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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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nicht. Macclesfield. Hab da mal ein Mädchen gevögelt. Cindy. Hat in der Seidenbranche gearbeitet. Seidencindy.«
    »Aber woher in Gottes Namen kriegt Larry Pettifer dreißig Millionen Pfund? Na schön, das Geld gehört nicht ihm, aber irgendwem muß es doch gehören!«
    Warten. Zählen. Beten. Lächeln.
    »Irgendeiner Mafia«, knurrte Jamie. »So nennt man das doch wohl da drüben? Einander bekämpfende Mafias? Die Zeitungen sind voll davon.« Er schüttelte den Kopf und murmelte etwas wie » seine Sache«.
    »Und was hast du getan?« fragte ich krampfhaft bemüht, einen Tonfall amüsierter Verblüffung beizubehalten. »Hast du deine Partner zu Rate gezogen? Ihn zum Teufel gejagt?«
    Die Schiffsuhr tickte wie eine Bombe, aber zu meiner Verzweiflung sagte Jamie noch immer nichts. Bis er plötzlich ungeduldig auffuhr, so als ließe ich ihn warten.
    »Ach was, in solchen Situationen jagt man die Leute nicht zum Teufel. Man lädt sie zum Essen ein. Man redet von alten Zeiten. Sagt, man wird darüber nachdenken, die Sache mit dem Vorstand besprechen. Ich habe ihnen erklärt, es gebe da ein paar Probleme, praktische und moralische. Habe angedeutet, es wäre nicht schlecht, wenn sie mir sagen würden, wer denn eigentlich ihr Klient sei, mit welchen Waren er zu handeln beabsichtige und wie das Ganze steuerlich aussehe. Ein bißchen rechtliche Absicherung wäre hilfreich . Habe vorgeschlagen, sie sollten zunächst einmal an das Außenministerium herantreten – auf hoher Ebene natürlich. Die hatten einen Brief von der Botschaft in London dabei. Von irgendeinem Beamten unterschrieben. Nicht vom Botschafter. Vielleicht eine Fälschung. Vielleicht auch koscher. Wie soll man das wissen.«
    Er studierte die Prägestempel auf der Rückseite seines Kaffeelöffels und verglich sie mit dem Löffel auf dem freien Platz neben ihm. »Verschiedenes Besteck«, brummte er. »Unglaublich«, sagte er bekümmert. »Wie kann so was passieren? Muß die Peters fragen. Verdammte Schlamperei.«
    »Du hast im Plural gesprochen, Jamie«, sagte ich.
    »Wie bitte, alter Freund?«
    Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Entschuldige, Jamie – vielleicht habe ich mich verhört –, ich dachte, du hättest sie gesagt. Heißt das, Larry ist nicht allein gekommen? Ich glaube, ich habe das nicht richtig mitgekriegt.«
    » Sie ist richtig.« Er untersuchte immer noch die Löffel.
    Meine Gedanken rasten wild durcheinander. Tschetschejew? Der Teilhaber in Macclesfield? Oder Larrys Freund von der Universität Hull?
    »Und? Wer war noch dabei?« fragte ich.
    Zu meiner Überraschung zeigte Jamie ein überlegenes und sehr anzügliches Lächeln. »Pettifer hatte eine Assistentin dabei. Eher eine Puppe, würde ich sagen. Sollte als seine Vermittlerin agieren, meinte er. Die Kopfarbeit machen. Larry ist kein großer Rechenkünstler, dafür hat er diese scharfe Mieze. Wesentlich besser auf Draht als Larry, wenn es um Zahlen ging.«
    Das amüsierte mich sehr. Es muß so gewesen sein, denn ich lachte belustigt auf, obgleich in mir alles erstarrte. »Bitte Jamie. Verschweig mir nichts. Das war eine Russin. Sie hatte noch Schnee an den Stiefeln.«
    Das überlegene Lächeln schwand nicht von seinen Lippen. Er legte die anstößigen Löffel hin. »Falsch. Anständiges englisches Mädchen, soweit ich das beurteilen konnte. Anständig gekleidet. Sprach das Englisch der Königin so gut wie du und ich. Würde mich nicht wundern, wenn sie die treibende Kraft gewesen wäre. Hätte jederzeit einen Job bei mir kriegen können.«
    »Hübsch?«
    »Nein. Nicht hübsch. Sie war schön . Ein Wort, das ich übrigens sehr selten verwende. Weiß der Geier, warum so eine sich mit einem Scheißkerl wie Pettifer einläßt.« Er war jetzt bei seinem Lieblingsthema angelangt. »Umwerfende Figur. Entzückender kleiner Hintern. Beine bis zum Hals. Hat mir damit vor der Nase rumgewedelt.« Er schlug einen philosophischen Ton an. »Das ist eins der außerordentlichsten Dinge im Leben, Tim, ich habe das immer wieder beobachtet. Hübsches Mädchen; kann jeden haben, den sie will; und in wen verknallt sie sich? In ein Arschloch. Jede Wette, daß Pettifer sie verprügelt. Gefällt ihr wahrscheinlich. Masochistin. Genau wie meine Schwägerin Angie. Geld wie Heu, sieht wahnsinnig gut aus, aber Angie wandert von einem Scheißkerl zum nächsten. Kann von Glück sagen, daß sie noch ein paar Zähne übrig hat, so wie die sie behandeln.«
    »Hatte sie einen Namen?« fragte ich.
    »Sally. Sally Soundso.«

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