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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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auch Scotch. Ich vernehme jenen arroganten Unterton, den er immer anschlägt, wenn er zu einem seiner perfekt einstudierten Monologe ansetzt, komplett mit Neben- und Relativsätzen und Semikolons. Die Vorstellung, daß er nicht ganz klar im Kopf ist, macht mich ungehalten. Er soll nüchtern sein und sich verantworten können.
    »Sie ist eine erwachsene, selbständige Frau, du Idiot!« faucht er mich an. »Nicht der Betthase irgendeines Spätentwicklers!«
    Rasend vor Wut ziehe ich die 38er – quer über den Körper aus dem Hosenbund, wie man es uns beiden beigebracht hat – und richte sie aus etwa dreißig Zentimeter Entfernung auf seinen Nasenrücken.
    »Schon mal so was hier gesehen, Larry?« frage ich.
    Aber der Anblick der auf ihn gerichteten Waffe macht ihn anscheinend nur albern. Er schielt danach, dann zieht er die Augenbrauen hoch und lächelt mich bewundernd an.
    »Mann, hast du aber ein großes Ding«, sagt er.
    Das bringt mich um meine Beherrschung, und ich schlage ihm mit beiden Händen den Griff ins Gesicht.
    Denke ich jedenfalls.
    Vielleicht habe ich ihn damit getötet.
    Oder vielleicht habe ich nur den Schein, nicht das Sein in Erinnerung.
    Vielleicht waren alle späteren Schläge, falls ich sie denn ausgeteilt habe, an einen Toten oder Sterbenden vergeudet. Ob ich träumte oder wachte, ich wußte es nicht mehr. Die Tage und Nächte seither haben mir keinen Aufschluß gebracht, immer nur schreckliche Variationen der gleichen Szene. Ich schleife ihn zum Weiher, ich stoße und wälze ihn hinein, es gibt keinen großen Platscher, nur eine Art saugendes Geräusch, als ob er sofort nach unten gezogen würde. Ich kann nicht unterscheiden, ob ich von Panik oder von Reue zu dieser abschließenden Handlung getrieben werde. Vielleicht ist es Selbsterhaltungstrieb, denn selbst als ich ihn mit den Füßen voran über die Grasbüschel zerre – als ich seinen nickenden, mondbleichen Kopf zu mir hoch grinsen und dann untergehen sehe –, überlege ich noch ernsthaft, ob ich ihm eine Kugel verpassen oder ihn auf schnellstem Wege nach Bristol ins Krankenhaus bringen soll.
    Aber ich tue weder das eine noch das andere. Weder im Schein noch im Sein. Er gleitet mit dem Kopf voran ins Wasser, und sein bester Freund fährt allein nach Hause, hält unterwegs nur einmal an, um Wagen und Kleidung zu wechseln. Bin ich in Hochstimmung? Bin ich verzweifelt? Ich bin beides, im einen Augenblick ist mir’s leichter ums Herz als seit vielen Jahren, im nächsten werde ich von der Reue des Mörders gepackt.
    Aber habe ich ihn ermordet?
    Ich habe keinen Schuß abgegeben. Im Magazin fehlt keine Kugel.
    Am Griff meines Revolvers sind keine Blutspuren.
    Er hat geatmet. Ich habe Luftblasen gesehen. Und Tote, es sei denn, sie heißen Larry und sind betrunken, atmen nicht, selbst wenn sie grinsen.
    Also habe ich vielleicht nur mich selbst getötet?
    Larry ist mein Schatten, denke ich in einer abgelegenen Außenstation meines Kopfs, als ich in traumhafter Losgelöstheit zwischen den Sandsteinpfosten von Honeybrook hindurchfahre. Man fängt ihn nur, wenn man auf ihn fällt. Dann erinnere ich mich an etwas, das er mir einmal gesagt hat, ein Zitat von einem seiner literarischen Götzen: »Töten, ohne selbst getötet zu werden, ist eine Illusion.«
    Zurück in der Sicherheit meines Arbeitszimmers, zittern mir endlich die Hände, und ich gieße mir einen großen Whisky ein und stürze ihn hinunter; dann noch einen und noch einen und noch einen. So habe ich nicht mehr getrunken seit einer abendlichen Guy-Fawkes-Feier in Oxford, als Larry und ich uns bei einem Wetttrinken fast zu Tode gesoffen hatten. Es ist das schwarze Licht, denke ich, als ich die leere Flasche beiseite schiebe und, standhaft nüchtern, eine zweite anbreche: das schwarze Licht, das der Boxer sieht, wenn er zu Boden geht und angezählt wird; das schwarze Licht, von dem anständige Menschen mit Revolvern im Gürtel übers Moor gelockt werden, um ihre besten Freunde zu ermorden; das schwarze Licht, das von dieser Nacht an in meinem Kopf auf alles scheinen wird, was am Weiher von Priddy geschehen oder nicht geschehen ist.
    ***
    Ich zwang mich aufzuwachen. Ich saß, den Kopf in die Hände gestützt, von meinen Akten und Andenken umgeben, an dem Tapeziertisch in meinem Versteck.
    Aber Larry ein Dieb und gleichzeitig meine tote Nemesis? fragte ich mich. Ein Betrüger, ein Verschwörer, ein Liebhaber von heimlichen Reichtümern und gleichzeitig von Frauen?
    Alles, was ich von mir und

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