die zwölfjährige Riley war dieser Tag genauso zu Ende gegangen wie die meisten Tage in jenem Sommer - der Abend war gekommen, ohne dass sie es bemerkt hatte, und sie war als Einzige auf dem Steg zurückgeblieben. Tief hängende Regenwolken verdeckten den Mond und die Sterne.
Da gesellte sich Mack zu ihr. Sie legten sich beide rücklings auf den Steg. Das Leben mit seinen kleinen Gaben erschien unkompliziert, der Abend bestand aus dem Geräusch der plätschernden Wellen, aus dem geschabten Wassereis, das während dieser Hitzewelle angenehm kühlte, aus Dunst, mit dem sich der Regen ankündigte, und aus einem Nebelhorn irgendwo in der Ferne.
Sie schauten in die Dunkelheit. Ihre Arme und Beine, klebrig von salzigem Schweiß, berührten sich ohne Scheu. Macks knubbliger Ellbogen schob sich gegen die weiche Innenseite von Rileys Arm, sodass sie den rauen Schorf spürte, der sich in der letzten Woche nach seinem Sturz vom Skateboard gebildet hatte. Seine Beine waren feucht, sein linker Fuß lag unter ihrem rechten. Plötzlich war Riley, als wären sie zu einem einzigen Körper verschmolzen. Sie spürte nicht mehr, wo sie aufhörte und wo Mack begann. Ein ängstlicher Gedanke beschlich sie: Wenn ich mich nun in diesem Gefühl des Einsseins verliere und mich nie wieder als getrenntes Wesen empfinde?
Trotz dieser Angst mochte Riley sich nicht rühren. Das Knäuel aus Armen und Beinen war ihr wichtiger als der Verlust ihres eigenen Wesens.
Mack sprach als Erster. »Es ist so dunkel.«
»Ich weiß«, antwortete sie mit einer Flüsterstimme, die klang, als wäre sie schon älter.
»Das ist ein Gefühl, als würde hier nur einer von uns liegen«, fuhr er fort.
Riley sagte darauf nichts. Sie wusste nun, dass sie sich dieses Einssein wünschte, begriff aber nicht, wie oder warum es dazu gekommen war. Die Zeit löste sich auf, und sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so mit Mack dagelegen hatte. Ihr war nur bewusst, dass sie schwieg, bis er wieder sprach.
»Tut mir leid, dass ich Candler heute geboxt habe«, erklärte Mack.
»Das braucht dir gar nicht leidzutun.« Allmählich spürte Riley ihre eigenen Zehen wieder, ihre eigene Haut. Sie war erleichtert, empfand aber auch einen Verlust.
Beide
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