Unsere feuerrote Hexe
bittet, im Zimmer gründlich sauber zu machen , dabei ist alles tiptop in Ordnung.
Ich kann nichts sagen und bin auch unfähig, mich zu rühren. Noch immer laufen mir die Tränen übers Gesicht, aber ich bin eh so nass, dass man es auch für Regentropfen halten könnte.
Petras Schritte auf der Treppe lösen meine Starre und ich verschwinde in unserem Bad.
Als ich unter der heißen Dusche stehe, kann ich mich nicht mehr zusammenreißen. Mein ganzer Körper zittert und die Verzweiflung trifft mich wie ein harter Schlag. ‚Heather, ich hab Heather verloren’ , es kommt mir alles noch so irreal vor, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ohne sie hier sein soll.
’ Ich will nur sichergehen, dass nichts mehr von ihr hier ist ,’ Jessis Worte kommen mir wieder in den Sinn.
‚Es ist noch viel hier – und es wird auch immer etwas hier bleiben’ , denke ich traurig. Aber wie um alles in der Welt sollen Nele und Ben begreifen, was los ist? Dass sie einfach so gegangen ist?
Ich mag mir noch gar nicht ausmalen, wie sie reagieren werden. Es wird mehr als eine Welt für sie zusammenbrechen, vor allem für Ben.
Am liebsten würde ich hier unter der Dusche bleiben, doch dann zwinge ich mich, mich anzuziehen und zu Jessica zu gehen. Vielleicht gibt es doch noch eine Lösung, vielleicht muss nur etwas Gras über die Sache wachsen.
„Ich habe mir etwas überlegt“, beginnt Jessi sofort, als ich das Wohnzimmer betrete. „Also ein neues Kindermädchen, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“, sie schaut mich kalt an. „Es sei denn, sie wäre schon etwas älter – oder hast du auch Bedarf an reifen Frauen?“
„Wenn wir nicht vernünftig reden können, gehe ich sofort wieder“, antworte ich nur knapp.
„Okay“, Jessica deutet auf einen Sessel und ich setze mich gespannt hinein. Sie schiebt mir ihren Laptop hin, ich schaue erst gar nicht auf die Seite, die sie aufgerufen hat.
„Was sagst du?“, fragt sie mich dann ungeduldig.
„Hm?“
„Alexander – was sagst du dazu?“, sie tippt mit ihrem Kugelschreiber auf den Monitor. „Das ist eine sehr renommierte Privatschule hier in Köln. Die Kinder werden dort bis zum Abend betreut.“
Ich starre auf den Laptop, ohne wirklich zu begreifen, was sie von mir will.
„Na und?“
„ Das wäre etwas für Nele“, antwortet sie genervt. „Und für Ben habe ich einen Kinderhort gefunden, der sogar bis 19 Uhr geöffnet hat. Ich könnte da direkt mal anrufen“, redet sie weiter. Sie sagt das alles völlig emotionslos, so als würde sie irgendwelche unwichtigen Punkte auf ihrer täglichen ‚To-do’-Liste abhaken.
„Du willst… du willst, dass Nele und Ben den ganzen Tag weg sind?“, es ist mehr eine Feststellung von mir, als eine Frage.
„Hast du eine bessere Idee?“, zickt Jessica mich schnippisch an. „Nicht ich bin dafür verantwortlich, dass wir kein Kindermädchen mehr haben, sondern du!“
„Das kommt gar nicht in Frage“, protestiere ich laut. „Nele und Ben werde n nicht den ganzen Tag abgeschoben!“
„Und wie stellst du dir das dann vor? Willst du sie mittags abholen und mit in die Kanzlei nehmen?“
„Ich könnte sie ab mittags betreuen“, Petra steht auf einmal im Raum. „Entschuldigen Sie, ich wollte nicht lauschen“, sagt sie sofort, als sie den wütenden Blick von Jessica sieht.
„Petra, wir suchen hier eine qualifizierte Betreuung für unsere Kinder. Nicht jemanden, der nur so nebenbei mal ein Auge auf sie wirft …“
„Aber für Nele und Ben wäre es die beste Lösung“, ich schicke Petra einen dankbaren Blick und wende mich dann Jessica zu. „Die beiden kenne n sie jetzt schon so lange und mögen sie. Es wird für sie eh sehr, sehr schwer werden, über Heathers Fortgang hinwegzukommen…“
„Nein, ich halte die Ganztagslösung für die Beste. Nele und Ben werden sich schnell umgewöhnen, sie sind dort unter Kindern und das Personal ist sehr geschult. Außerdem hat Nele dort Hausaufgabenbetreuung und es würde sogar dafür gesorgt werden, dass sie zu den Ballettstunden gefahren wird“, Jessica schüttelt energisch den Kopf. „Kinder können sich leicht umstellen.“
„Ach – und das sagst du!“, lache ich höhnisch auf. „Die Kinderexpertin schlechthin… Ich lasse das nicht zu!“
„Du solltest lieber mal ganz kleine Brötchen backen, Schatz ! Meine Eltern fanden die Idee auch gut. Sie sind übrigens nicht gerade erfreut darüber gewesen, zu hören, was passiert ist.“
„Ich werde mit ihnen
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