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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Beamten besetzt war, die meine Beschreibung vorliegen hatten, sondern bloß mit einem Jüngling, der eine weiße Schirmmütze auf den schulterlangen blonden Haaren trug. Ich hielt ihm Mays Paß unter die Nase. Er sah gar nicht hin.
    »Fahrkarten, Mann. Bill-etti. Tickets.«
    »Oh, Entschuldigung. Hier.«
    Aber es war ein Wunder, daß ich überhaupt ein Wort herausbekam, denn inzwischen war mir die 38er eingefallen. Sie steckte, zusammen mit sechzig Schuß Munition, keinen Meter von mir entfernt auf dem Boden vor dem Beifahrersitz in Bairstows sperriger Aktentasche, die jetzt dem Waffenhändler Aitken Mustafa May gehörte.
    * **
    An Deck wehte ein scharfer Nachtwind. Nur wenige abgehärtete Passagiere kauerten auf den Bänken. Ich taumelte zum Heck, fand eine dunkle Stelle, beugte mich über die Reling und ließ, in der klassischen Pose des Seekranken, erst den Revolver und dann die Munition in die Finsternis gleiten. Ich hörte nichts platschen, hätte aber schwören können, daß mir der Seewind den Grasgeruch von Priddy um die Nase wehte.
    Ich ging zu meiner Kabine zurück und schlief so fest, daß ich mich in aller Eile anziehen mußte, um rechtzeitig zum Mercedes zu kommen und ihn in einem mehrstöckigen Parkhaus am Hafen abzustellen. Ich kaufte mir eine Telefonkarte, betrat eine Telefonzelle und wählte.
    »Julie? Hier ist Pete Bradbury, von gestern«, sagte ich, aber ich war gerade so weit gekommen, als sie mich schon unterbrach.
    »Ich denke, Sie haben gesagt, Sie wollten mich anrufen«, platzte sie hysterisch heraus. »Er ist immer noch nicht zurück, immer noch nur der Anrufbeantworter, und wenn er heute abend nicht zu Hause ist, setze ich Ali in den Wagen und fahre morgen früh als erstes dorthin und –«
    »Das dürfen Sie nicht tun«, sagte ich.
    Eine schlimme Pause.
    »Warum nicht?«
    »Ist jemand bei Ihnen? Außer Ali? Ist jemand bei Ihnen im Haus?«
    »Was zum Teufel geht Sie das an?«
    »Haben Sie einen Nachbarn, zu dem Sie gehen können? Haben Sie einen Freund, der mal vorbeikommen kann?«
    »Jetzt sagen Sie doch endlich, was los ist, Herrgott noch mal! «
    Also sagte ich es ihr. Dabei half mir kein Handwerk, keine Taktik. »Aitken ist ermordet worden. Alle drei sind ermordet worden. Aitken, seine Sekretärin und ihr Mann. Sie befinden sich in der Steinhütte auf dem Hügel oberhalb des Ladens. Er hat nicht nur mit Teppichen gehandelt, sondern auch mit Waffen. Sie sind in die Schußlinie geraten. Es tut mir sehr leid.«
    Ich hatte keine Ahnung, ob sie mir noch zuhörte. Ich hörte einen Schrei, aber der war so schrill, daß er auch von dem Kind stammen konnte. Ich hörte ein Geräusch, als ob eine Tür auf- und zuging, dann ein Krachen. Ich fragte immer wieder: »Sind Sie noch da?« und bekam keine Antwort. Ich sah den Hörer vor mir, wie er an der Schnur baumelte, während ich mit einem leeren Zimmer sprach. Nach einer Weile legte ich auf, und noch am selben Abend, nachdem ich den Bart entfernt und Haut und Haar so gut es ging die frühere Farbe zurückgegeben hatte, nahm ich den Zug nach Paris.
    * **
    Dee ist eine Heilige , sagt sie am Fenster meines Schlafzimmers.
    Dee hat mich aufgenommen , als ich am Ende war , sagt sie, als wir in den Quantocks Spazierengehen, und sie hat sich mit beiden Armen bei mir eingehängt.
    Dee hat mich wieder aufgebaut , erinnert sie sich schläfrig an meiner Schulter, als wir vor dem Kamin in ihrem Schlafzimmer liegen. Ohne Dee hätte ich es niemals geschafft . Sie war Mutter , Vater , Freundin für mich , einfach alles .
    Dee hat mich dem Leben zurückgegeben , sagt sie zwischen ernsten Diskussionen darüber, wie wir Larry am besten helfen können. Sie hat mich gelehrt , was Musik ist , was Liebe ist und wie man nein sagt … Ohne Dee wäre ich gestorben – Bis mein Stolz als Agentenführer nach und nach an diesem anderen Kontrolleur ihres Lebens Anstoß nimmt. Ich möchte, daß sie Dee vergißt, ich will nichts mehr von ihr hören, von dieser Dee in dem sagenhaften leeren Schloß in Paris, wo es nichts gibt außer einem Bett und einem Klavier – von dieser Dee, deren aristokratischer Name samt Adresse mit liebevollen Verzierungen in Emmas herausklappbarem Adreßbuch geschrieben steht: alias Contessa Ann-Marie von Diderich, und dazu eine Anschrift auf der Île Saint Louis.

13
    Auf dem Kopfsteinpflaster klebten nasse Kastanienblätter. Das ist das Haus, dachte ich, als ich an den hohen grauen Mauern und Fensterläden hochsah, die ich mir in meinen Träumen

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